Eine große Mehrheit der Deutschen unterstützt den Vorschlag, Asylverfahren künftig bereits an den Außengrenzen der Europäischen Union zu führen. Für 79 Prozent geht dieser Vorschlag in die richtige Richtung, für jeden Zehnten (11 Prozent) in die falsche Richtung. Das hat eine repräsentative Umfrage von infratest dimap unter 1.360 Wahlberechtigten für den ARD-DeutschlandTrend von Dienstag bis Mittwoch dieser Woche ergeben.
Dabei stimmen Anhänger aller im Bundestag vertretenen Parteien diesem Vorschlag mit breiter Mehrheit zu. Geflüchtete sollen demnach bereits an den EU-Außengrenzen registriert, erfasst und identifiziert werden. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte angekündigt, sich dafür im Rahmen eines gemeinsamen Asylsystems auf EU-Ebene einsetzen zu wollen. Über Details einer solchen Regelung wird im Vorfeld eines für den 10. Mai geplanten Bund-Länder-Gipfels im Kanzleramt diskutiert.
Unter den Wahlberechtigten in Deutschland gibt es weiterhin eine breite Akzeptanz verschiedener Fluchtgründe – auch wenn diese in Teilen leicht zurückgeht. So halten es 84 Prozent der Bürgerinnen und Bürger für richtig, dass Deutschland Flüchtlinge aufnimmt, die vor Krieg oder Bürgerkrieg fliehen (-10 im Vgl. zu Februar 2016). 70 Prozent unterstützen die Aufnahme von Menschen, die wegen Hungers- oder Naturkatastrophen aus ihrem Heimatland geflohen sind (-9 im Vgl. zu September 2015). Zwei Drittel (68 Prozent) unterstützen die Aufnahme von Flüchtlingen, die aus politischen oder religiösen Gründen verfolgt werden (-5 im Vgl. zu Februar 2016). Menschen in Deutschland aufzunehmen, die geflohen sind, weil sie in ihrem Heimatland keine Arbeit und kein Auskommen haben, findet dagegen nur eine Minderheit von 30 Prozent richtig (+5); sechs von zehn Deutschen (61 Prozent) finden das falsch.
Anstrengungen für zivile Seenotrettung im Mittelmeer finden mehrheitliche Unterstützung bei den Bürgerinnen und Bürgern. Sechs von zehn Deutschen (60 Prozent) finden es gut, dass private Initiativen Flüchtlinge aus Seenot im Mittelmeer retten und in europäische Häfen bringen, jeder Dritte (32 Prozent) findet das nicht gut. Ebenfalls 60 Prozent finden, auch die EU-Staaten sollten Flüchtlinge mit eigenen Kräften aus Seenot retten tun; 29 Prozent stimmen dem nicht zu.
Die Hälfte der Deutschen (50 Prozent) sagt, es mache ihnen Angst, dass so viele Flüchtlinge nach Deutschland kommen; dieser Wert ist nahezu unverändert zu Februar 2016. 46 Prozent stimmen dieser Aussage nicht zu. Drei von vier Deutschen (77 Prozent) sind der Meinung, die politischen Parteien kümmerten sich viel zu wenig um die Probleme, die durch die Zuwanderung von Flüchtlingen entstehen (+1 im Vgl. zu Januar 2014). Etwa vier von zehn Deutschen (37 Prozent) finden, die Politik in Deutschland tue genug für die Versorgung und Unterbringung von Flüchtlingen. Derweil sagt jeweils knapp jeder Dritte, die deutsche Politik tue dafür nicht genug (27 Prozent) bzw. – im Gegenteil – sie tue dafür zu viel (29 Prozent).
Text/Foto: WDR Kommunikation