CAREN MIOSGA heute um 21:45 Uhr im Ersten

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Die KoalitionsgesprĂ€che zwischen Union und SPD nĂ€hern sich der Zielgeraden – bis Ostern soll eine Regierung unter Bundeskanzler Friedrich Merz stehen. Die innenpolitischen Herausforderungen sind groß, doch auch außenpolitisch ist die Lage brisant. US-PrĂ€sident Donald Trump stĂŒrzt mit seinen Rekord-Zöllen die MĂ€rkte weltweit ins Chaos und wendet sich von Europa ab. WĂ€hrend zunehmend Zweifel an der transatlantischen Partnerschaft angebracht scheinen, baut Russland an der NATO-Ostflanke Druck auf. Wie kann Deutschland in dieser neuen Weltordnung handlungsfĂ€hig bleiben? Soll die Wehrpflicht zurĂŒckkehren? Ist eine gemeinsame europĂ€ische Verteidigungsstrategie der SchlĂŒssel?  â€Ż 

Joschka Fischer

Der Bundesaußenminister a. D. und Mitglied von BĂŒndnis 90/Die GrĂŒnen fordert trotz seiner eigenen Wehrdienstverweigerung die EinfĂŒhrung der Wehrpflicht fĂŒr MĂ€nner und Frauen. Er betont, dass Europa zur Verteidigungsunion werden und einen europĂ€ischen Atomschirm entwickeln mĂŒsse. Zwar hĂ€lt er einen russischen Angriff auf Deutschland fĂŒr unwahrscheinlich, warnt jedoch vor einer weiteren Expansion Russlands nach einem Sieg in der Ukraine. Fischer sieht die USA zunehmend in Richtung Oligarchie driften. Europa mĂŒsse zeitnah seine Sicherheit selbst in die Hand nehmen. “Die Kriege der Gegenwart und der Beginn einer neuen Weltordnung” sind auch Titel und Thema von Joschka Fischers aktuellem Buch, das kĂŒrzlich im KiWi Verlag erschienen ist.  

Jana Puglierin

Die Sicherheitsexpertin vom European Council on Foreign Relations fordert eine stĂ€rkere europĂ€ische Zusammenarbeit und warnt vor einer wachsenden Isolation des Kontinents in der internationalen Großmachtpolitik. Die EU mĂŒsse ihre eigene Verteidigungsstrategie entwickeln, ohne die NATO zu schwĂ€chen. Sie sieht die Wehrpflicht als begrenzte Lösung und empfiehlt, die Bundeswehr als Arbeitgeber attraktiver zu machen. Zudem plĂ€diert sie fĂŒr eine breitere gesellschaftliche Vorbereitung auf militĂ€rische Krisen. 

Hauke Friederichs

Der Historiker und sicherheitspolitische Korrespondent bei ZEIT ONLINE lehnt die WiedereinfĂŒhrung der Wehrpflicht ab. Sie wĂŒrde die Bundeswehr kurzfristig nicht kriegstĂŒchtiger machen. Er betont, dass die nötige Infrastruktur fehle und die Probleme nicht durch mehr Personal gelöst werden können. Stattdessen plĂ€diert er fĂŒr eine Bundeswehr als attraktiveren Arbeitgeber. Deutschland mĂŒsse jetzt schnell handeln, um die Verteidigungsbereitschaft zu erhöhen, da Russland spĂ€testens 2029 eine konkrete militĂ€rische Bedrohung darstelle.