Apotheken beklagen fehlendes Handeln der Bundespolitik und Ausbluten der Apotheker

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(Magdeburg, 01. Juni 2024). „Wir könnten sehr viel Gutes fĂŒr unsere Patienten tun. Wir könnten sogar dazu beitragen, Kosten im Gesundheitssystem einzusparen – dadurch, dass wir unsere Arbeit machen. Und nicht dadurch, dass wir wegrationalisiert werden.“ Diese Botschaft richtete Dr. Jens-Andreas MĂŒnch, PrĂ€sident der Apothekerkammer (AK-SA), auf dem FrĂŒhlingsfest der Apotheker an seine GĂ€ste. Das Fest fand traditionell beim MĂŒckenwirt in Magdeburg statt. Am 29. Mai 2024 luden Apothekerkammer und Landesapothekerverband Sachsen-Anhalt (LAV) wieder zum persönlichen Austausch mit Vertretern aus Politik, Krankenkassen, ÄrzteverbĂ€nden, Pharmaindustrie, Ministerien und Großhandel.

Zur Sprache kam erneut die wirtschaftlich desaströse Situation der Apotheken. Über drei Millionen Menschen nehmen tĂ€glich Hilfe in einer Apotheke in Anspruch. „Die benötigten Arzneimittel halten wir vorrĂ€tig oder besorgen sie in kĂŒrzester Zeit. Allein das wird im Zeitalter permanenter LieferengpĂ€sse immer schwieriger. Die Patienten bekommen zu ihren Arzneimitteln alle wichtigen ErklĂ€rungen zur richtigen Anwendung. Wir sind der letzte Sicherheitscheck, dass sie das Richtige bekommen“, beschreibt der PrĂ€sident nur einige der zahlreichen Leistungen der Apotheke.

Apotheken spielen nicht nur, aber gerade auch auf dem Land eine wichtige soziale Rolle fĂŒr ein funktionierendes Gemeinwesen – als Dienstleister und Arbeitgeber. Darum muss die Apotheke in erreichbarer Entfernung sein und bleiben. Sehr viele Menschen brauchen tagtĂ€glich eine Apotheke vor Ort und einen Apotheker als Ansprechpartner“, so der PrĂ€sident. Und er ergĂ€nzt: „Wir sind Problemlöser. Das haben wir auch wĂ€hrend der Corona-Pandemie bewiesen. DafĂŒr wurden wir sogar bejubelt. Heute ist das alles wieder vergessen. Die Politik lĂ€sst uns hĂ€ngen. Seit Monaten warten wir auf einen Gesetzentwurf aus Berlin.“

Die wirtschaftlichen Probleme wachsen von Tag zu Tag. Aber die Bundespolitik lĂ€sst uns im Regen stehen. Es passiert nichts. „Ernsthafte Maßnahmen gegen LieferengpĂ€sse fehlen. Wir haben eher BĂŒrokratieaufbau statt -abbau. Uns fehlen Maßnahmen gegen Personalmangel. Vieles mehr hĂ€tten wir zu besprechen. Doch ĂŒber all das redet der Bundesgesundheitsminister nicht mit uns“, beschreibt Thomas RĂ¶ĂŸler, stellvertretender Vorsitzender des Landesapothekerverbandes Sachsen-Anhalt, die derzeitige Berliner Politiksituation.

Seit elf Jahren warten die Apotheken auf eine Erhöhung ihrer Honorare. „Ich frage mich, wie lange die wohnortnahe Versorgung durch öffentliche Apotheken noch gewĂ€hrleistet werden kann. Wir haben also genĂŒgend Diskussionsstoff fĂŒr den Abend.“ So hofft Thomas RĂ¶ĂŸler und mit ihm die gesamte Apothekerschaft in nĂ€chster Zeit auf reichlich UnterstĂŒtzung seitens der anwesenden GĂ€ste fĂŒr die vielen drĂ€ngenden Fragen.

Titelfoto: FrĂŒhlingsfest der Apotheker

Quelle Fotos: AKSA/KĂŒhne

Bild 2: Thomas RĂ¶ĂŸler, Wolfgang Beck, StaatssekretĂ€r im Ministerium fĂŒr Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung und Dr. Jens-Andreas MĂŒnch (v.l.n.r.) beim FrĂŒhlingsfest