Elektrofahrzeuge haben den Ruf, schneller in Brand zu geraten als Wagen mit Verbrennungsmotor. Diese EinschĂ€tzung teilen einer reprĂ€sentativen YouGov-Studie zufolge 49 Prozent der BĂŒrgerinnen und BĂŒrger. Als fĂŒnftgröĂter Pkw-Versicherer Deutschlands geht die DEVK der Frage nach, ob die Brandgefahr bei E-Autos tatsĂ€chlich höher ist.
Noch nie wurden so viele Elektroautos verkauft wie dieses Jahr. Das Kraftfahrt-Bundesamt hat von Januar bis Oktober 2021 ĂŒber 267.000 Neuzulassungen von E-Pkw registriert â das sind bereits jetzt ĂŒber 70.000 mehr als im Vorjahr. Diesen Trend sehen auch Versicherer. So sind aktuell rund 45.000 Autos mit einem Hybrid- oder reinen Elektromotor bei der DEVK versichert. Das sind zwar nur 2,1 Prozent der versicherten Fahrzeuge â der Anteil hat sich gegenĂŒber dem Vorjahr aber schon mehr als verdoppelt.
Vor allem Ăltere schĂ€tzen das Brandrisiko von E-Autos höher ein
Die Deutschen haben mehrheitlich noch keine Erfahrung mit Stromern â sehr wohl aber eine Meinung dazu. Das zeigt eine aktuelle Umfrage im Auftrag der DEVK, fĂŒr die das Marktforschungsinstitut YouGov insgesamt 2.076 Personen reprĂ€sentativ befragt hat. 49 Prozent der ĂŒber 18-JĂ€hrigen gehen davon aus, dass BrĂ€nde bei Elektroautos hĂ€ufiger vorkommen als bei Dieseln oder Benzinern. Bei den ĂŒber 55-JĂ€hrigen sind es sogar 55 Prozent â dagegen nur 35 Prozent bei jungen Leuten bis 24 Jahren. Insgesamt sehen nur wenige Befragte E-Pkw bei Diebstahl (7 Prozent), Kollision (7 Prozent) oder anderen SchĂ€den (4 Prozent) hĂ€ufiger betroffen. Immerhin ein Viertel ist der Ansicht, dass die SchadenhĂ€ufigkeit nichts mit der Antriebsart zu tun hat.
Der Faktencheck: Stromer brennen ebenso selten wie andere Autos
Aber wer hat Recht? Brennen Elektroautos wirklich öfter als Diesel oder Benziner? Die DEVK jedenfalls verzeichnet dieses Jahr bis einschlieĂlich Oktober noch keinen einzigen Brand eines Pkw mit E-Kennzeichen. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) schĂ€tzt das Risiko moderat ein. âAus unseren Statistiken gibt es bisher keinerlei Hinweise, dass Elektrofahrzeuge hĂ€ufiger brennen als Autos mit Verbrennungsmotorâ, sagt Alexander KĂŒsel, Leiter der GDV-SchadenverhĂŒtung.
Im Extremfall brennen Batterien mit bis zu 1.000 Grad
âWenn bei Elektroautos die Antriebsbatterien brennen, sind sie allerdings viel schwerer zu löschen als herkömmliche Fahrzeugeâ, erklĂ€rt Nils BĂŒker, Schadenspezialist der DEVK RĂŒckversicherungs- und Beteiligungs-AG â DEVK RE: âSie brennen aufgrund der chemischen Reaktionen innerhalb der Batterie, die das Feuer immer wieder anfachen, deutlich lĂ€nger und deutlich heiĂer als Verbrenner. E-Autos können derzeit kaum, oder nur mit extrem viel Wasser ĂŒber einen langen Zeitraum gelöscht werden.â Das bestĂ€tigt Peter Bachmeier, Vorsitzender des Fachausschusses Vorbeugender Brand- und Gefahrenschutz der deutschen Feuerwehren: âEin normales Auto löschen wir in einer Viertelstunde und brauchen dafĂŒr 500 Liter Wasser. Beim E-Auto sind wir hingegen oft zwei bis drei Stunden beschĂ€ftigt und brauchen 10.000 Liter Wasser.â AnschlieĂend mĂŒsse das Fahrzeug 72 Stunden beobachtet werden, weil die Batterie erneut Feuer fangen könnte.
