Magdeburg. Eine Subkultur und Gegenbewegung wie der Punk, der in den siebziger Jahren zuerst in Großbritannien aufkam und dann in beide Teile Deutschlands übersprang, bedeutete für die SED-Machthaber eine Herausforderung, ruhten doch gerade auf der Jugend die größten Hoffnung zur Entwicklung einer sozialistischen Gesellschaft. Punk aber bedeutete Provokation. Anne Hahn und Frank Willmann beleuchten im Detail, was Punk in der DDR bedeutete.
Gerade die Jugend galt in der DDR als Hoffnungsträgerin und Heranwachsende sollten zu „sozialistischen Persönlichkeiten“ herangebildet werden. Suspekt waren dagegen westliche Subkulturen wie der Punk. Der Geschichte dieser besonders provokativen Gegenkultur gehen die Autor*innen Anne Hahn und Frank Willmann in ihrem jüngsten Buch „`negativ-dekadent`. Punk in der DDR“ auf den Grund, das sie am Donnerstag, 13. Oktober, um 19.30 Uhr in der Stadtbibliothek öffentlich vorstellen.
Als Punk um das Jahr 1980 in der DDR ankam, verunsicherte er nicht nur die sogenannten Staatsorgane, sondern brachte auch durchschnittliche Bürger*innen mitunter zur Weißglut. Die Autor*innen Anne Hahn und Frank Willmann lassen in ihrer umfassenden Dokumentation mit vielen Texten und Fotos die DDR-Variante des Punk, der es um Freiräume und Freiheit ging, samt Lifestyle und Musik wieder auferstehen. Der Blick der beiden Autor*innen geht dabei ins Detail, denn von Stadt zu Stadt und selbst auf abseitigen Dörfern entstanden jeweils unterschiedliche Szenen mit vielfältigen Protagonist*innen und Eigenheiten. Der Sammelband fängt diese Vielstimmigkeit ein und lässt Stories neben Anekdoten stehen, sachliche Analysen neben ganz persönlichen Reflektionen.
Einige der von den Herausgeber*innen versammelten Texte sind bereits in vergriffenen Publikationen erschienen, andere wurden extra für dieses Buch verfasst, u.a. von dem vielfach ausgezeichneten Autor Peter Wawerzinek. „negativ-dekadent“ versteht sich als eine Zeitklammer, unterstreichen die Autoren, die möglichst viel von dem wiedergeben will, was als „Made in GDR“ für zehn Jahre im realsozialistisch regierten Teil Deutschlands für etwas Farbe und viel Verwirrung sorgte.
Gemeinsam mit der Stadtbibliothek laden die Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-Anhalt und die Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt am Donnerstag, 13. Oktober, 19.30 Uhr alle interessierten Gäste zur Buchvorstellung von „`negativ-dekadent`. Punk in der DDR“ mit den Autor*innen und Herausgeber*innen Anne Hahn und Frank Willmann in die Stadtbibliothek im Breiten Weg ein. Der Eintritt ist frei.