Magdeburg. Am Dienstag zog der vierjährige Magdeburger Spitzmaulnashornbulle Malte in den Zoo Rotterdam/Niederlande und kam dort wohlbehalten an. Per Spezialcontainer ging Malte – der eine Tonne Gewicht auf die Waage bringt – auf die Reise. „Spitzmaulnashörner sind stressempfindliche Tiere, die auf kleinste Veränderungen in ihrer Umgebung reagieren.
Die Vorbereitung und Durchführung dieses Transportes erforderten nicht nur Fachkompetenz, sondern auch das nötige Fingerspitzengefühl,“ erklärt Thomas Rolle, Zoologischer Assistent des Zoo Magdeburg. Einen Monat zuvor wurde Malte durch ein Kistentraining auf den Transport vorbereitet. Die Kiste – ein Spezialcontainer für schwergewichtige Tiertransporte – war für Malte während der Reise vertraut. Katharina Ruhs, Zoo-Revierleiterin, begleitete den Nashornbullen während des Umzugs nach Rotterdam. Sie war die wichtigste Bezugsperson für Malte während des Transports und bei der Ankunft in seinem neuen Zuhause.
Maltes Geburt verfolgten damals am 28. April 2019 viele Tierfreunde live rund um den Globus. Die Magdeburger Spitzmaulnashornzucht ist international bekannt, viele Rhino-Nachzuchten aus Magdeburg stärkten die Spitzmaulnashornpopulation. Hier in Magdeburg kam 1979 das erste Spitzmaulnashorn in der ehemaligen DDR zur Welt- das Magdeburger Nashornkalb Mabu.
Wie reist ein Spitzmaulnashorn?
Vor einem Monat brachte ein niederländischer Sattelschlepper einen Spezialcontainer zum Nashornhaus. Der 1,9 Tonnen schwere Spezialcontainer wurde mittels Hebekran vor den Nashornstall gesetzt. Den erweiterten „Wohnbereich“ nahm Malte nach einigen Kistentrainings langsam an. Er gewöhnte sich schrittweise an diesen Spezialcontainer. Ein wichtiger Schritt für die bevorstehende Reise war getan.
Am Dienstag früh um 7 Uhr begann der Nashorn-Umzug. „Das Kistentraining hat sich bewährt. Zunächst war Malte kurz skeptisch als die Stalltür geöffnet wurde, schritt dann aber langsam und selbstständig in die Kiste“, freute sich Katharina Ruhs über den gelungenen Ablauf. Erst danach positionierte sich der Hebekran vor der Kiste. „Nashörner sind sehr vorsichtige Tiere, die nicht sehr gut sehen, dafür umso besser hören und Vibrationen wahrnehmen können.
Vertraute Abläufe und eine gut eingespielte Teamkette aus Zootierpfleger – Zootierarzt -Zoologe – Zootiertransporteur sind hier wichtig“, ergänzt Katharina Ruhs. Kurze Zeit später gab es ein schwebendes Nashorn im Container über dem Nashornhaus, das präzise auf den Sattelschlepper gesetzt wurde. Der Nashorn-Spezialtransport wurde von EKIPA Spezial-Tiertransporte durchgeführt.
Am frühen Abend kam der Magdeburger Nashornbulle Malte mit seiner tierpflegerischen Betreuung Katharina Ruhs im Zoo Rotterdam wohlbehalten an. „Malte wurde freundlich vom Rotterdamer Zooteam begrüßt, er hat gut gefressen und die Nacht ruhig verbracht“, berichtet Katharina Ruhs aus Rotterdam. Die Zoologen hoffen, dass Malte sich schnell in Rotterdam eingewöhnt. Eine weitere Hoffnung besteht aktuell: der großgewordene Nachwuchs geht und neuer Nachwuchs wird bereits erwartet. Daumendrücken für ein weiteres Rhino in Magdeburg!
Laut der Weltnaturschutzunion (IUCN) sind Spitzmaulnashörner mittlerweile vom Aussterben bedroht. In Zusammenarbeit mit dem EAZA-exitu Erhaltungszuchtprogramm für Spitzmaulnashörner unterstützt der Zoologische Garten Magdeburg ex-situ den Arterhalt. Der Zoo Magdeburg beteiligte sich auch an wissenschaftlichen Projekten der Reproduktionsmedizin. Gemeinsam mit dem Leibnitz-Institut für Wildtierforschung in Berlin erfolgten mehrmals künstliche Absamungen des Magdeburger Nashornbullens Madiba, der für die Erhaltungszucht genetisch sehr bedeutsam ist.
Auch zukünftig werden Spitzmaulnashörner in Magdeburg weiter gezüchtet. Der Zoo engagiert sich für den in situ Artenschutz. Er beteiligte sich in Kooperation mit der Humboldt Universität zu Berlin an wissenschaftlichen Studien zum Schutz wildlebender Spitzmaulnashörner in Namibia im Rahmen des Etoscha-Pufferzonenprojektes. Aktuell fließt ein Anteil des Artenschutzeuros in die Schutzprojekte der Organisation Save the Rhino.
Text/Foto: Zoo Magdeburg / Michael Rapsch