Petitionen / Ausschuss
Berlin: (hib/HAU) Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) sieht in der Corona-Impfpflicht âdie einzige Möglichkeit, der Dauerschleife von verschiedenen Wellen und daraus resultierenden KontaktbeschrĂ€nkungen und EinschrĂ€nkungen von Grundrechten zu begegnenâ. Das macht der Parlamentarische StaatssekretĂ€r Edgar Franke (SPD) am Montag vor dem Petitionsausschuss deutlich. Das BMG stehe im parlamentarischen Verfahren gleichwohl neutral den zu einer Impfpflicht vorgelegten gesetzlichen Initiativen gegenĂŒber, sagte Franke wĂ€hrend der öffentlichen Sitzung. Die rechtlichen Fragen, ob die MaĂnahme geeignet, erforderlich und angemessen sei, wĂŒrden im Parlament âohne Fraktionszwangâ entschieden.
Grundlage der Sitzung war eine Petition, die sich gegen eine allgemeine Corona-Impfpflicht ausspricht. Mehr als 133.000 Menschen haben die Eingabe der Petentin Jutta Koch mitgezeichnet. In Vertretung der Petentin sagte die Gesundheitswissenschaftlerin Bettina Berger vor den Abgeordneten, die Voraussetzungen fĂŒr die mit einer Impfpflicht verbundenen EinschrĂ€nkungen der Grundrechte seien nicht gegeben. Die Risiken schwerer VerlĂ€ufe und von TodesfĂ€llen seien bei der Omikron mit denen einer Grippe zu vergleichen. Auch mĂŒsse das Gesundheitswesen nicht vor einer schweren Ăberlastung geschĂŒtzt werden, da das Risiko intensivmedizinischer Betreuung gesunken sei.
Die Impfung sei auch nicht geeignet, da die Wirkung schon nach zwei Monaten wieder nachlasse. Weltweit sei zu sehen, dass hohe Impfquoten nicht zu einer geringen Inzidenz fĂŒhren. Es sei vielmehr so, âdass sich Geboosterte immer hĂ€ufiger ansteckenâ. Nicht umsonst habe das Robert-Koch-Institut (RKI) inzwischen den Fremdschutz als Grund fĂŒr eine Impfung gestrichen, sagte Berger. Auf den Intensivstationen der KrankenhĂ€user wĂŒrden aktuell immer öfter Geboosterte liegen. Gerade fĂŒr jĂŒngere Menschen und Kinder ĂŒberwiege auĂerdem der Nutzen einer Impfung nicht den potenziellen SchĂ€den, so Berger.
StaatssekretĂ€r Franke sah das anders. Die Lage sei weiterhin angespannt, ein Vergleich mit der Grippe falsch. Noch immer seien viele Corona-Erkrankte in den KrankenhĂ€usern und auf den Intensivstationen und kĂ€mpften dort um ihr Ăberleben. Die Sieben-Tage-Inzidenz liege auf einem absoluten Höchstwert. âEs ist wichtig, alle Mittel zu nutzen, um die Pandemie dauerhaft in den Griff zu bekommenâ, sagte der Gesundheits-StaatssekretĂ€r. Die Impfung sei der beste Schutz gegen einen schweren Verlauf und senke das eigene Infektionsrisiko ebenso wie das Risiko, andere anzustecken. âAuf der Intensivstation landet so gut wie niemand, der geboostert istâ, urteilte Franke im Gegensatz zur Vertreterin der Petentin. Zudem senke die Impfung die Wahrscheinlichkeit neuer Virusmutationen und minimiere das Risiko, an Long-Covid zu erkranken.
Unterschiedliche Auffassungen gab es auch bei der Bewertung der Impfquote in Deutschland. WĂ€hrend Berger diese als âim Vergleich mit anderen LĂ€nder sehr hochâ bezeichnete, sprach Franke mit Verweis auf 20 Millionen Ungeimpfte, wovon drei Millionen der besonders gefĂ€hrdeten Altersgruppe der Ăber-60-JĂ€hrigen angehörten, von deutlich zu wenig Geimpften. Diese ImpflĂŒcke sei auch mit den stattgefundenen AufklĂ€rungskampagnen nicht zu schlieĂen gewesen.
Auf Nachfrage der Abgeordneten Ă€uĂerte sich der Gesundheits- StaatssekretĂ€r auch zu den angedachten Sanktionen bei VerstöĂen gegen eine eventuelle Impfpflicht. Es werde keine Zwangsimpfung geben, so Franke, der von âniederschwelligen Sanktionenâ sprach. Einem Impfregister erteilte er eine Absage. Das sei zeitnah nicht zu realisieren. Mit der Impfpflicht solle vielmehr ein gesamtgesellschaftlicher Druck ausgeĂŒbt werden, sagte der StaatssekretĂ€r.
Deutscher Bundestag am 14. MĂ€rz 2022