AWO Sachsen-Anhalt fordert: Pflegekosten senken, Altersarmut bekämpfen!

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Magdeburg. Anlässlich des Internationalen Tages der älteren Menschen fordert die AWO Sachsen-Anhalt eine deutliche Entlastung der Pflegebedürftigen bei den Eigenanteilen in der Pflege. Die steigenden Kosten belasten viele ältere Menschen und ihre Familien erheblich. „Pflegebedürftigkeit darf nicht länger ein Armutsrisiko sein. Es ist dringend erforderlich, dass die Politik den Teufelskreis der wachsenden Zuzahlungen durchbricht und Maßnahmen ergreift, um die finanzielle Last der Pflegebedürftigen zu verringern. Die Eigenanteile sind für viele Menschen kaum noch tragbar und führen zu erheblichen sozialen Ungerechtigkeiten.“, erklärt Steffi Schünemann (Foto), Vorständin der AWO Sachsen-Anhalt.

Der zu zahlende durchschnittliche Eigenanteil bei einem Aufenthalt in einem Pflegeheim bis zu 12 Monaten lag in Sachsen-Anhalt am 1. Juli 2024 bei 2.373€.[1] Demgegenüber steht eine Durchschnittsrente in Sachsen-Anhalt mit 1.434,00 €. Damit führt die Pflegebedürftigkeit direkt in die Armut.

Wenn Einkommen und Vermögen nicht ausreichen, um die Heimkosten zu decken, kann beim Sozialamt Unterstützung beantragt werden. Allerdings dauert die Bearbeitung im Durchschnitt bis zu sechs Monaten. Dies stellt eine erhebliche Belastung und Unsicherheit für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen dar. Die Sozialämter sind personell nicht in der Lage, die Vielzahl der Anträge zeitnah zu bearbeiten. Diese unhaltbare Situation besteht bundesweit.

Die AWO Sachsen-Anhalt setzt sich seit Jahren für eine gerechtere Verteilung der Pflegekosten ein. „Wir dürfen nicht zulassen, dass ältere Menschen und ihre Angehörigen in finanzielle Not geraten, weil sie auf Pflege angewiesen sind. Es ist eine Frage der sozialen Gerechtigkeit und der Menschenwürde.“, betont Schünemann.

Die Politik muss durch eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung endlich spürbare Entlastungen schaffen. Lösungen sind seit Jahren bekannt:

  • Die Pflegeversicherung sollte alle pflegebedingten Kosten übernehmen.
  • Das Land sollte die Investitionskosten tragen, nicht die Pflegebedürftigen.
  • Die Finanzierung der Pflege sollte durch eine solidarische Bürgerversicherung erfolgen.

Steffi Schünemann: „Angesichts des demografischen Wandels ist es dringend notwendig, dass der Gesetzgeber die Pflegeversicherung endlich nachhaltig reformiert. Unsere Eltern und Großeltern verdienen diese Unterstützung.“

Hintergrundinformationen:

Der Internationale Tag der älteren Menschen wurde 1990 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Der Hauptgrund für die Einführung dieses Tages war, auf die Herausforderungen und Bedürfnisse einer alternden Bevölkerung aufmerksam zu machen und das Bewusstsein für die Beiträge älterer Menschen zur Gesellschaft zu schärfen

Die AWO versorgt in Sachsen-Anhalt fast 3.000 Menschen in 58 stationären, teilstationären und ambulanten Einrichtungen und Diensten.

[1] vdek, Finanzielle Belastung einer/eines Pflegebedürftigen in der stationären Pflege (Pflegeheim) in EUR je Monat bei einer Aufenthaltsdauer bis zu 12 Monaten Stand: 2024/07

Text/Foto: AWO Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. / Cathleen Paech