Nüchtern betrachtet ist die Abenddämmerung die Übergangszeit zwischen Tag und Nacht. Für die abendliche Farbenpracht am Himmel gibt es eine naturwissenschaftliche Erklärung. Aber für das Abendrot während der Adventszeit wird diese außer Kraft gesetzt. Denn färbt sich der Himmel im Advent rot, ist das der jährlich dort stattfindenden Weihnachtsbäckerei geschuldet. Dieses Wissen wird über Generationen weitervermittelt und seine background story ist wunderbar überzeugend.
Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit leuchtet der Himmel abends länger als in den vorherigen Monaten in prächtigem Rot. Das hat Gründe. Wissenschaftlich ist das so zu erklären: Die längsten Dämmerungszeiten werden jeweils zu den beiden Sonnenwenden erreicht, also im Winter pünktlich zur Adventszeit am 21. Dezember. Mit einem Sonnenuntergang bereits am Nachmittag geschieht dies außerdem zu einer kinderfreundlichen Zeit.
Verantwortlich für das Farbenspiel während der Dämmerung am Himmel sind winzige Partikel in der Atmosphäre. Steht die Sonne nur wenig über dem Horizont, nimmt ihr Licht einen längeren Weg durch die Atmosphäre als bei höherem Sonnenstand. Die Partikel erzeugen das Dämmerungsrot. Durch sie wird das Sonnenlicht gestreut. Der Einfluss von Luftmolekülen und Aerosolen wird immer größer, je näher sich die Sonne zum Horizont befindet. Da kürzere Wellenlängen (Blautöne) stärker gestreut werden, färbt sich der Himmel gelblich-rot. Nach Sonnenuntergang werden die Farben noch intensiver, weil die tief stehende Sonne die Wolken zusätzlich anstrahlt. Geht diese mit einem Farbenspiel intensiver Rottöne einher, bezeichnet man dies abends als Abendrot.
Aber machen wir uns nichts vor: Der Zuckerguss gehört auf den Zimtstern, der Weihnachtsbaum ist kein schnöder Nadelbaum und im Advent backen die Engel im Himmel Plätzchen, weshalb sich der Himmel abends in backofenwarmem Rot färbt. Wer hat in seiner Kindheit nicht den Spruch gehört: „Jetzt backen die Engel wieder Plätzchen.“?
Hintergrund der kindlichen und romantischen Erklärung ist die Geschichte über den Engel Neriel, der das Abendrot schuf.
Neriel und der Puderzucker
Wenn das Christkind in der Weihnachtszeit Plätzchen backt, braucht es viele Engel als Helfer in der himmlischen Backstube. Einer der Engel ist Neriel. Als an einem Tag der Staub des roten Planeten für den roten Zuckerguss zur Neige ging, wurde Neriel vom Christkind beauftragt, neuen Planetenstaub zu besorgen. Der Engel flog nun also zum roten Planeten und sammelte dort fleißig aus dem tiefsten Krater den besten und feinsten roten Zuckerstaub auf. Dabei wurde er selbst komplett staubig und war überall mit rotem Puder bedeckt. Und auch sein Gewand sowie die Engelsflügel waren voller Planetenzucker. Auf Schritt und Tritt hinterließ er Spuren von dem roten Puder. Als er dann zurück in die Himmelsbäckerei flog, staubte es mächtig vor sich hin und der Himmel leuchtete davon in den schönsten roten Farben. Als die Menschen den roten Himmel am Abend sahen, nannten sie es Abendrot. Am nächsten Morgen fanden sie in ihren Häusern leckere Plätzchen. Und da sie eins und eins zusammenzählen konnten, wussten sie, dass, wenn der Himmel rot leuchtet, die Engel und das Christkind Plätzchen backen.
Bildunterschrift: Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit leuchtet der Himmel abends länger als in den vorherigen Monaten in prächtigem Rot. Verantwortlich für das Farbenspiel während der Dämmerung am Himmel sind winzige Partikel in der Atmosphäre, die das Licht streuen.
Bildnachweis: Quelle: WetterOnline