Kooperation zwischen Land, Stadt, Universität und Thorsis Technologies
Magdeburg. Das größte Funk-Netz für die echtzeitbasierte Kommunikation zwischen der Straßen-Infrastruktur und Fahrzeugen in Deutschland befindet sich nun in Magdeburg. Ein Konsortium aus der Landeshauptstadt hat im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) erfolgreich eine energieeffiziente und zugleich kostengünstige Lösung entwickelt, um die vernetzte Mobilität auch im städtischen Raum zu etablieren. Vorgestellt wurde das Projekt Testfeld „TF-URBAN“ heute im Alten Rathaus im Beisein von Jörg Rehbaum, dem Beigeordneten für Stadtentwicklung und Umwelt, dem ehemaligen Landesverkehrsminister, Dr. Karl-Heinz Daehre, dem Geschäftsführer des Digitalen Anwendungszentrum Mobilität. Logistik. Industrie, Andreas Müller, und Thorsten Szczepanski, dem Geschäftsführer der Thorsis Technologies GmbH.
Unterstützt von der Landeshauptstadt Magdeburg und dem Land Sachsen-Anhalt hat das Digitale Anwendungszentrum, das ehemalige Galileo-Testfeld Sachsen-Anhalt der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und die Thorsis Technologies GmbH, eine entsprechende Kommunikationstechnik entwickelt. Diese kann nicht nur entlang von Autobahnen, sondern auch im städtischen Raum für die V2X-Kommunikation (V2X, engl. vehicle to everything) installiert werden. V2X-Kommunikation bedeutet, dass Funkmodule als Sender und Empfänger die vorbeifahrenden Fahrzeuge auf einem bestimmten Streckenabschnitt sowohl miteinander als auch mit einem Leitsystem verbinden können.
Nach umfangreichen Tests im Entwicklungslabor des Galileo-Testfeldes der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg sowie in der Motorsportarena Oschersleben und im Digitalen Testfeld Autobahn A9 wird das System unter realen Bedingungen nun in Magdeburg weiter ausführlich erprobt. Hierzu wurden in der Magdeburger Innenstadt die ersten 25 der entwickelten Funkmodule installiert sowie entsprechend Fahrzeuge der Stadtverwaltung Magdeburg ebenfalls mit der Kommunikationstechnik ausgestattet. Möglich wurde dies mit Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt und der EU im Rahmen des Projektes GATEmobil in der EFRE-Förderperiode. Die Module wurden entlang der wichtigsten städtischen Verkehrsachsen Magdeburgs in Abständen von 800 Metern bis etwa 2 Kilometern aufgestellt.
„Die ersten erfolgreichen Tests in Magdeburg und die bisherigen Ergebnisse an Datenauswertungen zeigen, dass wir als Landeshauptstadt mit diesem Projektvorhaben auf dem richtigen Weg sind. Zukünftig können wir technologische Optionen für die nachhaltige digitale Entwicklung von bestehenden Verkehrsinfrastrukturen in Magdeburg anbieten. Insbesondere die Möglichkeiten der digitalen Verkehrssteuerung auf Grundlage der echtzeitbasierenden Verkehrsdatenerhebung und die damit einhergehenden Möglichkeiten der klimaoptimierten Mobilität sind für die Landeshauptstadt Magdeburg von Interesse“, erklärte Jörg Rehbaum, Beigeordneter für Umwelt und Stadtentwicklung, der das Projektvorhaben zukunftsweisend unterstützt.
Mit den übermittelten Daten von den ausgestatteten Senderfahrzeugen kann in Verkehrsmanagementzentralen das Verkehrslagebild deutlich verbessert und in Echtzeit präzisiert werden. Solche Systeme sind ein wichtiger Schritt hin zu einer flächendeckenden Digitalisierung von Verkehrsinfrastrukturen und auch eine Voraussetzung für die Einführung des automatisierten und vernetzten Fahrens. Ferner könnten damit alle Verkehrsträger vom ÖPNV bis hin zum individuellen Verkehr (Auto, Fahrrad) erfasst werden.
Die Landeshauptstadt Magdeburg kann zudem die relevanten Emissionen für die Umwelt im urbanen Raum echtzeitbasiert und genauer erkennen. Damit können bspw. Umleitungen, ausgelöst durch Events wie Baustellen, Unfälle oder Großveranstaltungen, im Magdeburger Verkehrsraum präziser nach den Emissionen ausgewertet und besser gesteuert werden. Auch Ampelschaltungen könnten wesentlich effizienter nach dem Verkehrsaufkommen geschaltet und Emissionen wie CO2 deutlicher reduziert werden.
Foto: Die Module wurden entlang der wichtigsten städtischen Verkehrsachsen Magdeburgs in Abständen von 800 Metern bis etwa 2 Kilometern aufgestellt – auf dem Bild ist die Teststrecke dargestellt. Es ist das größte Testfeld dieser Art in Deutschland. (c) Landeshauptstadt Magdeburg