Bei einer Besprechung mit einer Reihe von VerbĂ€nden aus dem Gesundheitswesen im Bundesgesundheitsministerium am 11. April ist deutlich geworden, dass es nach wie vor erhebliche Bedenken gegen den von Gesundheitsminister Lauterbach vorgelegten Gesetzentwurf zum Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz gibt. Mehrere Vertreter forderten bei dem GesprĂ€ch eine umfassende und bundesweite Auswirkungsanalyse zu den zu erwartenden UmbrĂŒchen in der Krankenhauslandschaft.
Dazu erklÀrt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft Dr. Gerald Gaà (Foto):
âEs kann nicht sein, dass der Bundesgesundheitsminister mit seiner Reform groĂe UmbrĂŒche und massive Einschnitte in der Krankenhauslandschaft vorbereitet, die nach Inkrafttreten des Gesetzes praktisch unumkehrbar sind, ohne dass die Ăffentlichkeit, die Bundestagsabgeordneten und die LĂ€nder ĂŒber deren Auswirkungen vorab umfassend informiert werden. Der Hinweis des Ministers, dass er derartige Auswirkungsanalysen nicht vorlegen könne und dies die BundeslĂ€nder jeweils fĂŒr ihre eigenen Planungen erledigen mĂŒssten, sind untaugliche Versuche, von diesem Blindflug durch die âRevolution“ abzulenken. SelbstverstĂ€ndlich ist es möglich und vor allem notwendig, die zahlreichen neuen Vorgaben des Bundes, die die KrankenhĂ€user zukĂŒnftig erfĂŒllen mĂŒssen, um ĂŒberhaupt noch Patientenversorgung anbieten zu können, in ihren Auswirkungen auf die Krankenhauslandschaft zu simulieren.
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft erwartet, dass eine solche Auswirkungsanalyse deutlich machen wird, dass die PlĂ€ne des Ministers zu massiv reduzierten Versorgungsangeboten, deutlich weiteren Wegen fĂŒr die Patientinnen und Patienten und wahrscheinlich auch zu erheblich lĂ€ngeren Wartezeiten aufgrund der KapazitĂ€tsverknappung fĂŒhren werden.
Erneut hat Minister Lauterbach die Forderung der Deutschen Krankenhausgesellschaft zurĂŒckgewiesen, die insolvenzbedrohte Krankenhauslandschaft kurzfristig zu stabilisieren. Nach Auffassung des Ministers gĂ€be es keinen Anlass, fĂŒr 2024 und 2025 aufgrund der wirtschaftlichen Lage ein groĂes Krankenhaussterben zu erwarten. Mit dieser EinschĂ€tzung steht der Minister ziemlich alleine da, denn alle Expertinnen und Experten, so auch der Verband der WirtschaftsprĂŒfer, betonen, dass die wirtschaftliche Lage der KrankenhĂ€user bedrohlich ist. Rund 80 Prozent der Standorte schreiben rote Zahlen.
Offensichtlich erwartet der Minister aber doch erhebliche UmbrĂŒche mit KrankenhausschlieĂungen und reduzierten KapazitĂ€ten als âgewĂŒnschte Konsequenz“ seines unlĂ€ngst in Kraft getretenen Krankenhaustransparenzgesetzes. Die Veröffentlichung der Leistungszahlen der KrankenhĂ€user fĂŒhrten dazu, dass die BundeslĂ€nder und die KrankenhaustrĂ€ger schon im Herbst reagieren und massive VerĂ€nderungen umsetzen wĂŒrden, so der Minister. Nach EinschĂ€tzung der Deutschen Krankenhausgesellschaft ist das der offensichtliche Versuch, den kalten Strukturwandel der wirtschaftlich bedingten KrankenhausschlieĂungen umzudeuten und die erwartete Insolvenzwelle des Jahres 2024 als geplante Reform umzudeuten.
So haben wir in dem GesprĂ€ch vom Minister gelernt, dass es zu massiven VerĂ€nderungen schon im Jahr 2024 kommen wird. Diese seien aber nicht Folge des kalten Strukturwandels, sondern eines gewollten VerĂ€nderungsprozesses der BundeslĂ€nder und der KrankenhaustrĂ€ger. TatsĂ€chlich sind nach EinschĂ€tzung der DKG die KrankenhaustrĂ€ger aufgrund der finanziellen Notlage gezwungen, massive KonsolidierungsmaĂnahmen durchzufĂŒhren, die auch zu EinschrĂ€nkungen der Patientenversorgung fĂŒhren werden. Das belegt eine aktuelle Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts. Diesen Umstand jetzt als gewĂŒnschte und planvolle VerĂ€nderung darzustellen, ist wirklich unglaublich und wird den Vertrauensverlust der Gesundheitspolitik weiter befördern.“
Text/Foto: DKG am 12. April 2024