Magdeburg. Der Bildungsausschuss des Landtages ist am vergangenen Donnerstag von Sachsen-Anhalts Bildungsministerin Eva Feußner über aktuelle Entwicklungen an den öffentlichen Schulen des Landes informiert worden. Demnach habe sich laut Ministerium die Unterrichtsversorgung an den allgemeinbildenden Schulen in den vergangenen Monaten leicht verbessert. Das ist das Ergebnis der Auswertung von Daten, die regelmäßig am ersten Unterrichtstag nach den Winterferien erhoben werden. Die Quote lag bei 94,5 Prozent. Das seien 0,5 Prozentpunkte mehr als im September 2024. Auch an den berufsbildenden Schulen habe sich die Unterrichtsversorgung mit 92,9 Prozent um 0,2 Prozentpunkte leicht verbessert.
Im Zusammenhang mit den vermeintlichen Jubelmeldungen des Bildungsministeriums zur „leicht“ verbesserten Unterrichtsversorgung und zu den Neuausschreibungen fordert die GEW Sachsen-Anhalt die Landesregierung auf, endlich auch ernsthaft die Beschäftigungsbedingungen des Personals an Schulen in den Blick zu nehmen.
„Man kann natürlich in der Landesregierung weiterhin nach Einsparmöglichkeiten suchen. Das aber wie bisher einzig zu Lasten des Personals zu machen, schafft Demotivation. Jede Personaloffensive ist zum Scheitern verurteilt, wenn man gute und engagierte Lehrkräfte und pädagogische Mitarbeiter*innen nicht halten kann“, sagte Eva Gerth (Foto), die Vorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt.
Immer noch verlassen mehr als die Hälfte der Lehrkräfte mit dem erstmöglichen Renteneintrittstermin den Schuldienst. Viele geben bei Gesprächen mit der GEW das Problem der gestrichenen Altersermäßigung für 60- und 61-Jährige an. Hier fordert die GEW Sachsen-Anhalt schon seit Langem die Reaktivierung der Altersermäßigung.
Seiteneinsteigende kommen oft mit viel Elan in den Schulen an, stellen allerdings schon bald fest, dass sie zwar willkommen sind, fühlen sich jedoch in Bezug auf eine vernünftige Einarbeitung bzw. ein entsprechendes Mentoring eher alleingelassen. Die Anerkennung der studierten Fächer erscheint mehr als undurchsichtig. Einfachlehrkräfte werden nicht anerkannt, obwohl das im europäischen Maßstab eher die Regel ist.
Für viele Seiteneinsteigende, u. a. für diejenigen mit Bachelorausbildung oder auch für Erzieher*innen, die den Schritt in den Schuldienst wagen, gibt es so gut wie keine Perspektive, jemals zu einer vollständigen Lehrkräfteausbildung zu kommen und damit angemessen bezahlt zu werden. Das betrifft inzwischen mehr als 1.000 Seiteneinsteigende in Sachsen-Anhalt.
Zunehmend zeigt sich, dass auch in der Schulverwaltung das Personal fehlt. Dabei ist die fehlende Bezahlung der Mehrstunden nur die Spitze des Eisberges. Sowohl Lehrkräfte als auch Personalräte greifen zum Mittel der Klage vor den Gerichten, um ihre Rechte durchzusetzen, u. a. die Zahlung einer Zulage bei Abordnungen und die Bezahlung der Vorgriffstunde auch an Feiertagen entsprechend des Entgeltfortzahlungsgesetzes.
„Die Arbeit vor Ort ist aufreibend genug. Wir brauchen wertschätzende und verlässliche Arbeitsbedingungen und keine bürokratischen Hürden“, so Eva Gerth weiter. „Vielleicht kommen noch mehr Lehrkräfte ins Land oder bleiben hier, wenn wir mit guten Bedingungen und verlässlicher politischer Unterstützung für die Schulen werben können.“
Text/Foto: GEW Sachsen-Anhalt am 29. April 2025