Bruttoinlandsprodukt: Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorquartal leicht gesunken

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Bruttoinlandsprodukt (BIP), 3. Quartal 2023

-0,1 % zum Vorquartal (preis-, saison- und kalenderbereinigt)

-0,8 % zum Vorjahresquartal (preisbereinigt)

-0,4 % zum Vorjahresquartal (preis- und kalenderbereinigt)

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im 3. Quartal 2023 gegenĂŒber dem 2. Quartal 2023 – preis-, saison- und kalenderbereinigt – um 0,1 % gesunken. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, bestĂ€tigt sich damit das Ergebnis der Schnellmeldung vom 30. Oktober 2023. „Nach der schwachen Entwicklung in der ersten JahreshĂ€lfte ist die deutsche Wirtschaft mit einem leichten RĂŒckgang in das zweite Halbjahr 2023 gestartet“, sagt Ruth Brand, PrĂ€sidentin des Statistischen Bundesamtes. In den ersten beiden Quartalen des Jahres stagnierte die Wirtschaftsleistung nahezu (1. Quartal: 0,0 %, 2. Quartal: +0,1 %).

Konsumausgaben im Vorquartalsvergleich im Minus – positive Impulse von den Investitionen

Die preis-, saison- und kalenderbereinigten Konsumausgaben bewegten sich im 3. Quartal 2023 insgesamt auf einem Ă€hnlichen Niveau wie im Vorquartal (-0,1 %). WĂ€hrend der private Konsum im Vergleich zum 2. Quartal 2023 zurĂŒckging (-0,3 %), stiegen die Konsumausgaben des Staates erstmals seit ĂŒber einem Jahr wieder etwas an (+0,2 %). Positive Impulse kamen von den Investitionen: In AusrĂŒstungen – also vor allem in Maschinen, GerĂ€te und Fahrzeuge – wurde im 3. Quartal 2023 preis-, saison- und kalenderbereinigt 1,1 %, in Bauten 0,4 % mehr investiert als im Vorquartal.

Der Handel mit dem Ausland war im 3. Quartal 2023 preis-, saison- und kalenderbereinigt rĂŒcklĂ€ufig: Es wurden insgesamt 0,8 % weniger Waren und Dienstleistungen exportiert als im 2. Quartal 2023. Die Importe sanken mit -1,3 % sogar noch etwas stĂ€rker.

Bruttowertschöpfung entwickelte sich branchenabhÀngig unterschiedlich

Die preis-, saison- und kalenderbereinigte Bruttowertschöpfung war im 3. Quartal 2023 insgesamt um 0,1 % höher als im 2. Quartal 2023. Dabei zeigte sich ein zweigeteiltes Bild: Die Wirtschaftsleistung im Produzierenden Gewerbe ohne Baugewerbe ging merklich um 1,3 % zurĂŒck. Neben einem krĂ€ftigen RĂŒckgang bei der Energieversorgung nahm auch die Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe im Vergleich zum Vorquartal um 0,9 % ab. Grund hierfĂŒr war vor allem die deutlich geringere Produktion von Kraftwagen und Kraftwagenteilen. Dagegen stieg die Bruttowertschöpfung im Baugewerbe (+0,4 %) sowie in fast allen Dienstleistungsbereichen im Vergleich zum Vorquartal. Am krĂ€ftigsten legten dabei der zusammengefasste Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe (+1,7 %) und die Finanz- und Versicherungsdienstleister (+1,1 %) zu. Eine Ausnahme war der Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit, in dem die Wertschöpfung um 0,2 % zurĂŒckging.

Bruttoinlandsprodukt im Vorjahresvergleich gesunken

Im Vorjahresvergleich war das BIP im 3. Quartal 2023 preisbereinigt um 0,8 % niedriger als im 3. Quartal 2022. Preis- und kalenderbereinigt war der RĂŒckgang geringer (-0,4 %), da ein Arbeitstag weniger zur VerfĂŒgung stand als im Vorjahreszeitraum.

