Im Rahmen einer gemeinsamen Videokonferenz informierten die Ministerin fĂŒr Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt, Frau Dr. Tamara Zieschang, und der PrĂ€sident des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt, Herr Michael Reichelt, ĂŒber die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Sachsen-Anhalt.
Dabei wurden unter anderem folgende Themen angesprochen:
· Corona fĂŒhrte auch in Sachsen-Anhalt 2020 und 2021 zu Ăbersterblichkeit.
2020 starben insgesamt 33 804 Personen und 2021 nach vorlĂ€ufigen Ergebnissen 36 894 Personen. Damit lagen in beiden Jahren die Sterbefallzahlen deutlich ĂŒber dem Durchschnitt von 2016 bis 2019 (32 508). 2021 lag die Anzahl der SterbefĂ€lle in 43 der 52 Kalenderwochen ĂŒber den Mittelwerten der Jahre 2016 bis 2019. Ihren Höhepunkt erreichte die Sterblichkeit 2021 in den Kalenderwochen 2 und 3 (1 008 bzw. 1 035 verstorbene Personen). War im MĂ€rz 2020 COVID-19 nur bei 0,3 % aller TodesfĂ€lle die Todesursache, lag der Anteil im Dezember 2020 bei 18,4 % und im Januar 2021 sogar bei 27,0 %.
· Ausgeblieben ist der zu Beginn der Corona-Pandemie vermutete Babyboom. 2020 lag die Geburtenzahl mit 16 144 Lebendgeborenen um 2,9 % unter dem Wert von 2019. Die SchĂ€tzung fĂŒr 2021 geht von leicht höheren Werten aus. Anhand der Geburtenzahl bis zum 30.09.2021 von 12 060 wird eine Gesamtzahl von 16 200 prognostiziert, damit lĂ€ge die Zahl zwar ĂŒber dem Wert von 2020 aber noch deutlich unter den 16 618 Geburten von 2019.
· WĂ€hrend das Bruttoinlandsprodukt im 1. Halbjahr 2020 in Sachsen-Anhalt preisbereinigt mit -5,2 % im Vergleich zum Bundesdurchschnitt (-6,6 %) weniger stark nachlieĂ, verbuchten Sachsen-Anhalt (-0,1 %) und Hamburg (-0,4 %) im 1. Halbjahr 2021 als einzige BundeslĂ€nder leichte RĂŒckgĂ€nge beim Bruttoinlandsprodukt. In den anderen BundeslĂ€ndern bewegten sich die ZuwĂ€chse zwischen 1,2 % und 5,5 %.
· Die GesamtumsĂ€tze der Betriebe mit mindestens 50 tĂ€tigen Personen im Verarbeitenden Gewerbe inkl. Bergbau und Gewinnung von Steinen erreichten 2020 in keinem Monat das jeweilige Niveau von 2019. Das gröĂte Minus wurde im April 2020 mit -21,5 % und im Mai 2020 mit -20,8 % im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresmonat erzielt. 2021 lag der Gesamtumsatz ab MĂ€rz ĂŒber den Ergebnissen von 2020 und erreichte mit 4,2 Mrd. EUR im November einen Monatswert der auch im Vorcoronajahr 2019 nicht erreicht wurde.
· Besonders betroffen von den EindĂ€mmungsmaĂnahmen war sowohl 2020 als auch 2021 das Beherbergungsgewerbe. 2020 fiel deshalb erstmals seit 15 Jahren die Zahl der Ăbernachtungen in Sachsen-Anhalt unter 6 Millionen. Die Werte bis einschlieĂlich November 2021 (5,5 Mill.) lassen erwarten, dass auch 2021 die Ăbernachtungszahlen unter 6 Millionen geblieben sind.
· Auswirkungen auf den Verbraucherpreisindex zeigte in den letzten beiden Jahren unter anderem die Absenkung der MehrwertsteuersÀtze zur Förderung der Konjunktur im 2. Halbjahr 2020. Ab Juli 2020 bis Dezember 2020 gab es im Vergleich zum Vorjahresmonat jeweils negative VerÀnderung zwischen -0,2 und -0,4 Prozentpunkte. Seit Januar 2021 stieg dagegen die Inflationsrate in jedem Monat zuletzt auf 6,0 % im November und Dezember.
· Die Anzahl der Personen, die zumindest teilweise im Homeoffice tÀtig waren, erhöhte sich von 2019 zu 2020 um 50,3 % auf 96 800 Personen.
· Bei den Verfahren zur EinschĂ€tzung der GefĂ€hrdung des Kindeswohl gab es 2020 gegenĂŒber 2019 einen Anstieg um 29,9 % auf 4 708 Verfahren. Insgesamt kamen 489 Hinweise von KindertagesstĂ€tten und Schulen. Die wenigsten Hinweise gaben KindertagesstĂ€tten und Schulen im 1. Lockdown mit sehr eingeschrĂ€nkten Notbetreuungsangeboten im MĂ€rz (49) und April (14) 2020.
Sachsen-Anhalt blickt nicht nur auf gut zwei Jahre Corona-Pandemie zurĂŒck, sondern auch auf 30 Jahre Statistisches Landesamt. Dazu sagt Innenministerin Dr. Tamara Zieschang: âDrei Jahrzehnte, in denen das Landesamt unzĂ€hlige Statistiken erstellt hat, die dabei helfen, aktuelle Fakten zu sortieren sowie lĂ€ngerfristige Trends und Entwicklungen aufzuzeigen. Damit liefert es mit seiner wichtigen Arbeit wertvolle Erkenntnisse ĂŒber das Leben in Sachsen-Anhalt.â
Der PrĂ€sident des Statistischen Landesamtes ordnet die dargestellten Zahlen wie folgt ein: âSeit Beginn der Pandemie war es Aufgabe des Statistischen Landesamtes, zur UnterstĂŒtzung der Meinungsbildung und Entscheidungsfindung verlĂ€ssliche und belastbare konjunkturelle sowie gesundheitsbezogene Daten bereitzustellen. Die heute dargestellten Ergebnisse zeigen, dass dies durch die VerkĂŒrzung von Liefer- und Aufbereitungsschritten sowie vorgezogenen Auswertungen gelungen ist, sie geben ein aktuelles Bild der Auswirkungen der Pandemie auf Wirtschaft und Bevölkerung in den letzten beiden Jahren.â
Statistisches Landesamt Sachsen-âAnhalt v. 07. Februar 2022
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