Magdeburg. Die drei Hochschulstandorte Magdeburg, Dresden und Regensburg entwickeln und erproben ein neues patientenorientiertes Nachsorgeprogramm in Kooperation mit Betroffenen und FachkrÀften. Die Deutsche Krebshilfe fördert das Projekt mit rund 888.500 Euro.
Fast 24.000 Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr an schwarzem Hautkrebs (Melanom) â einer besonders aggressiven Tumorart, die fĂŒr Betroffene mit erheblichen körperlichen und psychischen Belastungen wĂ€hrend und nach einer Tumorbehandlung verbunden ist. Um diesen Herausforderungen besser gerecht zu werden, startet unter der Leitung der UniversitĂ€tsmedizin Magdeburg das Forschungsprojekt âLeMela â Leben mit Melanom“. Ziel ist es, ein sogenanntes Survivorship-Care-Programm (SCP) fĂŒr Menschen mit metastasiertem Melanom zu entwickeln und dessen Machbarkeit zu prĂŒfen. Ein SCP ist ein strukturiertes Nachsorgeprogramm, das sich an Betroffene und deren Angehörige richtet, die sich einer Krebsbehandlung unterziehen oder eine Krebserkrankung bereits ĂŒberstanden haben. Dieses Programm soll die BedĂŒrfnisse der Betroffenen in den Mittelpunkt stellen und ihre Versorgung ganzheitlich verbessern. Gemeinsam mit Betroffenen, Angehörigen und medizinischen FachkrĂ€ften wird das Programm entwickelt und an den Hauttumorzentren der UniversitĂ€tskliniken Dresden und Regensburg auf Praxistauglichkeit getestet.
VersorgungslĂŒcke schlieĂen
Das Melanom gilt als besonders gefĂ€hrlich, da es ohne rechtzeitige Behandlung Metastasen bilden und andere Organe befallen kann. Sobald der Tumor auf andere Organe ĂŒbergegriffen hat, spricht man von einem metastasierten Melanom. Trotz bedeutender Fortschritte bei den Behandlungsmöglichkeiten stehen Menschen, die ein metastasiertes Melanom ĂŒberleben, oft vor erheblichen Herausforderungen im Zusammenhang mit den Folgen der Krankheit und ihrer Behandlung. Dazu gehören körperliche Beschwerden wie Schmerzen, MĂŒdigkeit und Ăbelkeit. Hinzu kommen psychische Belastungen, die oft weit ĂŒber die eigentliche Behandlungsphase hinaus anhalten. Diese Herausforderungen machen eine kontinuierliche, individuell angepasste UnterstĂŒtzung essenziell.
âBislang ist zu wenig darĂŒber bekannt, welche Versorgungsbedarfe Menschen mit einem metastasierten Hautkrebs wĂ€hrend oder nach einer Tumorbehandlung haben und wie eine patientenorientierte Nachsorge konkret ausgestaltet werden kann. Unser Ziel ist es, diese LĂŒcke in der Versorgung zu schlieĂen und ein partizipativ entwickeltes Nachsorgeprogramm zu schaffen, das die BedĂŒrfnisse der Betroffenen konsequent in den Mittelpunkt stellt“, erklĂ€rt Studienleiter Prof. Christian Apfelbacher, Direktor des Instituts fĂŒr Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISMG) der Otto-von-Guericke-UniversitĂ€t Magdeburg. Die Inhalte des SCP werden zunĂ€chst durch das Studienteam aus der Literatur ĂŒber international existierende Nachsorgeprogramme zusammenfassend erarbeitet und gemeinsam mit den Betroffenen, deren Angehörigen sowie FachkrĂ€ften unter anderem aus der Onkologie, Psychoonkologie und Pflege besprochen und weiterentwickelt.
Praxistest an Tumorzentren in Dresden und Regensburg
Nach der Entwicklungsphase, koordiniert durch das ISMG, wird das neue Nachsorgeprogramm an den Hauttumorzentren der UniversitĂ€tskliniken Dresden und Regensburg modellhaft eingefĂŒhrt und in einer Pilotstudie getestet. Ziel ist es, zu untersuchen, ob das zuvor erarbeitete SCP in der Praxis umsetzbar ist und ob es sich fĂŒr die DurchfĂŒhrung einer Wirksamkeitsstudie eignet. Dies soll als Grundlage fĂŒr eine zukĂŒnftige, groĂ angelegte Studie dienen. âUnser Anspruch ist es, neue Standards in der Versorgung von Menschen mit metastasiertem Melanom zu setzen und langfristig die Gesundheitssituation und LebensqualitĂ€t der Betroffenen zu verbessern“, betont Prof. Apfelbacher.
