BARMER-Arztreport 2023 – Kindern in Sachsen-Anhalt droht nach Corona heftige Infektionswelle

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Magdeburg, 16. August 2023 – Kinder kĂ€mpfen auch hierzulande bis heute mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf ihre Gesundheit. Dies gilt insbesondere bei den klassischen Infektionskrankheiten wie zum Beispiel Scharlach. Das geht aus dem aktuellen Arztreport der BARMER hervor. Den Reportergebnissen zufolge haben sich im Jahr 2019 rund 4.520 Kinder in Sachsen-Anhalt mit Scharlach infiziert, im Jahr 2021 waren es nur noch 730. Das entspricht einem RĂŒckgang von rund 84 Prozent.

Demnach ist wĂ€hrend der Corona-Pandemie die ĂŒbliche Scharlach-Welle bei Kindern ausgeblieben, was jetzt zu einem intensiven Nachholeffekt fĂŒhren kann. Es drohen schwere VerlĂ€ufe. „Kinder sind die großen Verlierer der Corona-Pandemie. Sie litten unter vielen Entbehrungen und tragen heute die Konsequenzen fĂŒr ihre gesundheitliche Entwicklung. Eine drohende Scharlach-Welle ist nur ein Beispiel von vielen Infektionskrankheiten. Um solche negativen Effekte fĂŒr die Zukunft zu vermeiden, brauchen wie Schutzkonzepte mit Augenmaß. Einrichtungen sind dazu angehalten, sich des Themas anzunehmen. Das beginnt schon bei den AHA-Regeln“, sagt Axel Wiedemann (Foto), LandesgeschĂ€ftsfĂŒhrer der BARMER in Sachsen-Anhalt.

Kinderkrankheiten zeigen gegenlÀufige Tendenzen

Wie aus dem Report hervorgeht, sind neben Scharlach weitere klassische Kinderkrankheiten wĂ€hrend der Pandemie seltener aufgetreten als in den Jahren zuvor. Das gelte beispielsweise fĂŒr Ringelröteln. Hier gingen die Infektionen in Sachsen-Anhalt um 80 Prozent zurĂŒck. „Einzig bei der Hand-Fuß-Mund-Krankheit gibt es einen gegenteiligen Effekt“, betont Wiedemann. In keinem anderen Jahr seit dem Jahr 2005 waren mehr Kinder von der Diagnose einer Hand-Fuß-Mund-Krankheit betroffen als im Jahr 2021 (9.280). „Eine weitere Beobachtung der Hand-Fuß-Mund-Krankheit ist wegen der besonderen Entwicklung dieser Erkrankung sinnvoll. Wichtig ist, genau im Blick zu haben, wie sich die Fallzahlen entwickeln“, sagt Wiedemann. Das gelte vor allem vor dem Hintergrund, dass sich ein Kind durchaus mehrfach anstecken könne und die Krankheit auch an Erwachsene ĂŒbertragen werde.

Wirkung von Schutzimpfungen am Beispiel der Windpocken

Bereits vor der Pandemie hĂ€tten vor allem Schutzimpfungen dazu gefĂŒhrt, dass Kinderkrankheiten eine rĂŒcklĂ€ufige Tendenz zeigten. Das belege exemplarisch die Diagnoserate fĂŒr Windpocken. Eine Empfehlung fĂŒr die Schutzimpfung gegen Windpocken gebe es in Deutschland seit dem Jahr 2004. Von 2005 bis 2021 sei die Diagnoserate bei Kindern bis 14 Jahren in Sachsen-Anhalt um 98 Prozent gesunken. „Der RĂŒckgang der Fallzahlen ist auch deswegen eine gute Nachricht, da Kinder, die eine Windpocken-Infektion durchgemacht haben, als Erwachsene an einer GĂŒrtelrose erkranken können. So wird die mögliche Folgeerkrankung ausgebremst“, erlĂ€utert Wiedemann.

Heranwachsende auch wÀhrend Pandemie gut versorgt

Der Arztreport liefert neben Erkenntnissen zur Entwicklung klassischer Kinderkrankheiten auch einen Überblick ĂŒber die allgemeine Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Dabei zeigt sich, dass die Heranwachsenden wĂ€hrend der Pandemie Ă€hnlich oft versorgt wurden wie vor Corona. So haben im Jahr 2021 von den rund 272.400 Kindern bis 14 Jahren in Sachsen-Anhalt rund 93,8 Prozent mindestens einmal eine ambulante Ă€rztliche Behandlung erhalten. Vor der Pandemie lag die Behandlungsrate mit 94,9 Prozent etwa einen Prozentpunkt höher. Bei den SĂ€uglingen und Kleinkindern bis vier Jahre waren sogar 99 Prozent in Ă€rztlicher Behandlung. „Es ist ein wichtiges Ergebnis, dass nahezu alle Babys und Kleinkinder im Land wĂ€hrend den ersten beiden Corona-Jahren wenigstens einmal jĂ€hrlich bei einer Ärztin oder einem Arzt waren“, so Wiedemann.

Foto © BARMER/Viktoria KĂŒhne