Berlin. Kostendeckende Preise fĂŒr landwirtschaftliche Produkte sind grundlegend fĂŒr eine nachhaltige Landwirtschaft. Besonders entscheidend fĂŒr faire Preise ist eine Mischung aus verschiedenen Instrumenten des Ordnungsrechts, der Marktregulierung und der Verbraucher*inneninformation. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Forum Ăkologisch-Soziale Marktwirtschaft e.V. (FĂS) im Auftrag des Bund fĂŒr Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die heute in Berlin vorgestellt wurde. Derzeit liegen viele Erzeuger- und Erzeugerinnenpreise fĂŒr agrar- und gartenbauliche Produkte unter den Produktionskosten.
Olaf Bandt (Foto), Vorsitzender des BUND, erklĂ€rt: âAls Umweltverband ist es uns besonders wichtig, dass landwirtschaftliche Betriebe die Umwelt und das Klima schĂŒtzen. Doch wer von wirtschaftlichen Sorgen gequĂ€lt wird, hat wenig KapazitĂ€ten, weitere gesellschaftliche Leistungen zu erbringen. Der Druck auf die Bauernhöfe wird zusĂ€tzlich durch die sinkenden PrĂ€mien aus der EU-Agrarpolitik erhöht. Von der Politik mĂŒssen Landwirtinnen und Landwirte erwarten können, dass sie diesen Transformationsprozess begleitet. Ein wichtiger Baustein dafĂŒr sind Rahmenbedingungen fĂŒr faire Preise fĂŒr landwirtschaftliche Erzeugnisse. Die Zukunftskommission Landwirtschaft hat in ihrem Abschlussbericht klare Handlungsaufforderungen an die Politik gestellt. Die neue Bundesregierung hat nun die Aufgabe, sie umzusetzen.“
In der Milchviehhaltung, in der Schweinemast sowie vielen anderen Bereichen der Landwirtschaft und des Gartenbaus sind die Preise, die Landwirtinnen und Landwirte fĂŒr ihre Produkte erhalten, viel zu gering. Damit können weder die Kosten gedeckt noch in die Zukunft investiert werden. Dieses Problem ist seit Jahren bekannt, BĂ€uerinnen und Bauern werden damit von der Politik allein gelassen. Aus Sicht des BUND mĂŒssten die MĂ€rkte reguliert, die Marktmacht des Handels eingegrenzt und die Verhandlungsmacht der Erzeugerinnen und Erzeuger gestĂ€rkt werden. Das FĂS hat hierfĂŒr mehrere VorschlĂ€ge erarbeitet.
Ann-Cathrin Beermann, Autorin der Studie und Expertin vom FĂS, ergĂ€nzt: âIn einem Oligopol, wie wir es im Lebensmittelmarkt haben, ist ein Aushandeln von Angebots- und Nachfragepreisen auf Augenhöhe nicht möglich. Das Prinzip der sozialen Marktwirtschaft besteht darin, dass die Politik, wenn der Markt versagt, zur Not intervenieren muss. Dazu gehören unter anderem MaĂnahmen zur Verhinderung von Monopolbildung. ZusĂ€tzlich muss auch die Landwirtschaft die bisher verfolgte Exportstrategie ĂŒberdenken. Die Hoffnung, die Produktion zu steigern und die auf dem nationalen Markt ĂŒberschĂŒssige Ware global fĂŒr einen guten Preis vertreiben zu können, hat sich in der Praxis bei vielen Produkten nicht bewahrheitet.“