Offenbach, 27. Februar 2023 – In Deutschland war auch der Winter 2022/2023 wieder deutlich zu warm – verglichen mit den Referenzperioden. Uwe Kirsche, Pressesprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD): „Deutschland erlebte damit den zwölften zu warmen Winter in Folge. Der Klimawandel lässt nicht locker“. Es gab kaum Flachlandwinter und der Jahreswechsel brachte sogar positive Rekordtemperaturen. Damit verbunden nahm auch die Pollenbelastung durch Hasel und Erle schon früh stark zu. Winterfreunde kamen lediglich im höheren Bergland auf ihre Kosten. Insgesamt waren die vergangenen drei Monaten leicht zu trocken. Die Sonne schien recht durchschnittlich. Das teilt der DWD nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen mit.
Zu milder Winter mit kurzer Eiszeit im Dezember und rekordwarmem Jahreswechsel
Das Gebietsmittel der Wintertemperatur 2022/2023 lag unter dem Strich bei 2,9 Grad Celsius (°C) und damit 2,7 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die positive Abweichung 1,5 Grad. Die kälteste, ja eisige Phase des Winters erlebte Deutschland in der zweiten Dezemberdekade. Hier wurde in Heinersreuth-Vollhof, Landkreis Bayreuth, am 18.12. mit -19,3 °C der bundesweit tiefste Winterwert gemessen. Zum Jahreswechsel traten dann Rekordtemperaturen auf, die am 31.12. in der Spitze über 20 °C erreichten. Am wärmsten war es an der oberbayerischen Station Wielenbach mit 20,8 °C.
Wintermonate insgesamt leicht zu trocken
Der Winter brachte dem Bundesgebiet im Mittel rund 170 l/m² Liter pro Quadratmeter (l/m²). Im Vergleich zu den Perioden 1961 bis 1990 mit 181 l/m² und 1991 bis 2020 mit 190 l/m² ermittelte der DWD ein Minus beim Niederschlag von etwa 6 und rund 10 Prozent. Im Schwarzwald, Harz und Sauerland fielen örtlich über 500 l/m². Im westlichen Sauerland erreichte Wipperfürth-Gardeweg am 12.1. mit 71,9 l/m² den bundesweit höchsten Tagesniederschlag des Winters. Zum Vergleich: In der Oberrheinischen Tiefebene wurden lokal im gesamten Winter keine 70 l/m² erfasst.
Der Süden erlebte im Winter die mit Abstand meisten Sonnenstunden
Mit rund 160 Stunden lag die Sonnenscheindauer im Winter etwa 5 Prozent über dem Sollwert von 153 Stunden des Zeitraums 1961 bis 1990. Im Vergleich zur Periode 1991 bis 2020 (170 Stunden) gab es ein Minus von rund 6 Prozent. Das Alpenvorland war mit über 240 Stunden das sonnigste Gebiet. In den Mittelgebirgen und im Nordosten zeigte sie sich die Sonne gebietsweise seltener als 120 Stunden.
Das Wetter in den Bundesländern im Winter 2022/2023
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)
Baden-Württemberg: Im Südwesten endete der Winter mit milden 2,8 °C (0,0 °C) und niederschlagsarmen 137 l/m² (224 l/m²). Am Oberrhein erreichten die Niederschlagsmengen gebietsweise nicht einmal die Hälfte des Solls. Weiter oben, in den Hochlagen des Schwarzwaldes, herrschte ab Mitte Januar auch mal Dauerwinter. Die Sonne zeigte sich landesweit mit fast 195 Stunden (169 Stunden) mehr als üblich. So platzierte sich Baden-Württemberg als trockenstes und sonnigstes Bundesland im Winter 2022/2023.
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Bayern: Im Freistaat erreiche die Wintertemperatur milde 1,9 °C (-1,0 °C). Es war das kühlste Bundesland. Am 18.12. fielen die Temperaturen in Heinersreuth-Vollhof, Landkreis Bayreuth, auf -19,3 °C, dem tiefsten bundesweit Winterwert. Am 31.12. wurde an der Station Wielenbach in Oberbayern die höchste Temperatur dieses Winters mit 20,8 °C gemessen. Das Gebietsmittel der Niederschläge ergab 147 l/m² (200 l/m²). Über 300 l/m² wurden im Fichtelgebirge, im Bayerischen Wald und an den Alpen gemessen. In den Hochlagen der Gebirge gab es über 50 Tage mit einer geschlossenen Schneedecke. Die Sonne schien in den vergangenen drei Monaten fast 185 Stunden (171 Stunden). Nach Baden-Württemberg war Bayern das zweitsonnigste Bundesland.
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Berlin: Für Berlin ergab die Mittelwertbildung des DWD für den Winter 2022/2023 eine Temperatur von milden 3,2 °C (0,5 °C). Die Niederschlagsmenge erreichte für dort nasse 158 l/m² (131 l/m²). Dazu schien die Sonne gut 135 Stunden (147 Stunden).
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Brandenburg: Aus Brandenburg meldeten die DWD-Stationen für den Winter ein Mittel von 2,7 °C (0,1 °C). Neben nassen 155 l/m² (123 l/m²) schien die Sonne etwa 135 Stunden (150 Stunden). Brandenburg war eine sonnenscheinarme Region.
