AKW Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim 2 gehen vom Netz
Die drei letzten Atomkraftwerke – Emsland in Niedersachsen, Isar 2 in Bayern und Neckarwestheim 2 in Baden-WĂŒrttemberg – stellen spĂ€testens zum 15. April 2023 endgĂŒltig den Leistungsbetrieb ein. Damit endet die Atomkraftnutzung in Deutschland und die nukleare Sicherheit hierzulande wird deutlich erhöht. Die sehr hohe ZuverlĂ€ssigkeit der Stromversorgung in Deutschland bleibt gewĂ€hrleistet. FĂŒr die nukleare Sicherheit verbleiben Herausforderungen ĂŒber Jahrzehnte.
Steffi Lemke, Bundesministerin fĂŒr Umwelt und nukleare Sicherheit: âDer Atomausstieg macht unser Land sicherer, die Risiken der Atomkraft sind letztlich unbeherrschbar. Ich danke allen, die sich fĂŒr den Ausstieg engagiert haben, wie auch allen Kraftwerksmitarbeiter*innen fĂŒr ihr verantwortungsvolles Handeln beim Betrieb und RĂŒckbau. Vor uns liegen nun einerseits Jahrzehnte voller Herausforderungen, bis wir die atomaren Hinterlassenschaften sicher und verantwortbar beseitigt haben. Mit dem Abschalten der letzten drei Atomkraftwerke brechen wir auf in ein neues Zeitalter der Energieerzeugung. Arbeiten wir also weiter an Lösungen fĂŒr ein atomares Endlager und setzen alle Kraft auf den Ausbau der erneuerbaren Energien.â
Robert Habeck, Bundesminister fĂŒr Wirtschaft und Klimaschutz: âWir setzen mit dem Atomausstieg um, was Union und FDP 2011 beschlossen haben. Wie im Atomgesetz festgelegt, werden Emsland, Neckarwestheim 2, Isar 2 am 15.04.2023 stillgelegt und dann zurĂŒckgebaut. Die Energieversorgungssicherheit in Deutschland ist und bleibt gewĂ€hrleistet; sie ist auch im internationalen Vergleich weiterhin sehr hoch. Gemeinsam haben wir es geschafft, die FĂŒllstĂ€nde in den Gasspeichern hoch zu halten und neue FlĂŒssiggasterminals an den norddeutschen KĂŒsten zu errichten. Hinzu kommen weitere MaĂnahmen zur LeistungsfĂ€higkeit der deutschen Stromnetze. Und schlieĂlich sorgt vor allem der massive Ausbau der Erneuerbaren Energien fĂŒr zusĂ€tzliche Sicherheit. In 2030 wollen wir 80 Prozent des Stroms hier in Deutschland aus erneuerbaren Energien erzeugen. DafĂŒr stellen wir nun die Weichen und passen die rechtlichen Grundlagen an.â
Der beschleunigte Atomausstieg wurde 2011 in einem breiten Konsens gesetzlich beschlossen, die im Jahr davor beschlossene LaufzeitverlĂ€ngerung damit zurĂŒckgenommen. Hierdurch wurden hochradioaktive AbfĂ€lle in einer GröĂenordnung von rund 500 Castor-BehĂ€ltern vermieden. Im Herbst 2022 beschlossen Bundesregierung und Bundestag, fĂŒr die drei AKW Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim 2 einen zusĂ€tzlichen Streckbetrieb bis spĂ€testens 15. April 2023 zu gestatten. Dieser Streckbetrieb verursacht keinen zusĂ€tzlichen hochradioaktiven AtommĂŒll. GemÀà Atomgesetz sind nun die Atomkraftwerke unverzĂŒglich stillzulegen und zurĂŒckzubauen. Der erste Stilllegungsantrag fĂŒr Neckarwestheim 2 wurde bereits Anfang April bewilligt.
Verschiedene Studien der Ăbertragungsnetzbetreiber und der Bundesnetzagentur zeigen, dass die sehr hohe Stromversorgungssicherheit in Deutschland gewĂ€hrleistet bleibt. In Zukunft wird immer mehr Strom aus erneuerbaren Energiequellen die konventionelle Stromerzeugung verdrĂ€ngen und ersetzen. Die Bundesregierung hat in den vergangenen Monaten durch eine Vielzahl von MaĂnahmen die Energieversorgung gestĂ€rkt. Der Ausbau der erneuerbaren Energien wird konsequent vorangetrieben, die Stromnetze werden ausgebaut und die bestehende TransportkapazitĂ€t besser ausgenutzt, bestehende Kraftwerke können ihre Stromerzeugung ausweiten, gleichzeitig wird die Stromnachfrage flexibilisiert, um den Strom aus erneuerbaren Energien optimal zu nutzen. Mit dem klaren Zielmodell der KlimaneutralitĂ€t bis 2045 wird das gesamte Energiesystem auf die Nutzung von erneuerbaren Energien umgestellt.
Die hiesige Nutzung der Atomkraft begann mit dem ersten Atomgesetz von 1959. Das erste AKW zur Stromerzeugung war das Versuchsatomkraftwerk Kahl, das 1960 in Betrieb ging. Insgesamt entstanden durch den Betrieb deutscher Reaktoren hochradioaktive AbfĂ€lle in einer GröĂenordnung von rund 27.000 m3. Auch der GroĂteil der rund 300.000 m3 schwach- und mittelradioaktive AbfĂ€lle, die in das Endlager Schacht Konrad sollen, geht auf AKW und Betriebe der kerntechnischen Industrie zurĂŒck. Es gilt, den Ausstieg einschlieĂlich des RĂŒckbaus sicher zu vollenden und die Endlagersuche fĂŒr hochradioaktive AbfĂ€lle sowie dauerhafte Lösungen fĂŒr schwach- und mittelradioaktive AbfĂ€lle voranzubringen.
Foto: Steffi Lemke MdB (c) BĂŒndnis 90/Die GrĂŒnen