Im Anschluss an die digitale Sitzung des PrÀsidiums der Freien Demokraten gab FDP-GeneralsekretÀr Bijan Djir-Sarai (Foto) das folgende Statement ab:
Bijan Djir-Sarai: Wir haben heute im FDP-PrĂ€sidium einen Beschluss verabschiedet mit dem Titel â5 SofortmaĂnahmen fĂŒr eine Wirtschaftswende: Wachstum jetzt!“. Wir haben darĂŒber diskutiert, wie sich die derzeitige wirtschaftliche Entwicklung im Land darstellt. Deutschlands Wirtschaft schrumpft wie in keinem anderen Industrieland. Andere IndustrielĂ€nder haben es im Vergleich besser geschafft, aus den Krisen der Vergangenheit herauszukommen oder auch mit aktuellen Herausforderungen umzugehen. Ăber Jahre hat Deutschland wirtschaftlich von einem guten weltweiten Umfeld profitiert. Die Parameter und die globalen Rahmenbedingungen haben sich allerdings dramatisch verĂ€ndert. Der Krieg in der Ukraine, Inflation, FachkrĂ€ftemangel, hohe Energiepreise, steigende Zinsen und LieferkettenengpĂ€sse setzen die Unternehmen in unserem Land massiv unter Druck.
Deutschland muss aber dringend in den Erwirtschaftungs- und Leistungsmodus kommen. Forderungen nach immer neuen Subventionen, immer höheren Steuern, immer mehr sozialen Wohltaten und immer mehr BĂŒrokratie sind Gift fĂŒr unser Land und fĂŒr unseren Wohlstand. Deutschland droht bei der wirtschaftlichen Entwicklung international den Anschluss zu verlieren. Deshalb braucht Deutschland, brauchen wir in Deutschland eine Wirtschaftswende â und zwar jetzt! Wir mĂŒssen alles unterlassen, was Wachstum bremst, und alles unternehmen, was Wachstum stĂ€rkt. Dazu prĂ€sentieren wir eine ganze Reihe von MaĂnahmen.
ZunĂ€chst einmal zur BĂŒrokratie. Die Bundesregierung hat ein BĂŒrokratieentlastungsgesetz vorgelegt, ein richtiger Schritt in die richtige Richtung. Allerdings wissen wir auch, dass 57 % der BĂŒrokratie in Deutschland derzeit aus Europa kommt. Deswegen brauchen wir auch dringend auf europĂ€ischer Ebene einen BĂŒrokratie-Stopp. Wir fordern die KommissionsprĂ€sidentin Frau von der Leyen auf, sĂ€mtliche noch geplante MaĂnahmen, die BĂŒrokratie oder sonstige Belastungen der Wirtschaft mit sich bringen, bis auf Weiteres auf Eis zu legen. Als Beispiel sei hier die sogenannte Energieeffizienzrichtlinie genannt.
Wir brauchen eine Entlastung bei den Steuern. Mit dem Wachstumschancengesetz sind auch hier erste richtige Schritte erfolgt, die mit industrie- und steuerpolitischen Forderungen dazu beitragen, dass Unternehmen in unserem Land entlastet werden, Investitionen, vor allem private Investitionen, attraktiver werden und die WettbewerbsfÀhigkeit der deutschen Wirtschaft gestÀrkt wird. Steuerpolitik ist Standortpolitik im Wettbewerb um Investitionen und FachkrÀfte. Deswegen kann es in dieser Legislaturperiode keine Ausweitung von Sozialleistungen mehr geben. Es geht jetzt ums Erwirtschaften, nicht ums Verteilen. Und um es auch sehr konkret zu machen: Wenn die anstehende SteuerschÀtzung im November es zulÀsst, wollen wir die Reduzierung des Umsatzsteuersatzes auf 7 % in der Gastronomie beibehalten. Den SolidaritÀtszuschlag wollen wir komplett abschaffen.
Das Thema der Energiepreise habe ich ja bereits erwĂ€hnt. Auch eine der wesentlichen Rahmenbedingungen, die derzeit den Wirtschaftsstandort und den Industriestandort Deutschland sehr stark belasten. Wir wollen eine Senkung der Stromsteuer auf das EU-MindestmaĂ. Unser langfristiges Ziel ist es, die Stromsteuer vollstĂ€ndig abzuschaffen. Und darĂŒber hinaus brauchen wir eine nationale Energiestrategie. Andere erfolgreiche Industrienationen zeigen uns, wie so etwas geht. Mit Blick auf die Themen Energieversorgung und Energiesicherheit lehnen wir einen subventionierten Strompreis nach wie vor ab. Das hat aus unserer Sicht nichts mit Marktwirtschaft zu tun. Das ist etwas, wovon einige wenige profitieren wĂŒrden, andere wĂŒrden es am Ende des Tages zahlen. Einen subventionierten Strompreis lehnen wir auch ab, weil wir nicht jede Form der wirtschaftlichen TĂ€tigkeit in Deutschland subventionieren können. In einer Marktwirtschaft haben Preise eine Signalwirkung und ein subventionierter Industriestrompreis wĂŒrde aus unserer Sicht zu massiven Wettbewerbsverzerrungen fĂŒhren. Am Ende des Tages wĂŒrde nur die GroĂindustrie davon profitieren, auf Kosten der kleineren und mittleren Unternehmen und auf Kosten der privaten Haushalte. Das wollen wir nicht.
Das Thema Planungsbeschleunigung hat in den Diskussionen heute ebenfalls eine groĂe Rolle gespielt. Nach Jahren der VernachlĂ€ssigung muss die Verkehrsinfrastruktur in Deutschland dringend leistungsfĂ€higer werden. Der Ernst der Lage wird verkannt, wenn das in der Koalition bereits ausverhandelte Gesetz nun blockiert wird. Das Planungsbeschleunigungsgesetz muss schnellstmöglich beschlossen werden.
Auch das Thema Leistungsgerechtigkeit haben wir in dem Papier skizziert und dargestellt. Ein Aspekt, der aus meiner Sicht zu wenig in der politischen Debatte in Deutschland beachtet wird, ist das Thema Brain Drain. Ich kenne diesen Begriff eigentlich aus anderen Teilen der Welt, fĂŒr die in der Tat Brain Drain ein zentrales Problem ist. Ich hĂ€tte es vor einigen Jahren nicht fĂŒr möglich gehalten, dass wir uns in Deutschland ebenfalls mit diesem PhĂ€nomen beschĂ€ftigen mĂŒssen. Schon jetzt wandern viele junge und qualifizierte FachkrĂ€fte aus Deutschland ab. 2022 waren es knapp 270.000 Menschen. Diesen Brain Drain wollen wir jetzt stoppen. Hohe Steuern und Abgaben ebenso wie ĂŒberbordende BĂŒrokratie sind hĂ€ufige GrĂŒnde dafĂŒr, das Land zu verlassen. Wir mĂŒssen in Deutschland dringend fĂŒr mehr Leistungsgerechtigkeit und Arbeitsanreize sorgen. Denn wer arbeitet, muss spĂŒrbar mehr Geld zur VerfĂŒgung haben als jemand, der nicht arbeitet. Wir lehnen einen weiteren Ausbau des Sozialstaates auf Kosten der Mitte in unserem Land ab.
Text/Foto: FDP