Magdeburg / Stuttgart, 17. Januar 2022 – In Magdeburg wurde am Abend vor Silvester bei einem Wohnungsbrand ein offensichtlich einzeln gehaltener Weißbüschelaffe gerettet, der sich eine Rauchvergiftung zugezogen hatte. PETA hat vergangene Woche Strafanzeige gegen die Halterin erstattet, da bereits die Alleinhaltung der sensiblen Exoten gegen die Haltungsvorgaben des Säugetiergutachtens sowie gegen das Tierschutzgesetz verstößt. Weißbüschelaffen leben in der Natur in Gruppen von bis zu zehn Tieren – somit ist die Einzelhaltung massive Tierquälerei. Zudem müssen der Tierrechtsorganisation zufolge die Anforderungen an Innen- und Außengehege sowie die entsprechende Ernährung, Pflege- und Betreuung überprüft werden. Der Affe befindet sich noch immer in der Obhut der Halterin. PETA fordert die umgehende Beschlagnahmung und artgerechte Unterbringung des Affen sowie ein Tierhalte- und Betreuungsverbot für die Halterin.
„Der Handel mit exotischen Tieren ist in Deutschland leider weit verbreitet, obwohl Lebewesen wie Affen, Schlangen oder Tiger niemals artgerecht gehalten werden können – erst recht nicht von Privatpersonen“, so Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA. „Über Internetportale werden sensible Lebewesen jeder Art selbst an absolute Laien verkauft. Verkauf und Privathaltung von exotischen Tieren müssen endlich verboten werden, denn Tiere sind keine Ware. Wir hoffen, dass der Weißbüschelaffe aus Magdeburg schnellstmöglich zu Artgenossen umziehen darf.“
In Deutschland gibt es bisher keine einheitliche Regelung für den Handel und die Haltung von exotischen Tieren Dies öffnet dem skrupellosen Geschäft Tür und Tor. Nur ein kleiner Teil der weltweit gehandelten Arten wird durch Gesetze geschützt. Viele Tierarten werden aus ihren Herkunftsländern entführt, um in Deutschland und anderen EU-Ländern über Internetportale und auf Börsen angeboten zu werden. In vielen Fällen ist es schwierig und langwierig, innerhalb des Artenschutzabkommens CITES einen ausreichenden Schutzstatus für eine Tierart zu etablieren – bis dies erreicht ist, können Verantwortliche aus dem Wildtierhandel bestimmte Tierarten ungestraft ausbeuten. Dabei bestätigt eine Studie des Bundesumweltministeriums (BMU), dass der Handel mit exotischen Wildtieren zum weltweiten Artensterben beiträgt und dass besonders aus Gründen des Arten- und Naturschutzes dringend gehandelt werden muss. „Auch Deutschland und Europa tragen mit dazu bei, dass Arten in ihren Ursprungsländern zunehmend gefährdet sind. Das betrifft ganz direkt die Nachfrage nach exotischen Wildtieren für den deutschen Heimtiermarkt“, so Bundesumweltministerin Svenja Schulze. [1]
Auch wenn es sich um ungiftige Tiere handelt, können Exoten gefährlich für den Menschen sein: Tiere wie Affen, Schlangen oder Schildkröten sind häufig mit ansteckenden Darmparasiten wie Würmern oder Giardien infiziert, die auch auf den Menschen übergehen können. Die meisten Reptilien übertragen Studien zufolge gesundheitsgefährdende Salmonellenarten; geschätzte 90 Prozent der Tiere tragen die Erreger in sich. Auf den Menschen übertragene Salmonellen können im Extremfall zur Hirnhautentzündung oder zum Tod führen. Schätzungen des Robert-Koch-Instituts zufolge rührt jede dritte Salmonelleninfektion bei Kleinkindern von exotischen Tieren her [2].
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
Symbolbild: Weißbüschelaffen leiden in Gefangenschaft – insbesondere in Einzelhaft. / © PETA Deutschland e.V.
[1] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (2020): Neue Studie zeigt Handlungsbedarf beim Schutz von exotischen Wildtieren. Online abrufbar unter: www.bmu.de/pressemitteilung/neue-studie-zeigt-handlungsbedarf-beim-schutz-von-exotischen-wildtieren/. (12.01.2022).[2] Robert Koch-Institut (2013): Salmonella-Infektionen bei Säuglingen und Kleinkindern durch Kontakt zu exotischen Reptilien. Epidemiologisches Bulletin. 4. März 2013 / Nr. 9.