Konsumausgaben und Handel mit dem Ausland im Vorjahresvergleich im Minus

Die privaten Konsumausgaben gingen preisbereinigt um 2,0 % gegenĂŒber dem Vorjahr zurĂŒck. Dabei machten sich nach wie vor die hohen Preise bemerkbar. Besonders betroffen davon waren Nahrungsmittel und GetrĂ€nke, Beherbergungs- und GaststĂ€ttendienstleistungen sowie kurzlebige GĂŒter wie beispielsweise Bekleidung, fĂŒr die preisbereinigt jeweils deutlich weniger ausgegeben wurde als im Vorjahr. Positive Signale kamen hingegen aus dem Bereich Verkehr, unter anderem aufgrund gestiegener Pkw-KĂ€ufe. Die staatlichen Konsumausgaben gingen im Vorjahresvergleich ebenfalls zurĂŒck, mit preisbereinigt -1,6 % aber etwas schwĂ€cher als die privaten Konsumausgaben. Vor allem der Bund gab weniger fĂŒr Konsum aus als vor einem Jahr. Ursache fĂŒr den RĂŒckgang waren unter anderem die erheblich niedrigeren Ausgaben fĂŒr Covid-19-Impfstoffe als im 3. Quartal 2022.

Die AusrĂŒstungsinvestitionen nahmen im Vergleich zum Vorjahr um preisbereinigt 1,1 % zu. Insbesondere in gewerbliche Fahrzeuge wurde mehr investiert als vor einem Jahr. Dagegen gingen die Bauinvestitionen preisbereinigt insgesamt um 1,0 % zurĂŒck. Die positive Entwicklung im Ausbaugewerbe und weniger stark steigende Baupreise verhinderten einen stĂ€rkeren RĂŒckgang. Insgesamt sank die inlĂ€ndische Verwendung im 3. Quartal 2023 um preisbereinigt 1,7 % gegenĂŒber dem 3. Quartal 2022.

Der Handel mit dem Ausland nahm im Vorjahresvergleich deutlich ab: Im 3. Quartal 2023 wurden preisbereinigt 3,8 % weniger Waren und Dienstleistungen ins Ausland exportiert als im Vorjahresquartal. Die Importe gingen im selben Zeitraum mit -5,7 % noch stĂ€rker zurĂŒck. Das lag vor allem an den stark gesunkenen Warenimporten (-8,2 %), insbesondere den Importen von mineralischen Brennstoffen.

Bruttowertschöpfung im Produzierenden Gewerbe im Vergleich zum Vorjahresquartal krÀftig gesunken

Insgesamt lag die preisbereinigte Bruttowertschöpfung im 3. Quartal 2023 um 0,7 % unter dem Niveau des 3. Quartals 2022.

Die Wirtschaftsleistung im Produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) nahm im Vergleich zum Vorjahresquartal deutlich um 3,8 % ab. WĂ€hrend die Industrie und vor allem die Energieversorgung weniger produzierten, konnte das Baugewerbe mit +1,2 % erstmals seit Anfang des Jahres 2022 wieder ein Wachstum verzeichnen. ZurĂŒckzufĂŒhren ist dies auf die positive Entwicklung im Tiefbau und im Ausbaugewerbe.

In den Dienstleistungsbereichen lag die Bruttowertschöpfung insgesamt preisbereinigt etwa auf demselben Niveau wie im 3. Quartal 2022 (+0,1 %). WĂ€hrend sich die Wirtschaftsbereiche Information und Kommunikation (+2,1 %), Sonstige Dienstleister (+1,1 %), GrundstĂŒcks- und Wohnungswesen (+1,0 %) sowie die Unternehmensdienstleister (+0,3 %) positiv entwickelten, nahm die Wirtschaftsleistung in den zusammengefassten Bereichen Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit (-0,5 %) und Handel, Verkehr, Gastgewerbe (-0,4 %) im Vergleich zum Vorjahresquartal ab.

Neuer Höchststand der ErwerbstÀtigenzahl trotz schwÀcherer Herbstbelebung

Die Wirtschaftsleistung wurde im 3. Quartal 2023 von rund 46,0 Millionen ErwerbstĂ€tigen mit Arbeitsort in Deutschland erbracht. Das waren 337 000 Personen oder 0,7 % mehr als im 3. Quartal 2022. Die ĂŒbliche Herbstbelebung fiel mit +0,3 % (nicht saisonbereinigt) gegenĂŒber dem Vorquartal jedoch etwas geringer aus als vor einem Jahr. Die Zahl der ErwerbstĂ€tigen erreichte damit gleichwohl einen neuen Höchststand (siehe Pressemitteilung Nr. 444 vom 16. November 2023).

