Berlin, 23. Februar 2022 â Im vergangenen Jahr waren pro Woche durchschnittlich 10.430 BARMER-Versicherte mit Anspruch auf Krankengeld wegen Corona krankgeschrieben. Das geht aus einer aktuellen Analyse des BARMER Instituts fĂŒr Gesundheitssystemforschung (bifg) hervor. Demnach waren in der Kalenderwoche 32 vom 8. bis 14. August lediglich 5.200 Krankengeld-Anspruchsberechtigte wegen Corona krankgeschrieben. Die meisten Krankmeldungen gab es in der Kalenderwoche 49 vom 5. bis 11. Dezember mit 23.700 Betroffenen. âIm vergangenen Sommer hat sich die Annahme als Trugschluss erwiesen, wonach die Corona-Pandemie mehr oder weniger vorĂŒber sei. Das haben die hohen Fallzahlen ab dem SpĂ€therbst deutlich gezeigt“, sagt der Vorstandsvorsitzende der BARMER, Prof. Dr. Christoph Straub. Die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln bleibe weiterhin ein wichtiges Mittel im Schutz vor einer Ansteckung.
Frauen hÀufiger als MÀnner wegen Corona krankgeschrieben
Wie aus der Analyse des bifg weiter hervorgeht, waren im Jahr 2021 durchgĂ€ngig mehr Frauen als MĂ€nner wegen Corona krankgeschrieben. Demnach waren unter den Versicherten der Krankenkasse bis zu 13.800 Frauen und 9.900 MĂ€nner mit Anspruch auf Krankengeld in Kalenderwoche 49 arbeitsunfĂ€hig. Das entspricht 69 Frauen und 55 MĂ€nnern je 10.000 potenziellen Krankengeldbeziehenden. âFrauen arbeiten hĂ€ufiger in sozialen Berufen als MĂ€nner, etwa in der Pflege. Das ist ein Grund dafĂŒr, dass sie hĂ€ufiger mit dem Coronavirus in Kontakt kommen und daran erkranken“, sagt Straub. So seien beispielsweise im Jahr 2021 im Schnitt 0,33 Prozent der BARMER-versicherten BerufstĂ€tigen in der Altenpflege wegen Corona krankgeschrieben gewesen. In der Informatik hingegen, wo immer noch ein GroĂteil der BeschĂ€ftigten mĂ€nnlich sei, habe der Corona-bedingte Krankenstand bei 0,06 Prozent gelegen. In dieser Branche sei weitestgehend Homeoffice möglich, was mit zu einer niedrigeren Infektionsrate beigetragen haben dĂŒrfte. Eine weitere Ursache fĂŒr mehr Corona-Infektionen bei Frauen sei, dass sie hĂ€ufiger in der Familie die Pflege von erkrankten Personen ĂŒbernehmen wĂŒrden.
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Dritte Corona-Welle trifft Ă€ltere BeschĂ€ftigte, vierte Welle die jĂŒngeren
Laut der BARMER-Analyse hat die Corona-Pandemie im vergangenen Jahr die BeschĂ€ftigten je nach Altersgruppe unterschiedlich stark getroffen. WĂ€hrend der zweiten und dritten Welle waren die Ă€lteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dreimal hĂ€ufiger wegen Corona krankgeschrieben als die jĂŒngeren. In Kalenderwoche 3 vom 17. bis 23. Januar waren 56 von 10.000 Krankengeld-Anspruchsberechtigten ab 60 Jahren arbeitsunfĂ€hig. Bei den Unter-20-JĂ€hrigen und bei den 20- bis 39-JĂ€hrigen traf dies auf etwa 20 bis 21 von 10.000 Personen zu. âDie zweite und dritte Pandemiewelle haben zu ĂŒberproportional vielen Krankschreibungen bei Ă€lteren BeschĂ€ftigten gesorgt. Die vierte Corona-Welle hat dagegen vor allem junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer getroffen“, sagt BARMER-Chef Straub. So seien in Kalenderwoche 48 vom 28. November bis 4. Dezember bei den Unter-20-JĂ€hrigen 82 von 10.000 BeschĂ€ftigten mit Krankengeld-Anspruch arbeitsunfĂ€hig gewesen. In der Gruppe ab 60 Jahren habe dies auf 68 je 10.000 Krankengeld-Anspruchsberechtigte zugetroffen.
Massive regionale Unterschiede bei Corona-Krankschreibungen
Wie aus der BARMER-Analyse weiter hervorgeht, gab es im vergangenen Jahr deutliche regionale Unterschiede bei der HĂ€ufigkeit Corona-bedingter Krankschreibungen. GrundsĂ€tzlich hatten ostdeutsche FlĂ€chenlĂ€nder die höchsten Raten. In Sachsen etwa waren pro Woche zwischen 25 bis 229 je 10.000 BeschĂ€ftigte mit Anspruch auf Krankengeld krankgeschrieben. In Schleswig-Holstein dagegen waren nur zwischen sieben und 22 BARMER-Versicherte je 10.000 Krankengeld-Anspruchsberechtigte krankgeschrieben. âFĂŒr die regionalen Unterschiede bei den Corona-Krankschreibungen gibt es keine einzelne Ursache. Stattdessen werden zahlreiche GrĂŒnde in verschieden starkem MaĂe ausschlaggebend sein, darunter regional unterschiedliche Impfquoten. Letzten Endes bleibt das Verhalten jedes oder jeder Einzelnen ein ganz zentraler Faktor“, so BARMER-Vorstandschef Straub. Auch die Bevölkerungsdichte in einer Region und die Arbeitsplatzstrukturen vor Ort könnten eine Rolle spielen. SchlieĂlich gebe es Regionen mit verstĂ€rkt solchen Branchen, die nur in geringem MaĂe oder ĂŒberhaupt kein Homeoffice ermöglichen könnten.Â
Text/Fotos BARMER