Cold Case: Der Tote aus der Elbe / Polizei sucht weiterhin Zeugen

Veröffentlicht in: Blaulicht Sachsen-Anhalt | 0

In dem Mordfall des unbekannten Toten, der in einer Kiste bei Dessau-Roßlau gefunden wurde, ermittelt nun die Polizeiinspektion Magdeburg, welche neue AnsĂ€tze verfolgt und weiterhin auf der Suche nach Zeugen ist.

In den Mittagsstunden des 05. Juli 2016 wurde die Polizei ĂŒber ein BehĂ€ltnis in der Elbe informiert, in der sich möglicherweise ein menschlicher Körper befindet.

Beamte des Wasserschutzpolizeireviers Magdeburg bestÀtigten, dass es sich um den Leichnam eines Menschen in einer metallischen Kiste handelt.

Gemeinsam mit KrĂ€ften der Feuerwehren Vockerode und Waldersee konnte das BehĂ€ltnis samt Leichnam aus dem Wasser der Elbe geborgen und anschließend zur gerichtsmedizinischen Untersuchung nach Halle (Saale) ĂŒberfĂŒhrt werden.

Die Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau leitete ein Todesursachenermitt­lungsverfahren ein, um die IdentitĂ€t des Leichnams und die UmstĂ€nde des Todes zu klĂ€ren.

DarĂŒber hinaus prĂŒfte die Polizei – auch lĂ€nderĂŒbergreifend – mögliche ZusammenhĂ€nge zu aktuellen VermisstenfĂ€llen.

Erste Rechtsmedizinische Untersuchungen

Nach dem Ergebnis der ersten rechtsmedizinischen Untersuchung handelt es sich bei der toten Person, um einen Mann.

Verletzungen an dem Leichnam lassen den Verdacht zu, dass der Unbekannte Opfer eines Tötungsverbrechens geworden ist.

Zur Beschreibung des Getöteten liegen derzeit folgende Erkenntnisse vor:

  • mĂ€nnlich
  • ca. 45 – max. 60 Jahre alt
  • athletische Statur
  • circa 75 kg schwer
  • circa 180 cm groß

Auf dem linken Unterarm findet sich in schwarzer Farbe die TĂ€towierung „Michaela“ (Abbildung 1), auf dem rechten Ringfinger trug der Leichnam einen goldenen Ring, der innen ebenfalls die Gravur „Michaela“ (Abbildung 2) aufweist.

Auf Grund des Zustandes der Leiche geht die Gerichtsmedizin davon aus, dass der Tod des Mannes mehrere Wochen vor dem Auffinden eingetreten sein dĂŒrfte.

Die Kiste

Der Getötete wurde in einer Kiste aufgefunden. Es handelt sich um eine Metallkiste Ă€hnlich einer Werkzeugtruhe (Abbildungen 3 u. 4), die in dieser AusfĂŒhrung bis 1991 in großer StĂŒckzahl produziert wurde. Die Kiste trĂ€gt an der Vorderseite eine markante individuelle Aufschrift in schwarzer Farbe. An der Innenseite des Deckels befinden sich zwei Aufkleber, wobei einer die Aufschrift „Original BETRA QualitĂ€t“ trĂ€gt. Der zweite Aufkleber zeigt zwei MainzelmĂ€nnchen und die Aufschrift „ZDF“.

Der Fundort des Leichnams

Zwischenzeitlich haben kriminaltechnische Untersuchungen ergeben, dass die Kiste, in der sich der Leichnam befand, von der ElbebrĂŒcke der Bundesautobahn 9 (Abbildung 8) in die Elbe gelangt ist.

Diese ElbebrĂŒcke befindet sich auf dem Autobahnabschnitt zwischen den Anschlussstellen Coswig und Vockerode. Die BAB 9 verbindet die StĂ€dte Berlin und MĂŒnchen und wird stark durch Pendler, Touristen, den GĂŒterkraftverkehr und auch von einheimischen Autofahrern frequentiert.

Es ist nach derzeitigem Ermittlungsstand davon auszugehen, dass bislang unbekannte Per­sonen die Kiste mit dem Leichnam bis zum 05. Juli 2016 mit einem Fahrzeug auf die Elbe­brĂŒcke transportierten und diese von dort oben direkt in den Fluss warfen.

Isotopenanalyse und Gesichtsweichteilrekonstruktion

Im Rahmen der Ermittlungen zur IdentitĂ€t des bislang unbekannten getöteten Mannes, wel­cher am 05. Juli 2016 in der Elbe in einer Kiste aufgefunden wurde, haben Staatsanwalt­schaft und Polizei sowohl eine Isotopenanalyse als auch eine Gesichtsweichteilrekonstruktion in Auftrag gegeben.

Isotopenanalyse

Das rechtsmedizinische Institut in MĂŒnchen hat am Leichnam des Getöteten bio-chemische Untersuchungen (Isotopenanalysen) vorgenommen. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass sich der Unbekannte seit mindestens zehn Jahren in Deutschland aufhielt, jedoch ur­sprĂŒnglich nicht aus in Mitteleuropa stammt. Den Untersuchungen zufolge dĂŒrfte der Getötete etwa bis zu seinem 35. Lebensjahr im sĂŒdöstlichen Europa (z. B. ehern. Jugoslawien, Serbi­en, RumĂ€nien, Bulgarien, etc.) aufgewachsen sein und gelebt haben, bevor er nach Deutsch­land kam. Dort dĂŒrfte er eher im Binnenland und weniger an der KĂŒste gelebt haben.

Gesichtsweichteilrekonstruktion

Die Rekonstruktion der Gesichtsweichteile erfolgte durch das Landeskriminalamt des Landes Sachsen-Anhalt. Im Ergebnis liegen nunmehr zwei Abbildungen (Abbildungen 9 u. 10) vor, die das Äußere des Getöteten vor seinem Tod zeigen.

Fragen der Ermittler

  • Wer ist der Getötete?
  • Wer hat den Mann vor dem 5. Juli 2016 gesehen?
  • Wo wurde der Mann vor dem 5. Juli 2016 gesehen?
  • Wer kann Angaben zu den abgebildeten GegenstĂ€nden (Ring, Kiste) sowie zu der TĂ€towierung machen?
  • Wer hat vor dem 5. Juli 2016 relevante Beobachtungen im Bereich der genannten ElbbrĂŒcke gemacht?

Trotz zahlreicher Veröffentlichungen im In- und Ausland konnte der Getötete noch nicht iden­tifiziert werden. Die bisher eingegangenen BĂŒrgerhinweise haben die Ermittlungen hilfreich unterstĂŒtzt, fĂŒhrten jedoch noch nicht zur Identifizierung des Mannes.

Mit diesem ergĂ€nzenden Zeugenaufruf bittet die Polizei daher erneut um Hinweise aus der Bevölkerung. Möglicherweise können Sie entscheidende Hinweise geben, welche die Ermittlungen vorantreiben. Auch wenn Sie meinen, dass Ihre Wahrnehmungen nicht sachdienlich seien, könnten diese fĂŒr die Polizei von großer Bedeutung sein. Scheuen Sie sich nicht, uns zu kontaktieren! Eine Belohnung von 2.500 Euro[1] ist fĂŒr den ausschlaggebenden Hinweisgeber ausgesetzt.

Sachdienliche Hinweise nehmen wir unter der Rufnummer 0391 546 1687 oder per E-Mail unter lfz.pi-md@polizei.sachsen-anhalt.de entgegen. Sie können sich auch persönlich an Ihre örtliche Polizeidienststelle wenden.

Text/Fotos: Polizeiinspektion Magdeburg