Blick hinter die Kulissen: Politikerin ist von Aufgabenvielfalt einer Apotheke ĂŒberrascht

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Magdeburg, 7. Februar 2023. Wie geht es den Apotheken in Sachsen-Anhalt? Vor allem, wie ist die Situation im lĂ€ndlichen Raum? Wie können kurze Wege fĂŒr Patientinnen und Patienten in einem FlĂ€chenland gesichert bleiben? Wie steht es um die Notdienstversorgung? Mit dieser breiten Themenpallette wird sich in den kommenden Wochen der Ausschuss fĂŒr Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung im Landtag von Sachsen-Anhalt befassen. Um fĂŒr diese sogenannte Selbstbefassung im Ausschuss gut informiert zu sein, besuchte Nicole Anger von der Partie Die Linke am 6. Februar 2023 die Sonnen-Apotheke in Magdeburg.

Inhaber Dr. Lars-Alexander Mohrenweiser gab ihr einen umfassenden Einblick hinter die Kulissen, um aufzuzeigen, was alles von einer voll versorgenden Apotheke gemeistert werden muss. Angefangen von aktuellen LieferengpĂ€ssen, BĂŒrokratiewahn bei Hilfsmitteln (Inkontinenzversorgung) ĂŒber LabortĂ€tigkeiten mit der Herstellung von Salben und anderen Arzneimitteln in der Rezeptur bis hin zu unvollstĂ€ndig ausgefĂŒllten Rezepten war die Themenvielfalt bunt und Ă€ußerst beeindruckend fĂŒr die Politikerin.

„Wir versuchen alles möglich zu machen, um  unsere Patienten hier vor Ort schnell und umfassend mit den benötigten Arzneimitteln zu versorgen. Im Gegenteil zu den Versandapotheken geben wir kein Rezept einfach an den Patienten zurĂŒck, weil wir durch LieferengpĂ€sse Probleme mit der Versorgung haben. Im Kontakt mit den Ärzten suchen wir zeit- und personalaufwĂ€ndig nach Lösungen, die wir auch immer finden. Und wir kĂŒmmern uns selbst um die Rezepte von Patienten, die zuvor erfolglos bei einer Versandapotheke eingereicht worden sind. Denn Onlineapotheken machen sich nicht den Aufwand und suchen den Kontakt zu den Ärzten. Wir schon“, erklĂ€rt Dr. Mohrenweiser, der zugleich auch VizeprĂ€sident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt ist.

„Das Aufgabenspektrum einer Apotheke geht wirklich weit ĂŒber das eigentliche und fĂŒr Außenstehende bekannte Abgeben von Arzneimitteln hinaus. Davon konnte ich mich heute eindrucksvoll ĂŒberzeugen. Und warum die Apotheke vor Ort so immens wichtig ist, zeigt sich anhand des KĂŒmmerns um jeden Einzelnen. Diese wohnortnahen Strukturen mĂŒssen wir unbedingt erhalten“, sichert Nicole Anger dem Apotheker zu.  

Dr. Mohrenweiser zeigte der Politikerin mehrere mit einem Code versehenen Rezepte, die zuvor bei einer Onlineapotheke eingereicht worden waren. Da es sich um nicht lieferfĂ€hige Medikamente handelt, soll nun die Vor-Ort-Apotheke einspringen und sich um Alternativen bemĂŒhen. Das geht immer nur in RĂŒcksprache mit den behandelnden Ärzten. „Wir sind gern fĂŒr unsere Patienten da. Aber wir können nicht ĂŒberleben, wenn wir nur die zeitaufwĂ€ndigen Rezepte hier vor Ort managen sollen. Unsere Grundhonorierung sieht diesen zusĂ€tzlichen Zeitaufwand mit den vielen RĂŒckfragen nicht vor. Darum mĂŒssen Apotheken ausreichend fĂŒr ihren anfallenden Arbeitsmehraufwand honoriert werden“, richtet sich Dr. Mohrenweiser mit einer konkreten Forderung an die Politik. 

Nicole Anger konnte viele HintergrĂŒnde und Anregungen aus dem Apothekenbesuch fĂŒr ihre Arbeit im Landtag mitnehmen. FĂŒr sie hatte sich der Abstecher in die Apotheke ausgezahlt. Sie wird sich weiter dafĂŒr einsetzen, dass die Strukturen der Vor-Ort-Apotheken landesweit erhalten bleiben.

Fotos: Nicole Anger und Dr. Lars-Alexander Mohrenweiser in der Magdeburger Sonnen-Apotheke (Quelle: Katrin Pohl)