Einzelne SchĂ€den in der RĂŒckversicherung
Nils BĂŒker hat inzwischen Erfahrung mit ein paar GroĂschĂ€den, bei denen Antriebsbatterien eine Rolle spielten. Er erinnert sich z. B. an einen Fall mit brennenden Elektrobussen in Hannover, fĂŒr den die DEVK RE aufkam. Obwohl die Busse nachts im Depot abgestellt und mit BrandwĂ€nden voneinander getrennt waren, war das Feuer schwer zu löschen. Die BrandwĂ€nde verschafften den EinsatzkrĂ€ften zwar Zeit, um möglichst viele andere Busse rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Dennoch entstand ein Millionenschaden. âDieser und andere SchĂ€den aus der RĂŒckversicherungâ, so der Experte, âsind Ausnahmen und nicht reprĂ€sentativ. Sie zeigen aber auf, was im Extremfall passieren kann.â
Rein elektrische Antriebe im Fokus
Gezielt nach dem Brandrisiko je Antriebsart gefragt, vermuten in der YouGov-Umfrage mit Abstand die meisten Deutschen (35 Prozent), dass rein elektrische Antriebe am hĂ€ufigsten betroffen sind. 10 Prozent halten Benziner fĂŒr brandgefĂ€hrlich, 7 Prozent Autogas und 4 Prozent Diesel. Wasserstoff- und Hybridantriebe gelten mit jeweils 3 Prozent offenbar als unbedenklich. Richtig ist: Benzin ist leichter entzĂŒndlich als Diesel. Mit Autogas und Wasserstoff betriebene Pkw können im Brandfall aber explodieren. Hybridfahrzeuge vereinen zwar mehrere Gefahrenquellen, jedoch in geringerem Umfang: Die Batterie ist deutlich kleiner als bei einem reinen E-Auto und es ist weniger Sprit im Tank als bei einem vergleichbaren Verbrenner. Laut GDV brennen in Deutschland tĂ€glich im Schnitt etwa 40 Autos â ĂŒberwiegend Benziner oder Diesel.
Alter der Batterie als Brandursache Nummer eins?
Aber welche Faktoren erhöhen ĂŒberhaupt das Brandrisiko von E-Autos? Hier tippen 37 Prozent der Deutschen auf das Alter der Batterie, 35 Prozent auf ProduktionsmĂ€ngel und 32 Prozent auf einen Unfall als Auslöser. Bis zu drei Antworten waren möglich. Auch der Ladevorgang wird tendenziell als gefĂ€hrlich eingeschĂ€tzt (28 Prozent). Bedienungsfehler (14 Prozent) oder die AuĂentemperatur (9 Prozent) erscheinen dagegen eher unerheblich. âAufgrund des noch relativ kurzen Beobachtungszeitraums und der extrem schnellen Weiterentwicklung der Technik bei E-Autos sind Aussagen ĂŒber Feuergefahren schwerâ, so Nils BĂŒker, âaber unsere Analyse nationaler und internationaler Studien zu Lithium-Ionen-Akkus zeigt, dass v.a. der Ladevorgang, Tiefenentladung und BeschĂ€digungen zum Batteriebrand fĂŒhren können.â
Immer mehr PartnerwerkstÀtten sind auf E-Autos spezialisiert
Dass Stromer hĂ€ufiger in Brand geraten als andere Pkw, ist ein Vorurteil. Von Elektroautos gehen allerdings andere Gefahren aus. Umso wichtiger ist es fĂŒr alle, die ein E-Auto besitzen, gut versichert zu sein. So kann es im Schadenfall sinnvoll sein, das Fahrzeug in einer Markenwerkstatt reparieren zu lassen. Bei der DEVK sollten Kundinnen und Kunden gerade deshalb eine Werkstattbindung vereinbaren und damit 15 Prozent Beitrag sparen. Denn mit bundesweit fast 4.000 Betrieben hat die DEVK das gröĂte Partnerwerkstattnetz in Deutschland. Etwa 70 ProÂzent davon sind MarkenwerkstĂ€tten der Hersteller. Immer mehr Partnerbetriebe schulen ihr Personal und statten sich neu aus, um gezielt die E-Fahrzeuge von beispielsweise Tesla, VW, Mercedes, BMW & Co. reparieren zu können.