Verena Bentele kritisiert Einnahme- und Ausgabeentwicklung in der Pflegeversicherung:
âDie geplanten strukturellen Anpassungen und kurzfristigen MaĂnahmen reichen nicht aus, um die steigende Ausgabendynamik zu stoppen. Die Pflegeversicherung muss von Grund auf saniert werden. NotfallplĂ€ne können die klaffenden Löcher nicht mehr schlieĂen. Die Probleme liegen auf dem Tisch, jetzt brauchen wir Lösungen statt langer Beratungen. Jedes Jahr ohne eine umfassende Reform ist ein verlorenes und vergröĂert das bestehende Defizit.
Laut Pflegekassen wird fĂŒr Ende 2025 ein Minus von 4,4 Milliarden Euro erwartet. Angesichts dieser Zahlen ist es unverstĂ€ndlich, dass die Pflegekassen zusĂ€tzlich mit 5,9 Milliarden Euro durch ausbleibende RĂŒckerstattungen der Pandemiekosten belastet werden. Der im Raum stehende Ausgleich ĂŒber Steuermittel scheint endgĂŒltig vom Tisch.
Der im Koalitionsvertrag angekĂŒndigte Stopp der Ausgabendynamik deutet zudem auf mögliche LeistungskĂŒrzungen oder höhere HĂŒrden fĂŒr Leistungsbewilligungen hin. Das ist keine Option. Sparen an dieser Stelle verschlechtert die Versorgung und belastet pflegende Angehörige noch stĂ€rker. Auch neue ZugangshĂŒrden lehnen wir entschieden ab. FĂŒr die Finanzlage der Pflegekassen ist essenziell, dass die Ăbernahme gesamtgesellschaftlicher Aufgaben endlich kompensiert wird. Neben den pandemiebedingten Kosten belasten auch die RentenversicherungsbeitrĂ€ge fĂŒr pflegende An- und Zugehörige sowie die teilweise Finanzierung der Pflege- und Ausbildungskosten die Pflegekassen. Damit muss Schluss sein.
Zwar kĂŒndigen die KoalitionĂ€re die ZusammenfĂŒhrung von Pflegezeit- und Familienpflegezeitgesetz an und stellen die EinfĂŒhrung eines Familienpflegegelds in Aussicht, das entlastet aber keine pflegenden Angehörigen â weder heute noch morgen. Das sind nur AbsichtserklĂ€rungen.
GrundsĂ€tzlich begrĂŒĂt der VdK die Idee eines Familienpflegegelds. Doch auch hier fehlt es an Verbindlichkeit â das PrĂŒfverfahren lĂ€sst konkrete Perspektiven vermissen. Zudem ist das Familienpflegegeld, analog zum Elterngeld, eine Entgeltersatzleistung. Es unterscheidet sich damit deutlich vom geforderten Pflegelohn. Wer vorher mehr verdient hat, bekommt mehr â unabhĂ€ngig davon, wie intensiv oder aufwĂ€ndig die Pflege tatsĂ€chlich ist.
Auch der Auftrag an die Bund-LĂ€nder-Arbeitsgruppe, MaĂnahmen zur StĂ€rkung pflegender Angehöriger zu prĂŒfen, bleibe vage. Was fehlt, sind konkrete Schritte â wie etwa der Ausbau von Tages-, Nacht- und Verhinderungspflege, ein Pflegebudget oder eine sektorĂŒbergreifende pflegerische Versorgung. Auch diese VorschlĂ€ge sind bislang lediglich PrĂŒfauftrĂ€ge.â
Foto: VdK-PrÀsidentin Verena Bentele © VdK / Susie Knoll