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Bremen: Die Hansestadt führte im Winter 2022/2023 mit 4,2 °C (1,5 °C) im Ranking der mildesten Regionen. Es fielen 195 l/m² (165 l/m²) Niederschlag. Die Sonne zeigte sich mit rund 170 Stunden (140 Stunden) verhältnismäßig oft.
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Hamburg: Mit 4,0 °C (1,2 °C) war Hamburg neben Nordrhein-Westfalen die zweitmildeste Region. Mit 228 l/m² (174 l/m²) positionierte sich die Hansestadt ebenfalls auf Platz 2. Die Sonne kam im Winter 2022/2023 rund 155 Stunden (134 Stunden) zum Vorschein.
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Hessen: Hessen erlebte mit 3,0 °C (0,3 °C) einen milden, mit 173 l/m² (193 l/m²) einen etwas trockenen und mit 145 Stunden (136 Stunden) einen leicht zu sonnigen Winter.
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Mecklenburg-Vorpommern: Im Nordosten hatte der Winter ein mildes Mittel von 2,8 °C (0,2 °C) auf dem Zettel. Die Niederschlagsmenge lag mit 160 l/m² knapp 25 Prozent über dem Klimawert von 130 l/m². Unterdurchschnittlich war mit aufgerundet 135 Stunden (144 Stunden) die Sonnenscheinausbeute. Mecklenburg-Vorpommern war die sonnenscheinärmste Region.
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Niedersachsen: In Niedersachsen registrierte der DWD eine Wintermitteltemperatur von 3,7 °C (1,2 °C). Die Niederschlagsmenge lag mit 222 l/m² (177 l/m²) 25 Prozent über dem Sollwert. Im Harz wurden die höchsten Mengen eingesammelt. Dort befand sich Braunlage mit über 525 l/m² an der Spitze. Die Sonne präsentierte sich in der Fläche 165 Stunden (135 Stunden).
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Nordrhein-Westfalen: In NRW brachte der mit 4,0 °C (1,7 °C) milde Winter gebietsweise auch ordentlich Niederschlag. Im Sauerland akkumulierten sich die Mengen in der Spitze auf über 500 l/m². Im westlichen Sauerland registrierte Wipperfürth-Gardeweg am 12.1. mit 71,9 l/m² den bundesweit höchsten Tagesniederschlag. Über die Landesfläche gemittelt fielen in den letzten drei Monaten 242 l/m² (223 l/m²). Dazwischen schien die Sonne 155 Stunden (151 Stunden). NRW war neben Hamburg das zweitmildeste Bundesland und war im Winter 2022/23 die nasseste Region.
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Rheinland-Pfalz: In Rheinland-Pfalz lag das Temperaturmittel im Winter 2022/2023 bei 3,4 °C (0,9 °C). Vergleichsweise sehr gering fiel dort die Niederschlagsausbeute mit 160 l/m² (200 l/m²) aus. Besonders trocken war der Februar. Die Sonnenscheindauer lag über dem vieljährigen Mittel und erreichte 175 Stunden (152 Stunden).
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Saarland: Die DWD-Auswertungen ergaben für das Saarland eine Wintertemperatur von 3,8 °C (1,2 °C). Lediglich 212 l/m² (255 l/m²) zeigten die Niederschlagsmessungen an. Außergewöhnlich trocken war der Februar, der nur knapp 15 Prozent des zu erwartenden Monatsniederschlages erreichte. Im Sonnenscheinranking befand sich das kleinste Flächenland mit 185 Stunden (155 Stunden) dagegen auf den vorderen Plätzen.
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Sachsen: Sachsen war im Winter 2022/2023 neben Thüringen mit 2,1 °C (-0,4 °C) das zweitkühlste Bundesland. 150 l/m² (152 l/m²) zeigte die Niederschlagsbilanz. In den höheren Lagen des Erzgebirges konnte an mindestens 50 Prozent aller Wintertage eine geschlossene Schneedecke beobachtet werden. Rund 140 Stunden (161 Stunden) schien die Wintersonne.
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Sachsen-Anhalt: Hier nahm der Winter einen recht milden Verlauf. 2,9 °C (0,4 °C) zeigten die Thermometer im Gebietsmittel. Mit den milden Luftmassen zogen größere Niederschlagsmengen heran. Knapp 500 l/m² meldete der Harz. An mindestens 50 Tagen fiel dieser dort als Schnee. In der Ebene kamen überdurchschnittliche 148 l/m² (119 l/m²) zusammen. Ausgewogen lang schien die Sonne mit rund 150 Stunden (145 Stunden) in den vergangenen drei Monaten.
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Schleswig-Holstein: Der äußerste Norden erreichte im Winter ein Mittel von 3,7 °C (0,9 °C). Das Niederschlagsplus lag mit 228 l/m² (180 l/m²) bei gut 25 Prozent. Auch die Sonnenscheindauer befand sich mit 145 Stunden (138 Stunden) über dem dort typischen Mittel.
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Thüringen: Neben Sachsen erreichte auch Thüringen als zweitkühlste Region eine Temperatur von 2,1 °C (-0,6 °C). Mit 147 l/m² (159 l/m²) gehörte es zu den trockenen Gebieten. An über 50 Schneetagen kamen Winterfreunde im höheren Thüringer Wald auf ihre Kosten. Die Sonne präsentierte sich fast 150 Stunden (148 Stunden).
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