Noch gibt es keine Fortschritte auf dem Weg zu wirklich nachhaltiger MobilitĂ€t â weder in Sachsen-Anhalt, noch in Deutschland insgesamt. Doch im Bundesvergleich steht Sachsen-Anhalt sehr gut da. Vor allem in Sachen ZuverlĂ€ssigkeit liegt es im dritten ADAC MobilitĂ€tsindex deutlich ĂŒber dem Bundesdurchschnitt. âAllerdings sind es kaum strukturelle VerĂ€nderungen, die zu diesem Ergebnis fĂŒhren, sondern insbesondere das geringe Staugeschehen im Vergleich zu anderen BundeslĂ€ndern“, informiert Michael Weber, Sprecher des geschĂ€ftsfĂŒhrenden Vorstands im ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt. GetrĂŒbt wird das Bild durch eine geringere Verkehrssicherheit bei gestiegener Verkehrsnachfrage.
Bereits zum dritten Mal zeigt der ADAC in Zusammenarbeit mit dem Analyse- und Beratungsunternehmen Prognos die Entwicklung nachhaltiger MobilitĂ€t in Deutschland in fĂŒnf Bewertungsdimensionen auf â vom Basisjahr 2015 mit dem Wert 100 zunĂ€chst bis 2022. Die Fortschreibung erfolgt jĂ€hrlich. Damit gibt es erstmals ein Instrument, mit dem die Fortschritte bei der Nachhaltigkeit objektiv gemessen werden können. Nachhaltigkeit umfasst dabei die Dimensionen Verkehrssicherheit, Klima und Umwelt, VerfĂŒgbarkeit, ZuverlĂ€ssigkeit sowie Bezahlbarkeit. Bundesweit liegt der Index fĂŒr das Berichtsjahr 2022 bei 111 und damit wieder deutlich unter dem Wert von 2021. Die zwischenzeitliche Verbesserung war vor allem auf die EinschrĂ€nkungen wĂ€hrend der Pandemie zurĂŒckzufĂŒhren. Aufgrund der zunehmenden Verkehrsleistung stiegen nach Corona auch die Unfallzahlen wieder an. Der Pkw-Verkehr ist immer noch dominant. Bei der Verkehrsmittelwahl sind die Menschen nach wie vor zu wenig VerĂ€nderung bereit und in der Lage. In Sachsen-Anhalt ist, anders als im Bundestrend, keine Verschlechterung zu verzeichnen. Hier stagniert der Gesamtindex bei 115 Punkten. Diesen deutschlandweit besten Wert teilt sich Sachsen-Anhalt mit Baden-WĂŒrttemberg.
MobilitĂ€tsindex Nachhaltigkeit: Ergebnisse fĂŒr Sachsen-Anhalt
Im lĂ€ndlich geprĂ€gten Sachsen-Anhalt ist der eigene Pkw nach wie vor fĂŒr viele Menschen die MobilitĂ€tsgarantie. Umso wichtiger ist es, Alternativen zu schaffen. Die Förderung des Ăffentlichen Personen-Nahverkehrs in den letzten Jahren zeigt Wirkung, das Angebot steigt erneut. Zudem profitiert der Schienenverkehr in Sachsen-Anhalt von seiner zentralen Lage und die Mitte des Landes von zahlreichen Autobahnen, also einem guten Infrastrukturzugang. Insgesamt bleibt das Bundesland damit auf einem guten Teilindex VerfĂŒgbarkeit von 106 Punkten.
Die Dimension Klima und Umwelt verweilt auf einem guten Niveau von 120, weil trotz gestiegener Verkehrsleistung die Entwicklung bei den Luftschadstoffen positiv ist. Das heiĂt, die Fahrzeugflotten werden sauberer. Aufgrund der hohen Bedeutung des Pkw in Sachsen-Anhalt kann die Förderung der ElektromobilitĂ€t ein guter Hebel sein, die Klimawerte weiter zu verbessern. Zwar ist in Sachsen-Anhalt seit 2019 der zweitstĂ€rkste Anstieg bei den zugelassenen E-Autos zu verzeichnen, beim Anteil der Stromer am Pkw-Bestand bildet das Bundesland mit 1,3 Prozent jedoch das Schlusslicht unter den BundeslĂ€ndern. Auf jeden Ladepunkt kommen 7,7 E-Fahrzeuge. âEs ist wichtig, die Rahmenbedingungen fĂŒr die ElektromobilitĂ€t kontinuierlich zu verbessern, insbesondere bei der Ladeinfrastruktur und der Preisgestaltung. E-Autos mĂŒssen fĂŒr die Menschen alltagstauglicher und bezahlbarer werden“, fordert Michael Weber.
In Sachen Verkehrssicherheit schneidet Sachsen-Anhalt bei der Unfallstatistik, gemessen an der Einwohnerzahl, seit jeher schlecht ab. Grund dafĂŒr sind viele gefahrene Kilometer auf LandstraĂen, die statistisch zu den gefĂ€hrlichsten StraĂen gehören. Somit ĂŒberrascht es nicht, dass Sachsen-Anhalt bei den Verkehrstoten je eine Million Einwohner in Deutschland fĂŒhrend ist. Die gestiegene Verkehrsleistung nach der Pandemie hat auch dazu gefĂŒhrt, dass es hier insgesamt mehr UnfĂ€lle gegeben hat. Der Teilindex Verkehrssicherheit ist dementsprechend – im Einklang mit dem Bundestrend – stark gesunken auf 108 Punkte. Die Verkehrssicherheitsarbeit muss daher in Sachsen-Anhalt eine gesonderte Aufmerksamkeit erhalten. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist der Verkehrssicherheitsbeirat des Landes, in dem auch der ADAC mitwirkt. âAus den Trends der Unfallstatistik mĂŒssen wir gemeinsam MaĂnahmen ableiten, um die Unfallrisikofaktoren zu reduzieren. Dabei mĂŒssen wir sowohl einzelne Personengruppen wie Senioren auf Pedelecs als auch die Infrastruktur in den Fokus nehmen“, betont Michael Weber.
Besser sieht es aus in der Dimension ZuverlĂ€ssigkeit. Im Vergleich zu anderen BundeslĂ€ndern staut sich in Sachsen-Anhalt der Verkehr, auch an den Verkehrsknotenpunkten Magdeburg und Halle, eher selten. Das geringe Stauaufkommen fĂŒhrt zu einem Spitzenwert von 141 in diesem Teilindex.
Der ADAC MobilitÀtsindex
Der MobilitĂ€tsindex bildet die Dimensionen Verkehrssicherheit, Umwelt und Klima, VerfĂŒgbarkeit, ZuverlĂ€ssigkeit sowie Bezahlbarkeit ab. Da sich die Entwicklung regional teilweise erheblich unterscheidet, wurden zusĂ€tzlich zu den Bundeswerten Indizes fĂŒr die 16 BundeslĂ€nder gebildet und in Steckbriefen dargestellt.
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