Essen (ots) – Das Amtsgericht Essen hat am Mittwoch ein Insolvenzverfahren in Eigenregie für den Kaufhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof eröffnet. Das teilte das Gericht am Morgen in einer Bekanntmachung mit, die der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ, Donnerstagausgabe) vorliegt. Das bedeutet zugleich, dass die vom Eigentümer Rene Benko eingesetzten Sanierungsexperten Arndt Geiwitz und Frank Kebekus auch diese neuerliche Insolvenz mit der alten Geschäftsführung managen dürfen. Ihre Pläne, wie schon 2020 erneut Dutzende Warenhäuser zu schließen, einige an Konkurrenten abzugeben und nur einen Kern profitabler Standorte unter dem Galeria-Dach weiterzuführen, können sie damit nun umsetzen. Für Tausende Beschäftigte bedeutet das den Verlust ihrer Arbeitsplätze.
Wie vor zweieinhalb Jahren folgt das Amtsgericht damit dem Konzept des Sanierer-Duos Geiwitz/Kebekus. Letzteren bestimmte es zum Sachwalter des Insolvenzverfahrens. Hätten ihr nun vorgelegter Insolvenzplan das Gericht nicht überzeigt, hätte es eine Regelinsolvenz angeordnet und selbst den Insolvenzverwalter bestellt. So dürfte etwa die Hälfte der Filialen künftig nicht mehr als Karstadt oder Kaufhof weitergeführt werden. Zuletzt war nach WAZ-Informationen die Rede von maximal 70 zu erhaltenden Standorten, das Handelsblatt nannte die Zahl 48. Für rund 20 Häuser soll es Interessenten geben. Da an vielen Standorten noch über Mietermäßigungen und Flächenverkleinerungen verhandelt wird, können sich diese Zahlen aber noch deutlich verändern, eine endgültige Liste soll es erst Mitte März geben.
Für die zu schließenden Häuser hatte Galeria bereits angekündigt, dass es dort betriebsbedingte Kündigungen geben werde. Als Entschädigung wurden zwei Monatsgehälter, aber maximal 7500 Euro mit dem Gesamtbetriebsrat vereinbart. Der hat immerhin Transfergesellschaft durchgesetzt, in der die Betroffenen sechs Monate lang mit Unterstützung einen neuen Job suchen können.
Die Gläubiger müssen nun beim Sachwalter ihre Forderungen anmelden. Im vom Gericht ernannten Gläubigerausschuss ist diesmal auch der deutsche Staat vertreten, und zwar als „Insolvenzgläubiger mit der höchsten Forderung“, so das Gericht. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) des Bundes hatte Galeria nach der Insolvenz 2020 in den Folgejahren Kredite über insgesamt 680 Millionen Euro gewährt. Das Amtsgericht legte den Termin für den Gläubigerausschuss für den 27. März fest, er wird wieder in der Messe Essen stattfinden. Den Staat vertritt dort Florian Hassner von der Deutschland-Finanzagentur GmbH. Er wird mutmaßlich auf weit mehr als 90 Prozent seiner Forderungen verzichten sollen, denn für die Gläubiger sollen nach WAZ-Informationen nur noch 50 Millionen Euro an Insolvenzmasse übrig sein.
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