Magdeburg/ST. Weiterer Baustein im Kampf gegen extreme Hochwasser im Landkreis Harz: In Veckenstedt hat Umweltminister Prof. Dr. Armin Willingmann (Foto) heute gemeinsam mit dem Direktor des Landesbetriebs fĂŒr Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW), Burkhard Henning, und Landrat Thomas Balcerowski die neue Hochwasserschutzanlage an der Ilse offiziell in Betrieb genommen. Sie soll einem hundertjĂ€hrigen Hochwasser mit einem Abfluss von mehr als 40 Kubikmetern pro Sekunde standhalten â das ist das 62-fache des mittleren Abflusses der Ilse.
Die Investition von knapp 3,8 Millionen Euro wird aus dem europĂ€ischen Landwirtschaftsfonds fĂŒr die Entwicklung des lĂ€ndlichen Raums (ELER) finanziert. Das Projekt umfasst die Errichtung von Deichen an beiden Ilse-Ufern, eine Ufererhöhung am linken Ufer, ein Absperrbauwerk zur Regulierung des Zuflusses in den MĂŒhlengraben sowie eine neue BrĂŒcke fĂŒr FuĂgĂ€nger, Radfahrer und den landwirtschaftlichen Verkehr. Gleichzeitig wird auch der Umweltschutz gestĂ€rkt â anstelle zweier alter Wehre gleicht nun eine neue Sohlgleite das bestehende starke GefĂ€lle aus. Vorteil: Sie kann von heimischen Fischen wie Groppe, Elritze oder Bachforelle passiert werden.
Willingmann betonte: âDer Juli 2017 hat auch bei vielen Menschen im Harz Spuren hinterlassen. Anhaltende RegenfĂ€lle lieĂen damals kleine BĂ€che in kĂŒrzester Zeit zu reiĂenden FlĂŒssen anschwellen, darunter auch die Ilse in Veckenstedt. Umso wichtiger ist es, dass die umfangreichen Investitionen jetzt komplett umgesetzt sind und die Menschen hier ab sofort deutlich ruhiger schlafen können.â
Auch nach Abschluss des Projekts in Veckenstedt gehen die Arbeiten fĂŒr einen verbesserten Hochwasserschutz im Harz unvermindert weiter. âDer fortschreitende Klimawandel wird aller Voraussicht nach auch zu mehr Starkregen fĂŒhren. Im Harz mit seinen teils steilen HĂ€ngen kann daraus schnell eine Sturzflut werden. Daher setzen wir in den kommenden Jahren verstĂ€rkt auf den Bau neuer HochwasserrĂŒckhaltebecken, um groĂe Regenmengen verzögert zum Abfluss zu bringen bzw. in der Region zu haltenâ, sagte der Minister.
Er verwies in diesem Zusammenhang auf die neue Landesstrategie zum Hochwasserschutz âStabil im Klimawandelâ, die bis 2027 landesweit insgesamt 195 MaĂnahmen und AktivitĂ€ten umfasst. Darunter sind im Harz auch der Bau neuer RĂŒckhaltebecken bei StraĂberg und Gonna sowie eines Speichers bei Ahlsdorf oder der Hochwasserschutz an der unteren Selke. Seit 2013 sind im Landkreis Harz rund 16 Millionen Euro in die Verbesserung des Hochwasserschutzes investiert worden.
Hintergrund:
Ende Juli 2017 trat im Umfeld des Harzes unwetterartiger, extrem ergiebiger Dauerregen auf. Besonders betroffen in Sachsen-Anhalt waren dabei die Einzugsgebiete von Ilse und Holtemme. Am 26. Juli 2017 wurden Teile des Ortskerns von Veckenstedt gesperrt, da AnliegerstraĂen und GebĂ€ude an beiden Ilse-Ufern ĂŒberschwemmt waren. Auch das Gebiet des Landschulheims GrovesmĂŒhle sowie landwirtschaftliche Betriebe und NutzflĂ€chen waren damals von den Wassermassen schwer betroffen.
FĂŒr die neue Hochwasserschutzanlage wurde am rechten Ilse-Ufer ein 350 Meter langer Leitdeich mit Anbindung an die neue BrĂŒcke und den Teichdamm errichtet. Linksseitig entstand auf rund 140 Metern ein neuer Deich, zudem wurde das linke Ufer innerhalb der Ortslage auf rund 220 Metern LĂ€nge erhöht. Verbaut wurden insgesamt u.a. rund 280 Kubikmeter Beton, ca. 3.200 Tonnen Schotter und rund 175 Meter Spundband. Zudem sind 560 StrĂ€ucher und 68 BĂ€ume gepflanzt worden.
Quelle: Ministerium fĂŒr Wissenschaft
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