Im Durchschnitt wurden je ErwerbstĂ€tigen 0,7 % weniger Arbeitsstunden geleistet als im 3. Quartal 2022. Dazu trug neben dem Kalendereffekt – es stand ein Arbeitstag weniger zur VerfĂŒgung als vor einem Jahr – auch der Abbau von Überstunden und eine höhere Teilzeitquote bei. Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen – also das Produkt aus der gestiegenen ErwerbstĂ€tigenzahl und den geleisteten Stunden je erwerbstĂ€tiger Person – blieb im gleichen Zeitraum unverĂ€ndert (0,0 %). Das ergaben vorlĂ€ufige Berechnungen des Instituts fĂŒr Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur fĂŒr Arbeit.

Die gesamtwirtschaftliche ArbeitsproduktivitĂ€t – gemessen als preisbereinigtes BIP je ErwerbstĂ€tigenstunde – nahm nach vorlĂ€ufigen Berechnungen um 0,8 % gegenĂŒber dem Vorjahresquartal ab. Je ErwerbstĂ€tigen war sie um 1,6 % geringer als vor einem Jahr.

Einkommen stiegen stÀrker als nominaler Konsum, Sparquote höher als im Vorjahr

In jeweiligen Preisen gerechnet war das BIP im 3. Quartal 2023 um 6,0 % und das Bruttonationaleinkommen um 6,4 % höher als ein Jahr zuvor. Das Volkseinkommen war um 6,1 % höher als im 3. Quartal 2022. Dabei stieg nach vorlĂ€ufigen Berechnungen das Arbeitnehmerentgelt um 6,9 %; die Unternehmens- und Vermögenseinkommen nahmen um 4,2 % zu. Die durchschnittlichen Bruttolöhne und -gehĂ€lter je Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer verzeichneten im 3. Quartal 2023 ein Plus von 6,4 % zum Vorjahresquartal. Netto fiel der Anstieg mit +7,9 % wegen der schwachen Entwicklung des Lohnsteueraufkommens noch deutlicher aus. Dazu dĂŒrften vor allem Zahlungen von steuerfreien InflationsausgleichsprĂ€mien sowie höhere TarifabschlĂŒsse beigetragen haben. Hinzu kommt der seit Oktober 2022 erhöhte gesetzliche Mindestlohn, der unter anderem zu ĂŒberproportional gestiegenen Durchschnittsverdiensten von geringfĂŒgig BeschĂ€ftigten gefĂŒhrt hat.

Die Bruttolöhne und -gehĂ€lter insgesamt waren um 7,3 % höher als im Jahr zuvor, da sich auch die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erneut erhöhte. Die privaten Konsumausgaben nahmen in jeweiligen Preisen mit +3,8 % zum Vorjahresquartal deutlich weniger zu als noch in den Vorquartalen. Die Sparquote lag im 3. Quartal 2023 mit 10,3 % ĂŒber dem Vorjahreswert (9,6 %), da das verfĂŒgbare Einkommen der privaten Haushalte mit +4,7 % stĂ€rker anstieg als der private Konsum.

Die deutsche Wirtschaft im internationalen Vergleich

Zu Beginn der zweiten JahreshĂ€lfte fiel die Wirtschaftsleistung auch in den anderen großen Mitgliedstaaten der EuropĂ€ischen Union (EU) schwach aus: WĂ€hrend das preis-, saison- und kalenderbereinigte BIP in Italien ebenso wie in der EU insgesamt zum Vorquartal stagnierte (0,0 %), verzeichnete die Wirtschaft in Frankreich (+0,1 %) und Spanien (+0,3 %) jeweils ein kleines Plus im Vergleich zum 2. Quartal 2023. In den Vereinigten Staaten (USA) stieg das BIP mit +1,2 % deutlich stĂ€rker als in den meisten europĂ€ischen Staaten. Im Vorjahresvergleich lag Deutschland mit -0,4 % deutlicher unterhalb der Entwicklung der EU mit +0,1 %.

Ein detaillierter Vergleich der Wachstumsraten der EU-Mitgliedstaaten ist auf der Seite „Europa in Zahlen“ im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes verfĂŒgbar.

Destatis am 24. November 2023

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