âWir engagieren uns seit langem fĂŒr eine flĂ€chendeckende PrĂ€vention und Hautkrebsvorsorge, die alle Menschen auch in lĂ€ndlichen Regionen erreicht. Das neue Projekt schlieĂt hier nahtlos an. Wir wollen Patientinnen und Patienten auch nach der Diagnose begleiten und ihnen helfen, mit der Erkrankung und der Therapie gut umzugehen“, sagt Prof. Friedegund Meier, Leiterin Hauttumorzentrum am UniversitĂ€tsklinikum Carl Gustav Carus Dresden. âFĂŒr das Survivorship-Care-Programm können wir auf bestehende Daten zurĂŒckgreifen. Unsere Erfahrung zeigt, dass die Analyse groĂer DatensĂ€tze extrem hilfreich bei der Entwicklung von Therapien und der Vorhersage von möglichen Entwicklungen bestimmter Krankheitsbilder ist“, sagt Prof. Jochen Schmitt, Direktor des Zentrums fĂŒr Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, UniversitĂ€tsklinikum Dresden.
âWir sind fest davon ĂŒberzeugt, mit unserem Programm Melanompatienten wĂ€hrend und nach der Behandlung besser unterstĂŒtzen und begleiten zu können. Dies wird dazu beitragen Langzeitfolgen der Erkrankung und Therapie besser zu bewĂ€ltigen und somit die LebensqualitĂ€t zu verbessern“, betont Prof. Sebastian Haferkamp, Leiter des Hautkrebszentrums Ostbayern, UniversitĂ€tsklinikum Regensburg.
Projektpartner:
Das LeMela-Projekt ist eine Kooperation des Instituts fĂŒr Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung der Otto-von-Guericke-UniversitĂ€t Magdeburg mit der Klinik und Poliklinik fĂŒr Dermatologie, Hautkrebszentrum Ostbayern, UniversitĂ€tsklinikum Regensburg, dem Hauttumorzentrum am Nationalen Centrum fĂŒr Tumorerkrankungen Dresden, UniversitĂ€tsklinikum und Medizinische FakultĂ€t Carl Gustav Carus der Technischen UniversitĂ€t Dresden sowie dem Zentrum fĂŒr Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, UniversitĂ€tsklinikum und Medizinische FakultĂ€t Carl Gustav Carus der Technischen UniversitĂ€t Dresden.
Wissenschaftliche Kontakte:
Prof. Dr. Dr. Christian Apfelbacher, Direktor Institut fĂŒr Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISMG) der Otto-von-Guericke-UniversitĂ€t Magdeburg, Tel. +49 391 67 24334, christian.apfelbacher@med.ovgu.de
Univ.-Prof. Dr. med. Friedegund Meier, Leiterin Hauttumorzentrum, Nationales Centrum fĂŒr Tumorerkrankungen/Klinik und Poliklinik fĂŒr Dermatologie am UniversitĂ€tsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Tel. +49 351 458-2290 oder -2497, Friedegund.Meier@uniklinikum-dresden.de
Prof. Jochen Schmitt, Direktor des Zentrums fĂŒr Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, UniversitĂ€tsklinikum Dresden, Tel.: +49 (0)351 458 6495, jochen.schmitt@uniklinikum-dresden.de
Prof. Dr. Dr. med. Sebastian Haferkamp, Leiter Hautkrebszentrum Ostbayern/Klinik und Poliklinik fĂŒr Dermatologie am UniversitĂ€tsklinikum Regensburg, Tel. +49 941 944 9605, Sebastian.Haferkamp@klinik.uni-regensburg.de
Foto: Das Team des Forschungsprojektes âLeMela“ aus Magdeburg, Dresden und Regensburg arbeitet an einer besseren Versorgung von Melanom-Patienten. (c) Fotograf: privat