Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) ist im Oktober noch einmal deutlich gesunken. Es liegt nun bei 74,3 Punkten, gut fünf Punkte niedriger als im Vormonat, und damit nun noch einmal weiter weg von der 100-Punkte-Marke, die ein durchschnittliches Quartalswachstum von 0,3 Prozent anzeigen würde. „Deutschland ist in eine Rezession geschlittert. Sofern keine Gasmangellage eintritt, dürfte die Wirtschaft aber deutlich weniger schrumpfen als während der Finanzkrise oder im ersten Jahr der Corona-Pandemie“, sagt DIW-Konjunkturexperte Guido Baldi. „Die Risiken für den weiteren Verlauf bleiben aber erheblich.“
Weiterhin verursachen die Energiekrise, hohe Inflationsraten sowie die abkühlende Weltwirtschaft heftigen Gegenwind für die deutsche Wirtschaft. Vor diesem Hintergrund sind sowohl Konsum- als auch Investitionsklimaindizes in den Keller gerutscht. Vor allem für die Industrie bleibt die Energiekrise das Hauptproblem und trägt zu hohen Produktionskosten bei. Obwohl die Energiepreise jüngst deutlich unter die Höchststände vom August gefallen sind, bleiben erhebliche Sorgen bestehen, zumindest so lange die angekündigte Gaspreisbremse noch nicht EU-rechtskonform ausgearbeitet und beschlossen ist. Und auch die Nachfrage nach Industriegütern ist stark von Unsicherheit und dem schwächelnden weltwirtschaftlichen Umfeld geprägt. „Viele Unternehmen wollen den Winter abwarten und halten sich mit Neuinvestitionen zurück“, sagt Laura Pagenhardt, DIW-Konjunkturexpertin. „Die Auftragseingänge aus dem In- und Ausland dürften also auch in den kommenden Monaten gedämpft ausfallen. Das drückt die Stimmung.“
Die gedämpfte Kaufkraft und Rezessionsängste der Haushalte sorgen auch für Umsatzeinbußen und einen Stimmungsabfall im Dienstleistungssektor. Die Menschen stellen nicht dringend notwendige Anschaffungen zurück und reduzieren ihre Freizeitaktivitäten, um höhere Energie- und Lebensmittelpreise zu kompensieren. Dazu kommt, dass die Löhne nur langsam an die hohe Teuerung angepasst werden, sodass Beschäftigte preisbereinigt ohnehin weniger Einkommen zur Verfügung haben. Immerhin verringert die geplante Gaspreisbremse die Sorgen vieler Menschen, auch wenn die finanziellen Belastungen für Haushalte mit niedrigem und mittlerem Einkommen auch künftig wohl immer noch erheblich sein werden. Ein Lichtblick bleibt aber die robuste Lage auf dem Arbeitsmarkt. „Bislang hat sich die kritische wirtschaftliche Situation nicht in einem Abbau von Arbeitsplätzen niedergeschlagen, was den privaten Konsum wenigstens etwas stützt. Wir können vorsichtig optimistisch sein, dass dies auch so bleiben wird,“ so Baldi.
Text/Foto: DIW