Von Klaus-Peter Knobloch
Wenn die „Mannen“ der Wasserball Union Magdeburg zu den Punktspielen ins Wasser stiegen, saß Rolf Bastel, von allen liebevoll nur „Rolli“ genannt, oft auf der Tribüne der Dynamo Schwimmhalle in Magdeburg. Doch sein Platz bleibt zukünftig leer, denn das Herz von Magdeburgs 94-jähriger Wasserball-Ikone schlägt seit gestern, 18.12.2021, nicht mehr. Der Vorstandsvorsitzende der Wasserball Union Magdeburg Detlef Klotzsch: „Wir sind tief betroffen. Rolli war eine Institution, der den Wasserball insbesondere in Magdeburg über Jahrzehnte geprägt hat. Mit ihm verlieren wir einen Freund und Unterstützer des Vereins. Er wird uns immer als ein großer Sportsmann, engagierter Trainer und guter Freund in Erinnerung bleiben. Unser tiefes Beileid gilt seiner Ehefrau und der Familie. In Gedenken an ihn werden wir den Wasserballsport in Magdeburg weiterführen.“
Kein anderer Magdeburger war mit dem Wasserball so eng verbunden wie er. Doch wer war der mitfiebernde Rolf Bastel, den seine ehemaligen Spieler als Trainer die „Ruhe in Person“ bescheinigten.
Am 12. Juli 1927 wurde in Magdeburg, unweit der Elbe, Rolf Bastel geboren. Die Elbe, das nasse Element, sollte sein Leben mitbestimmen. Seine glückliche Kindheit und den Anfang seiner Jugend verbrachte er zu großen Teilen im und an den Ufern des Flusses. Folgerichtig lernte er den Beruf eines Binnenschiffers. Doch der II. Weltkrieg presste den noch jugendlichen Rolf Bastel in die Wehrmachtsuniform. Gerade 18 Jahre alt, wurde er aus der Gefangenschaft entlassen und fand in Magdeburg einen Beruf, der wieder mit Wasser verbunden war. Er wurde Feuerwehrmann.
Neben diesem Beruf spielte er mit seinen besten Jugendfreunden Wasserball. Über die „SG Buckau Fermersleben“ kam er zur „SG Dynamo Magdeburg“. Spieler, Spielertrainer und Trainer waren seine Wasserballstationen. Und Rolf Bastel hatte das Glück des Tüchtigen. Unter seiner Leitung wurde die „Dynamo-Mannschaft“ Serienmeister in der DDR. (u. a. 1958 bis 1962). Auch international konnte er Erfolge aufweisen. In den Europapokalwettbewerben 1966 und 1968 wurden die Magdeburger Wasserballer jeweils Dritter. „Rolli“ wurde zum Trainer der Nationalmannschaft berufen. Der Erfolg stellte sich auch hier ein. 1966 wurde die DDR-Nationalmannschaft in Utrecht Vizeeuropameister. Das war bis dahin einer Deutschen Mannschaft nur 1931 gelungen.
1968 hätte das Jahr des Triumphes für den Wasserball in Magdeburg werden können, wurde es aber nicht. Die Nationalmannschaft, deren Gros aus Magdeburger Spieler bestand, fuhr als Favorit zu den Olympischen Spielen nach Mexiko, wurde dort jedoch nur Sechster. Doch das war noch nicht die schwerste Niederlage. Wasserball wurde, neben anderen Ball-Sportarten, durch die DDR-Führung „abgeschafft“. Zudem gab es keine finanzielle Förderung mehr. Lukrative Angebote, als Wasserballtrainer in anderen Ländern zu arbeiten, schlug Rolf Bastel aus. (Man kann sich so etwas heute kaum mehr vorstellen).
Rolf Bastel blieb dem Schwimmsport in Magdeburg und „seiner“ Schwimmhalle treu und wurde Leiter des Trainingszentrums „Schwimmen“ der SG Dynamo Magdeburg. Es ist fast selbstverständlich, dass diese Trainingsstätte zu einem der erfolgreichsten Trainingszentren der DDR wurde. Später übernahm er die Leitung der Dynamo-Schwimmhalle in Magdeburg, Großen Diesdorfer Strasse.
Dem Wasserball blieb er im Herzen treu. Nicht nur als Zuschauer sah man ihn oft neben seinen ehemaligen Wasserballern wie Günter „Zange“ Becker, Wilfried Conrad oder Axel Meinhold in „seinem“ Wohnzimmer, der Dynamo Schwimmhalle in Magdeburg. Lange Zeit trainierte er die „Alten Herren“ der SG Handwerk Magdeburg, stand noch mit achtzig als Trainer am Beckenrand. Zudem zählte er zu den größten privaten Förderern des Magdeburger Wasserballs und stand der Wasserball Union Magdeburg bis zum Schluss immer noch mit Rat und Tat zur Seite.
Nun also schlägt sein Herz nicht mehr. Die Magdeburger Wasserballwelt verneigt sich in tiefer Trauer vor ihm.
Danke Rolli!
Foto: Rolf Bastel mit „seiner“ Dynamo Schwimmhalle“ in Magdeburg im Hintergrund. (c) Axel Ruhland