Die AfD ist laut Umfragen stark wie selten zuvor. Bei den Landtagswahlen im September in Sachsen, ThĂŒringen und Brandenburg könnte sie in allen drei BundeslĂ€ndern die meisten Stimmen erhalten. Zugleich sieht sich die Partei VorwĂŒrfen ausgesetzt, Sprachrohr fĂŒr Russlands Propaganda zu sein und Rechtsextremismus Vorschub zu leisten. Wie nah ist die Partei Russland tatsĂ€chlich? Welche Folgen haben die rechtsextremen ĂuĂerungen?
Caren Miosga diskutiert mit Ihren GĂ€sten zudem ĂŒber die Frage, wie die PlĂ€ne der Partei fĂŒr den Wirtschaftsstandort Deutschland aussehen und welche Auswirkungen ihre Positionen auf die Unternehmen vor Ort jetzt schon haben.
Tino Chrupalla
Der Malermeister aus Sachsen ist seit 2019 Bundessprecher der AfD und fĂŒhrt seit 2022 zusammen mit Alice Weidel die Partei. Momentan wird die AfD mit vielen VorwĂŒrfen konfrontiert: Ihre Spitzenkandidaten fĂŒr die Europawahl stehen im Verdacht, Gelder aus Kreml-nahen Quellen bekommen zu haben. AuĂerdem streitet die AfD vor Gericht gegen die Einordnung des Verfassungsschutzes als ârechtsextremer Verdachtsfallâ. Vor den Landtagswahlen in Sachsen, ThĂŒringen und Brandenburg liegt Chrupallas Partei in den meisten Umfragen ganz vorne und könnte zum ersten Mal in Regierungsverantwortung kommen.
Nadine Lindner
Die Hörfunkjournalistin von Deutschlandradio erlebte vor zehn Jahren als Landeskorrespondentin in Sachsen den Einzug der AfD in den ersten Landtag und hat die Entwicklung der Partei seitdem journalistisch begleitet. Sie sieht die AfD trotz guter Umfragewerte vor einem Dilemma: Könnte die Partei mehr als nur Opposition? Ihre politischen Konzepte fĂŒr Wirtschaft und Gesellschaft hĂ€lt Lindner fĂŒr unbrauchbar. Aber womöglich geht es der AfD auch gar nicht darum, Probleme zu lösen, sondern sie nur zu benennen. Lindner sieht das zentrale Konzept der Partei darin, die Verunsicherung in der Bevölkerung in Wut und Ablehnung des demokratischen Systems mit seinen ReprĂ€sentanten zu verwandeln.
Joe Kaeser
Der frĂŒhere Siemens-Chef und heutige Aufsichtsratsvorsitzende der Siemens Energy AG warnt beharrlich vor dem wachsenden Einfluss der politischen Rechten. Wer die AfD wĂ€hle, entscheide sich fĂŒr den Verlust des deutschen Wohlstands. Investoren und FachkrĂ€fte im Ausland hörten genau hin, was deren Politiker sagten. Sein lautes Warnen begrĂŒndet der Industriemanager auch mit der deutschen Geschichte: âNach 1933 gab es eine Zeit, in der die wirtschaftliche und gesellschaftliche Elite noch Position gegen den Kurs des Nazi-Regimes hĂ€tte beziehen können. Damals haben die meisten geschwiegen, und diesen Fehler dĂŒrfen wir nicht wiederholen.â