Magdeburg. Der Arbeitskreis âSteuerschĂ€tzungenâ hat heute seine aktuelle Prognose der Steuereinnahmen von Bund, LĂ€ndern und Gemeinden vorgelegt. Er kommt zu dem Ergebnis, dass trotz eingetrĂŒbter Konjunkturaussichten erhebliche ZuwĂ€chse auf der Einnahmeseite zu erwarten sind. Im Vergleich zur SteuerschĂ€tzung vom November 2021 werden fĂŒr die Jahre 2022 bis 2026 gesamtstaatliche Mehreinnahmen von insgesamt 219 Milliarden Euro prognostiziert. Davon entfallen rund 97 Milliarden Euro auf die LĂ€nder.
Aus der SteuerschĂ€tzung ergeben sich fĂŒr Sachsen-Anhalt fĂŒr die Jahre 2022 und 2023 Einnahmen aus Steuern und steuerinduzierten Einnahmen in Höhe von 9.644 Millionen Euro bzw. 9.876 Millionen Euro. Damit liegt das erwartete Steueraufkommen in diesen Jahren um 548 Millionen Euro bzw. 537 Millionen Euro ĂŒber den noch im November 2021 geschĂ€tzten Zahlen. Der ĂŒberwiegende Teil der gestiegenen Einnahmeerwartungen entfĂ€llt dabei auf die Umsatzsteuer, die fĂŒr das laufende Jahr um 318 Millionen Euro höher vorhergesagt wird.
Finanzminister Michael Richter: âDie erwarteten Mehreinnahmen sind auch ein Ergebnis der aktuellen Inflation. Die Inflation trifft den Staat allerdings auf zwei Seiten. So stehen den höheren Steuereinnahmen auch teilweise höhere Ausgaben und Entlastungsbedarfe gegenĂŒber. Zudem möchte ich â mit Blick auf den im parlamentarischen Verfahren befindlichen Haushaltsplanentwurf fĂŒr das Jahr 2022 â in Erinnerung rufen, dass die erwarteten Mehreinnahmen fĂŒr das Jahr 2022 keinen Spielraum fĂŒr zusĂ€tzliche AusgabewĂŒnsche eröffnen. Mehreinnahmen, die sich gegenĂŒber der dem Haushaltsplanentwurf zugrundeliegenden SteuerschĂ€tzung vom November 2021 ergeben, sind im Rahmen der Schuldenbremse zwingend fĂŒr die Schuldentilgung einzusetzen. Euphorie ist daher nicht angesagt.â
Der Arbeitskreis âSteuerschĂ€tzungenâ prognostiziert die Steuereinnahmen auf Grundlage des geltenden Steuerrechts. Damit sind die Mindereinnahmen, die aus den noch nicht abgeschlossenen Gesetzgebungsverfahren â unter anderem zur Entlastung der Bevölkerung angesichts der erheblichen Preiserhöhungen im Energiebereich â resultieren werden, in der aktuellen SchĂ€tzung nicht berĂŒcksichtigt. Diese Steuermindereinnahmen belaufen sich im Jahr 2022 gesamtstaatlich auf rund 22 Milliarden Euro (Anteil Sachsen-Anhalts ist hier rund 200 Millionen Euro). In den Jahren 2023 bis 2026 summieren sich die Mindereinnahmen aus den laufenden Gesetzgebungsvorhaben auf etwa 29 Milliarden Euro. Zudem ist das gesamtwirtschaftliche Umfeld von enormer Unsicherheit geprĂ€gt. Als Risikofaktoren fĂŒr die allgemeine Konjunkturentwicklung zeichnen sich bereits jetzt die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise, die allgemeine Preisentwicklung, die Gefahr eines Energie-Lieferstopps sowie anhaltende und sich verschĂ€rfende Störungen von Lieferketten ab.
Finanzminister Michael Richter: âBei aller verstĂ€ndlichen Freude ĂŒber das zu erwartende Steuerplus darf nicht ausgeblendet werden, dass die vor uns liegenden Zeiten von groĂer Unsicherheit geprĂ€gt sind. Zudem sind die Steuermindereinnahmen aufgrund der noch nicht abgeschlossenen Gesetzesvorhaben zur Entlastung der BĂŒrgerinnen und BĂŒrger im SchĂ€tzergebnis noch nicht eingepreist. Die sich abzeichnenden Risiken erfordern Besonnenheit und finanzpolitische Disziplin. Nur so können wir die vielfĂ€ltigen Herausforderungen der Zukunft gemeinsam gut meistern.â
Ministerium der Finanzen am 12. Mai 2022