Mit einem bundesweiten Protesttag und einer zentralen Kundgebung in Berlin machen die KrankenhÀuser am Dienstag, 20. Juni, auf ihre angespannte wirtschaftliche Situation und steigende Insolvenzgefahr aufmerksam. Dazu erklÀrt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) Dr. Gerald Gaà (Foto):
âNoch nie standen die deutschen KrankenhĂ€user unter einem so groĂen wirtschaftlichen Druck wie in der jetzigen Zeit. Die Inflation sorgt fĂŒr massive Kostenerhöhungen, die anstehenden und notwendigen Tarifsteigerungen werden diese Situation weiter verschĂ€rfen. Da KrankenhĂ€user aber nicht ihre Preise anpassen können, werden die Kliniken bis Jahresende ein Defizit von 10 Milliarden Euro ansammeln, und 2024 wird die Entwicklung so dramatisch weitergehen. Wir fordern daher umgehend ein aktives Handeln der Politik, das den KrankenhĂ€usern noch vor der groĂen Reform die Existenz sichert, damit sie diese Reform ĂŒberhaupt noch erleben können. Wir wollen keine Almosen und auch keine Rettungspakete, sondern die faire Anpassung der Krankenhauserlöse an die gestiegenen Kosten.
Wenn die Politik weiter tatenlos zusieht, werden wir viele KrankenhĂ€user verlieren, die fĂŒr die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung dringend gebraucht werden. Das bedeutet VersorgungslĂŒcken und Wartelisten vor allem dort, wo die Gesundheitsversorgung ohnehin schon immer schwieriger wird und KrankenhĂ€user oft die Aufgaben ĂŒbernehmen mĂŒssen, die wegen wegbrechender Arztpraxen nicht mehr geleistet werden können. Wir verlieren wertvolle Strukturen, die man nicht ohne weiteres wieder aufbauen kann. Denn wo eine Klinik schlieĂen muss, suchen sich vor allem die auf dem Arbeitsmarkt heiĂ begehrten PflegekrĂ€fte andere Stellen. Sie werden nicht Jahre spĂ€ter in ein möglicherweise neu eröffnetes Krankenhaus zurĂŒckkehren, sie werden auch nicht viele kilometerweit ins nĂ€chste Krankenhaus fahren.
In Zeiten des massiven FachkrĂ€ftemangels verschĂ€rft der kalte Strukturwandel mit seinen unkontrollierten KrankenhausschlieĂungen die Situation noch einmal. Die Politik muss jetzt handeln und den Menschen erklĂ€ren, welchen Stellenwert die Gesundheitsversorgung auf der politischen Agenda hat. Dass sich in einem 500 Milliarden Euro umfassenden Bundeshaushalt keine zehn Milliarden zum Erhalt der flĂ€chendeckenden Krankenhausversorgung finden, wir uns aber milliardenschwere Subventionen wie Dienstwagenprivileg und steuerfreies Flugbenzin leisten, ist inakzeptabel. Immer hĂ€ufiger mĂŒssen StĂ€dte und Landkreise die Defizite der KrankenhĂ€user ausgleichen. Es darf aber nicht sein, dass die Finanzkraft der Kommunen ĂŒber die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung entscheidet.
Gleichwertige Lebensbedingungen sind ein verfassungsrechtlich definiertes Recht an das sich die Bundesregierung halten muss. Nicht nur der Gesundheitsminister, das gesamte Kabinett mĂŒssen jetzt die Frage beantworten, was ihnen die Gesundheitsversorgung wert ist. Wenn diese Bundesregierung insgesamt nicht die Kraft hat, das von Karl Lauterbach prognostizierte Krankenhausterben abzuwenden, hat diese Bundesregierung schlichtweg versagt.“
Text/Foto: DKG