Linksfraktion fordert schnelle GesetzesÀnderung
OsnabrĂŒck (ots). Der Familiennachzug von 13.600 Eheleuten ist im vergangenen Jahr an mangelnden Deutsch-Sprachkenntnissen gescheitert. Das geht aus einer Antwort des AuswĂ€rtigen Amtes auf Anfragen der Linken-Abgeordneten Gökay Akbulut (Foto) hervor, die der „Neuen OsnabrĂŒcker Zeitung“ (NOZ) vorliegen.
Demnach gab es 2022 etwas mehr als 40.100 Deutsch-PrĂŒfungen an Goethe-Instituten im Ausland, von deren Bestehen der Ehegattennachzug grundsĂ€tzlich abhĂ€ngig gemacht wird. Dabei fielen 13.607 Teilnehmer durch, also mehr als jeder Dritte (33,9 Prozent). Dies sei die höchste absolute Zahl Betroffener seit Jahren, teilte die Linke zum Internationalen Tag der Familie an diesem Montag (15. Mai) mit.
Wer den Deutsch-Test nicht besteht, kann nicht zu seinem Partner oder seiner Partnerin nach Deutschland kommen – selbst wenn die Betroffenen alle anderen Voraussetzungen fĂŒr den Familiennachzug erfĂŒllen, also etwa ausreichend Wohnraum und eine Krankenversicherung haben sowie fĂŒr den eigenen Lebensunterhalt aufkommen können.
Laut Koalitionsvertrag strebt die Ampel-Regierung an, dass der Sprachtest kĂŒnftig auch erst nach der Ankunft in Deutschland erbracht werden kann. Doch bislang liegt kein Gesetzentwurf vor.
Besonders hoch war die Quote der Durchfaller beim Sprachtest in den drei HerkunftslĂ€ndern Ăthiopien, Ghana und dem Senegal, wo mehr als jeder zweite Teilnehmer nicht bestand. In diesen afrikanischen LĂ€ndern erschweren Armut und Analphabetismus den geforderten Deutsch-Spracherwerb.
Zum Vergleich: 2022 wurden weltweit insgesamt 71.127 Visa zum Ehegattennachzug erteilt. Nicht in allen FĂ€llen muss ein bestandener Deutsch-Test vorgelegt werden. Es gibt zahlreiche Ausnahmeregelungen im Aufenthaltsgesetz, etwa fĂŒr den Nachzug zu EU-BĂŒrgern, zu anerkannten FlĂŒchtlingen oder zu FachkrĂ€ften.
Die Linken-Abgeordnete Akbulut betonte: „Das Recht auf Familie ist ein Menschenrecht.“ Akbulut nannte die geltenden Sprachanforderungen beim Ehegattennachzug „sozial selektiv“ und „strukturell rassistisch“. Die Linken-Politikerin sagte: „Vor allem in afrikanischen LĂ€ndern sind die Misserfolgsquoten bei Sprachtests inakzeptabel hoch. Damit ist die Regelung auch ganz klar europarechtswidrig, weil das Recht auf Familiennachzug unzumutbar erschwert wird.“
Foto: Gökay Akbulut, migrations- und integrationspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke (c) Gökay Akbulut /Andi Weiland