Erster ADAC Test seit zehn Jahren / hohe Preise gröĂtes Ărgernis / gute Bewertungen fĂŒr SanitĂ€ranlagen / Gastronomie teils unzuverlĂ€ssig
An den Rastanlagen der deutschen Autobahnen macht sich MittelmaĂ breit. Beim ersten ADAC Rastanlagentest seit zehn Jahren gab es fĂŒr 24 der insgesamt ĂŒberprĂŒften 40 Anlagen nur ein âausreichendâ. 15 Mal wurde die Note âgutâ vergeben und eine Anlage fiel mit âmangelhaftâ durch. Ein âsehr gutâ konnte sich keine der Rastanlagen verdienen. Waren in frĂŒheren Tests die SanitĂ€ranlagen oftmals ein groĂes Ărgernis, gab es dieses Jahr in dieser Kategorie meist die besten Noten. Ărgerlich sind seit jeher die hohen Preise an den Rastanlagen und auch im diesjĂ€hrigen Test fielen alle Anlagen beim Preisvergleich mit den Autohöfen durch. Weitere Kategorien waren das gastronomische Angebot, die AuĂenanlagen sowie ergĂ€nzende Services, zum Beispiel fĂŒr Camper und die Fahrer von Elektro-Fahrzeugen.
Beste Anlage im Test war die Rastanlage Ohrenbach West an der A 7 in Bayern mit der Note âGutâ, die bei der Gastronomie, den SanitĂ€ranlagen und der AuĂenanlage punkten konnte. Schlechteste und einzige Anlage mit der Note âmangelhaftâ war die Rastanlage Hermsdorfer Kreuz West an der A 9 in ThĂŒringen. Hier wurde lediglich die Gastronomie mit âgutâ bewertet, AbzĂŒge gab es unter anderem wegen des nicht barrierefreien Zugangs und der fehlenden barrierefreien Toilette im RastgebĂ€ude.
GröĂtes Ărgernis beim Besuch einer Rastanlage waren die hohen Preise. Alle 40 Anlagen fielen im Vergleich mit einer Stichprobe nahegelegener Autohöfe durch. In den Tankstellen-Shops waren etwa bis zu 5,99 Euro fĂŒr eine Packung Kartoffelchips fĂ€llig, in der Gastronomie fĂŒr einen kleinen Cappuccino to go bis zu 4,99 Euro. Deutlich ĂŒberteuert waren zudem auch die Kraftstoffe an den Autobahntankstellen, wie der ADAC in einer separaten Stichprobe erhoben hat.
Die SanitĂ€reinrichtungen erreichten bei drei Viertel der Rastanlagen die Note âsehr gutâ, weitere 15 Prozent bekamen ein âgutâ. Die beiden Anlagen Hermsdorfer Kreuz West und Grundbergsee Nord an der A 1 sind in dieser Kategorie mit âmangelhaftâ durchgefallen, vor allem, weil eine barrierefreie Toilette fehlte. Insgesamt jedoch waren die Anlagen meist in einem sehr guten Zustand und optisch sehr sauber. Ob sich dieser Standard auch wĂ€hrend der Hauptsaison hĂ€lt, bleibt jedoch abzuwarten.
Das gastronomische Angebot war im ADAC Test hinsichtlich der Auswahl durchweg gut. 33 Prozent wurden mit âsehr gutâ bewertet, 45 Prozent mit âgutâ. AbzĂŒge gab es jedoch bei der ZuverlĂ€ssigkeit mancher Anlagen: Bei vier Testobjekten war das Rastanlagen-Restaurant dauerhaft geschlossen â ohne dass es hierzu an der Autobahn einen Hinweis gegeben hĂ€tte. Mehrheitlich zufriedenstellende Ergebnisse gab es bei den AuĂenanlagen. Gut zwei Drittel schnitten mit âgutâ oder âsehr gutâ ab. Ein groĂes Manko bestand jedoch darin, dass bei 30 Prozent der Anlagen die Behinderten-StellplĂ€tze zu weit vom RastgebĂ€ude entfernt waren.
Mit der Zunahme von Elektro-Fahrzeugen wĂ€chst auch die Bedeutung von SchnellladesĂ€ulen an den Autobahnen ? und hier zeigt sich ein erheblicher Nachholbedarf. Eine Ladeinfrastruktur mit 43 bzw. 50 kW haben die ADAC Tester zwar an 38 von 40 Anlagen vorgefunden, allerdings verfĂŒgte nur etwas mehr als die HĂ€lfte ĂŒber sogenannte HPC SchnellladesĂ€ulen mit einer Ladeleistung ab 150 oder 300 kW. FĂŒr Camper und Wohnmobile sehen die Optionen noch schlechter aus: An keiner der Anlagen konnten sie Frischwasser nachfĂŒllen oder die Kassetten-Toiletten leeren.
Der ADAC fordert, dass die Preise in der Gastronomie und in den Tankstellen-Shops nach unten korrigiert werden, wenn sie sich signifikant von denen in der nĂ€heren Umgebung unterscheiden. Zudem sollte zu allen Einrichtungen auf der Rastanlage ein barrierefreier Zugang möglich sein. Angesichts der weiteren Zunahme von Elektro-Fahrzeugen gilt es, das Angebot an HPC SchnellladesĂ€ulen zĂŒgig auszubauen. Auch fĂŒr Camper sollten die Services verbessert werden. Dazu zĂ€hlen die Möglichkeiten zur Frischwasserversorgung sowie zur Entleerung von Campingtoiletten.
Titelfoto: © Shutterstock/Vytautas Kielaitis
