Der Blick auf die deutsche EU-Mitgliedschaft ist unter den Wahlberechtigten in Deutschland in den vergangenen Jahren kritischer geworden. Eine relative Mehrheit von 38 Prozent sagt aktuell, die europĂ€ischen LĂ€nder sollten wieder stĂ€rker allein handeln und ZustĂ€ndigkeiten von der EU zurĂŒckholen (+16 im Vgl. zu Juli 2020). Nur noch ein Drittel (34 Prozent) wĂŒnscht sich im Gegenteil, dass die europĂ€ischen LĂ€nder ihre Zusammenarbeit in den kommenden Jahren vertiefen und weitere ZustĂ€ndigkeiten an die EU abgeben (-20). Vor knapp drei Jahren sagte das noch eine absolute Mehrheit. Jeder FĂŒnfte (20 Prozent) wĂŒrde an der Zusammenarbeit der EU-LĂ€nder derzeit nichts Wesentliches Ă€ndern (+1). Das hat eine reprĂ€sentative Umfrage von infratest dimap unter 1.302 Wahlberechtigten fĂŒr einen ARD-DeutschlandTrend extra im Vorfeld des WDR Europaforums (Dienstag, 6. Juni 2023, ab 10 Uhr im WDR Fernsehen) von Dienstag bis Mittwoch dieser Woche ergeben.
VerĂ€ndert hat sich in den vergangenen Jahren auch der Blick der Deutschen auf Vor- und Nachteile der EU-Mitgliedschaft. Aktuell sagt jeder Vierte (26 Prozent), Deutschland habe von der Mitgliedschaft in der EU eher Vorteile â das sind 14 Prozentpunkte weniger als im Juli 2020. Etwa ebenso viele (27 Prozent) sagen heute, Deutschland habe von der EU-Mitgliedschaft eher Nachteile (+12). Vier von zehn Deutschen (41 Prozent) und damit eine relative Mehrheit sagen indes, Vor- und Nachteile hielten sich die Waage (+/-0). Die EU-Mitgliedschaft insgesamt stellt derweil nur eine Minderheit der Deutschen in Frage. 14 Prozent der Wahlberechtigten stimmen der Aussage zu, Deutschland sollte aus der EU austreten. Vier von fĂŒnf BĂŒrgerinnen und BĂŒrgern (79 Prozent) lehnen das indes ab.
Verschiedene Vorteile der EU-Mitgliedschaft haben in der Wahrnehmung der BĂŒrgerinnen und BĂŒrger zuletzt an Bedeutung verloren, werden aber immer noch mehrheitlich geteilt. So sagen zwei Drittel der Deutschen (68 Prozent), durch die EU leben wir in Europa sicherer; das sind 10 Prozentpunkte weniger als noch im Vorfeld der jĂŒngsten Europawahl im Mai 2019. 23 Prozent stimmen dieser Aussage nicht zu. Eine knappe Mehrheit von 56 Prozent ist der Meinung, die Mitgliedschaft in der EU sorge dafĂŒr, dass es uns wirtschaftlich besser geht (-22 im Vgl. zu Mai 2019); etwas mehr als jeder Dritte (35 Prozent) sieht das aktuell anders.
Eine Mehrheit der Deutschen identifiziert sich weniger stark als EuropĂ€erin oder EuropĂ€er. 56 Prozent der BĂŒrgerinnen und BĂŒrger fĂŒhlen sich weniger stark oder gar nicht angesprochen, wenn ein Satz mit den Worten âWir als EuropĂ€erâŠâ beginnt (+4 im Vgl. zu Juni 2004). Nur noch vier von zehn Deutschen (41 Prozent) fĂŒhlen sich davon hingegen stark oder sogar sehr stark angesprochen (-7); vor knapp 20 Jahren sagte das noch fast jeder Zweite.
Text/Foto: WDR Kommunikation