Magdeburg, 23. Januar 2023 – Pflegebedürftige in Sachsen-Anhalts Heimen waren so stark von der Corona-Pandemie betroffen wie kaum eine andere Bevölkerungsgruppe hierzulande. Das geht aus dem aktuellen Pflegereport der BARMER hervor. Während im Januar 2021 knapp zehn Prozent der Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner eine Covid-19-Diagnose hatten, betraf Corona nur vier Prozent der Pflegebedürftigen insgesamt und weniger als zwei Prozent der Gesamtbevölkerung. „Für viele Menschen hat Corona seinen Schrecken verloren. Doch Pflegeheime können nach wie vor zu Hot Spots pandemischer Ereignisse werden. Hier finden sich besonders vulnerable Gruppen, für die wir weiterhin wirksame Schutzkonzepte brauchen, um für etwaige zukünftige Infektionswellen gewappnet zu sein“, sagt Axel Wiedemann (Foto), Landesgeschäftsführer der BARMER in Sachsen-Anhalt.
Pflegekräfte im Pflegeheim in besonderem Maße betroffen
Wie aus dem Pflegereport weiter hervorgeht, waren seit Beginn der Pandemie nicht annähernd so viele Pflegefachkräfte in Sachsen-Anhalts Pflegeheimen arbeitsunfähig wie im letzten Jahr. So gab es im März des Jahres 2022 mit 189 AU-Bescheinigungen je 10.000 Pflegefachkräfte die bisherige Spitze an Krankschreibungen. Im Vergleich zu März 2020 waren das mehr als fünf Mal so viele Krankmeldungen (34 je 10.000). „Die notwendigen Hygienemaßnahmen sowie der pandemiebedingte Personalausfall haben die Arbeit der Pflegekräfte stark erschwert. Um für zukünftige Infektionswellen gewappnet zu sein, ist es entscheidend die Zahl der Beschäftigten zügig zu erhöhen. Nur so kann sichergestellt werden, dass eine Abwärtsspirale aus Überforderung der Mitarbeitenden und erhöhten Arbeitsunfähigkeitszeiten entsteht“, so Wiedemann. Zudem könne diskutiert werden, inwieweit das Personal in Sachen Krisenmanagement geschult werden müsse.
Weniger Pflegebedürftige zu Pandemie-Beginn ins Pflegeheim
Wie aus dem Pflegereport weiter hervorgeht, sind gerade zu Beginn der Pandemie weniger Pflegebedürftige vollstationär gepflegt worden. Die Anzahl der Menschen, die bundesweit von der häuslichen Pflege in die stationäre Pflege wechselten, sank von jeweils über 25.000 im April der Jahre 2018 und 2019 auf rund 17.000 im Mai 2020. Das entspricht einem Minus von rund einem Drittel. Erst im späteren Verlauf der Pandemie ist die Zahl der Menschen, die vom häuslichen in das stationäre Setting wechselten, wieder gestiegen. „Pflegebedürftige und deren Angehörige haben in den beiden ersten Wellen aus Angst vor einer Infektion zum Teil auf die Inanspruchnahme vollstationärer Pflege verzichtet. Zudem mussten Einrichtungen ihr Angebot insbesondere aufgrund von Personalmangel zum Teil zurückfahren“, erklärt Landeschef Wiedemann.
Investitionen in der Pflege unumgänglich
Mit Blick auf die Corona-Pandemie habe sich zudem gezeigt, dass es eines konsequenten Ausbaus der Digitalisierung in Sachsen-Anhalts Pflegeheimen bedarf. Auch ein Umdenken hinsichtlich Ausstattung der Zimmer sei notwendig. „Einzelzimmer in Pflegeeinrichtungen in Sachsen-Anhalt sollten bei einer zeitgemäßen Pflege der Standard sein. Wir unterstützen die Ein-Bett-Zimmer-Politik des Landes“, so BARMER-Landeschef Wiedemann. Dieses Umdenken mache jedoch Umbauarbeiten in Pflegeheimen unumgänglich. Für die dadurch entstehenden Kosten könnten die Einrichtungen oft nicht alleine aufkommen. Eine Finanzierung über Landesmittel sei hier das richtige Signal. „Das Land Sachsen-Anhalt muss seinen Verpflichtungen nachkommen und die Investitionskosten von Pflegeeinrichtungen neu regeln und dauerhaft übernehmen, auch über das Corona-Sondervermögen hinaus“, sagt Wiedemann.
Foto © BARMER/Viktoria Kühne