Zum Neustart des Bundes-Klinikatlas erklÀrt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft Dr. Gerald Gaà (Foto):
âDer groĂ als âTransparenzoffensive‘ angekĂŒndigte Klinik-Atlas von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist mit seinem Neustart auch in der Light-Version endgĂŒltig gescheitert. Ganze 22 Erkrankungen listet dieser Atlas auf â dem stehen rund 23.000 Behandlungen gegenĂŒber, die in deutschen KrankenhĂ€usern möglich sind. Damit fehlen groĂe und fĂŒr die Bevölkerung hoch relevante Behandlungsangebote, fĂŒr die der Lauterbach-Atlas keinerlei Erkenntnisse liefert. So erfahren die BĂŒrgerinnen und BĂŒrger nichts zu Herzinsuffizienz, Bluthochdruck, COPD, Nierenerkrankungen, Lebererkrankungen, Augenleiden, Operationen am RĂŒcken, Demenz, psychiatrische Erkrankungen und vielen anderen verbreiteten Erkrankungen.
Es bleibt auch in dieser neuen Version dabei, dass der Laie, wenn er ĂŒberhaupt eine Information zu seiner Erkrankung findet, vom Atlas automatisch auch weitentfernt in das Krankenhaus mit den höchsten Fallzahlen geleitet wird, selbst wenn er direkt vor seiner HaustĂŒr ein Krankenhaus mit minimal geringerer aber noch immer sehr hoher Fallzahl hat.
Die von Bundesminister Lauterbach eingefĂŒhrte Tachoanzeige, die den Laien einen schnellen Ăberblick verschaffen soll, legt nun offen, dass der lineare Zusammenhang zwischen Fallzahlen und guter Behandlung so wohl doch nicht existiert. Wer nach einer Operation bei âBauchspeicheldrĂŒsenkrebs“ deutschlandweit sucht, stellt fest: Die Tachonadel des Bundesgesundheitsministers steht voll im grĂŒnen Bereich, egal ob das Krankenhaus 245 Operationen im Jahr durchfĂŒhrt oder 17. Eine interessante Erkenntnis fĂŒr all die KrankenhĂ€user, denen der Minister in den vergangenen zwei Jahren zum Vorwurf gemacht hat, dass sie aufgrund fehlender Erfahrung aus seiner Sicht nicht zu empfehlen seien.
Auf weitergehende QualitĂ€tsdaten, wie sie in anderen Krankenhaus-Suchmaschinen zu finden sind, verzichtet der Bundes-Atlas gleich komplett. Mit irrefĂŒhrenden Tacho-Grafiken tĂ€uscht er dem medizinischen Laien ObjektivitĂ€t vor. Dieser âTransparenzatlas‘ hat die KomplexitĂ€t einer dreispaltigen Excel-Tabelle. Er ist ein tragisches Beispiel fĂŒr ein völlig gescheitertes Produkt auf Kosten des Steuerzahlers, das im schlimmsten Fall Patientinnen und Patienten in die Irre leitet. Dass der Atlas nun nur 22 Krankheiten listet, mag vor diesem Hintergrund sogar ein GlĂŒcksfall sein, da er so nur fĂŒr sehr wenige Menschen relevant ist. Die einzig logische Konsequenz fĂŒr diesen Lauterbach-Atlas wĂ€re die sofortige Abschaltung und ein kompletter Neustart mit wissenschaftlicher Expertise.
Die Bewertung der BehandlungsqualitĂ€t im Krankenhaus ist ein hochkomplexer Vorgang, der sich nicht einfach auf zwei Tachonadeln reduzieren lĂ€sst. Deshalb empfehlen wir das vertrauensvolle GesprĂ€ch mit dem behandelnden Arzt oder der Ărztin sowie den ergĂ€nzenden Blick in eines der etablierten Krankenhausverzeichnisse, die auch die echten QualitĂ€tsdaten der KrankenhĂ€user beinhalten.“
Text/Foto: DKG am 21. Juni 2024