Burg. Am 14. Februar ist Valentinstag, Tag der Verliebten. FĂŒr Menschen, die an Liebeskummer oder einem gebrochenen Herzen leiden, nicht der beste Tag. Was die Wenigsten wissen: Das Herz kann nicht nur im ĂŒbertragenden Sinn brechen. Was genau steckt dahinter?
Beim sogenannten âBroken-Heart-Syndrom“ bricht das Herz nicht nur im ĂŒbertragenen Sinne, sondern wortwörtlich. Es ist eine plötzlich auftretende Funktionsstörung der linken Herzkammer, die oft durch starken Stress oder Schmerzen ausgelöst werden kann.
In vielen FĂ€llen geht dem Broken-Heart-Syndrom eine groĂe gefĂŒhlsbetonte Belastung oder ein schmerzhaftes Ereignis voraus. Dadurch kann eine Verkrampfung der Herzadern (Koronarspasmus) ausgelöst werden. Auch wenn die Bezeichnung Broken-Heart-Syndrom auf Liebeskummer schlieĂen lĂ€sst, können auch Erlebnisse wie Trennungen, Verluste oder Streitigkeiten das plötzlich eintretende Krankheitsbild begĂŒnstigen. âDas können beispielsweise Trennungen oder der Tod eines geliebten Menschen sein. Auch schwere Operationen mit komplizierten VerlĂ€ufen oder andere Erkrankungen können mögliche Auslöser sein, aber auch der klassische heftige Streit“, erklĂ€rt Dr. med. Tom Giesler, Chefarzt der Klinik fĂŒr Kardiologe in der Helios Klinik Jerichower Land in Burg.
Sogar positiver Stress kann ein Broken-Heart-Syndrom verursachen: Freudige Ereignisse wie eine Hochzeit oder ein Lottogewinn sind ebenso mögliche GrĂŒnde fĂŒr diese Form der Herzmuskelerkrankung, wenn auch wesentlich seltener als negativer Stress.
Die Erkrankung betrifft meistens weibliche Patientinnen im Alter zwischen 50 und 80 Jahren. Warum das so ist, wissen die Mediziner:innen bislang nicht. âEine ungesicherte Vermutung ist, dass der verringerte Ăstrogenspiegel Frauen nach der Menopause anfĂ€lliger fĂŒr Stresshormone macht“, erlĂ€utert Dr. Giesler.
Symptome, Àhnlich wie bei einem Herzinfarkt
HĂ€ufig wird das Broken-Heart-Syndrom zunĂ€chst fĂŒr einen Herzinfarkt gehalten, da es die gleichen Symptome auslöst. Die Betroffenen leiden an Atemnot und verspĂŒren ein EngegefĂŒhl in der Brust, teilweise begleitet von SchweiĂausbrĂŒchen, Ăbelkeit und Erbrechen.
Im Gegensatz zum Infarkt findet man bei den Betroffenen aber keine Verengung oder Verschluss eines HerzkranzgefĂ€Ăes“, sagt Dr. Giesler. Das Broken-Heart-Syndrom ist somit weniger lebensbedrohlich als ein Herzinfarkt, dennoch können ernsthafte Komplikationen auftreten. Dazu gehören Herzrhythmusstörungen und ein kardiogener Schock. Zu einem kardiogenen Schock kommt es, wenn das Herz nicht mehr in der Lage ist, genĂŒgend Blut in den Körper zu pumpen, um eine ausreichende Versorgung der Organe mit Sauerstoff zu gewĂ€hrleisten.
Wie wird ein Broken-Heart-Syndrom festgestellt?
FĂŒr die genaue Diagnosestellung sind oft mehrere Untersuchungen nötig, um einen Herzinfarkt von einem Broken-Heart-Syndrom unterscheiden zu können. Oftmals sind die Ergebnisse des Elektrokardiogramms (EKG) und des Bluttests beim Broken-Heart-Syndrom und beim Herzinfarkt gleich. Deshalb wird meistens direkt im Anschluss eine Herzkatheteruntersuchung durchgefĂŒhrt. Im Gegensatz zum Herzinfarkt ist beim Broken-Heart-Syndrom kein Verschluss eines HerzkranzgefĂ€Ăes sichtbar.
Ein Herzultraschall oder eine Magnetresonanztomographie des Herzens (Kardio-MRT) geben schlieĂlich Gewissheit, welches Krankheitsbild genau vorliegt. Hier kann sich die typische Verformung des Herzmuskels, begleitet von einer HerzschwĂ€che zeigen.
Gute Heilungschancen fĂŒr âgebrochene Herzen“
Nach ausfĂŒhrlicher Diagnostik wird zunĂ€chst die HerzschwĂ€che behandelt. âDas gelingt mit ACE-Hemmern, Betablockern und/oder einer Blutdruckeinstellung“, sagt Dr. Giesler. Nach ein paar Tagen erfolgt ein Kontroll-Ultraschall des Herzens oder ein Kardio-MRT. Typisch fĂŒr das Syndrom ist, dass es sich unter der Therapie wieder bessert, also reversibel ist. Ist die gefĂ€hrliche Akutphase des Syndroms ĂŒberstanden, sind die Aussichten fĂŒr die Genesung recht gut. Aber auch nach einer vollstĂ€ndigen Normalisierung der Herzfunktion bleibt ein erhöhtes kardiales Risiko, so dass diese Patienten nachbetreut werden sollten.
Bildunterschrift: Dr. med. Tom Giesler, Chefarzt der Klinik fĂŒr Kardiologie, Helios Klinik Jerichower Land
Fotocredit: Thomas OberlÀnder, Helios Kliniken GmbH