Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts fĂŒr Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) ist im Juli auf 71,8 Punkte eingebrochen. Es liegt damit fĂŒr das dritte Quartal weit unter der 100-Punkte-Schwelle, die ein durchschnittliches Wachstum der deutschen Wirtschaft anzeigen wĂŒrde. Zum Vergleich: FĂŒr das zweite Quartal lag der Indexstand zuletzt noch bei ĂŒber 90 Punkten.
Weiterhin bremst vor allem die Energiekrise mit bleibenden Sorgen um Gasknappheit und noch höhere Energiepreise die deutsche Wirtschaft aus. Zudem entspannen sich die Probleme bei den globalen Lieferketten nur schleppend; der Krieg in der Ukraine und die chinesische Coronakrise haben anders als im Winter erhofft zu weiteren EngpĂ€ssen gefĂŒhrt. Diese Faktoren belasten auch die Weltwirtschaft und fĂŒhren teilweise zu enormen Inflationsraten. Dies dĂ€mpft die Nachfrage nach deutschen ExportgĂŒtern. So war die deutsche Handelsbilanz im Zuge schwacher Ausfuhren und explodierender Importpreise fĂŒr Energie im Mai erstmals seit langem negativ. âDas exportorientierte und energieintensive deutsche Wachstumsmodell kommt momentan an seine Grenzenâ, sagt DIW-Konjunkturexperte Guido Baldi. âGegenĂŒber den Vormonaten hat der Barometerwert noch einmal deutlich nachgegeben und deutet fĂŒr das dritte Quartal dieses Jahres darauf hin, dass die deutsche Wirtschaft schrumpfen wird.â
Unter der schwĂ€chelnden Weltkonjunktur leidet vor allem die deutsche Industrie. Die Probleme der Vormonate bleiben bestehen â die Auftragslage ist angespannt und der noch hohe Auftragsbestand kann wegen der gestörten Lieferketten und des daraus folgenden Mangels an Vorprodukten nur schleppend abgearbeitet werden. In den kommenden Monaten könnten noch weitere Schwierigkeiten dazukommen. âDie deutsche Industrie blickt sorgenvoll in die Zukunft,â sagt Laura Pagenhardt, DIW-Konjunkturexpertin. âNeben dem anhaltenden Materialmangel fĂŒhrt nun auch der nahende Winter und die potenziell eingeschrĂ€nkte Gasversorgung zu Planungsunsicherheit fĂŒr die GĂŒterproduktion.â
Und auch bei den Dienstleistungen ist die Stimmung gedĂ€mpft, denn die Erholung der vergangenen Monate kommt allmĂ€hlich zum Erliegen. Die Haushalte haben wegen der hohen Inflation eine deutlich geringere Kaufkraft und sind besorgt ĂŒber die weitere Entwicklung der Energiekrise. Die Lage am Arbeitsmarkt dĂŒrfte sich wohl in den kommenden Monaten eintrĂŒben, auch wenn FachkrĂ€fte vielerorts immer noch hĂ€nderingend gesucht werden. âNach einem schwachen ersten Halbjahr startet die deutsche Wirtschaft auch in das dritte Quartal bereits mit viel Gegenwind. Das Rezessionsrisiko ist deutlich gestiegenâ, so Baldi.
Text/Foto DIW