Zu den Ergebnissen des Krankenhausrating-Reports 2024 erklÀrt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft Dr. Gerald Gaà (Foto):
âDer Krankenhausrating-Report als eines der wesentlichen Messinstrumente zur wirtschaftlichen Lage der Kliniken bestĂ€tigt einmal mehr die dramatische Situation der deutschen KrankenhĂ€user. 70 Prozent der Kliniken erwarten fĂŒr 2024 ein negatives Ergebnis. Diese katastrophale wirtschaftliche Lage gipfelt im schlimmsten Fall in Insolvenzen und SchlieĂungen. Der Rating-Report bestĂ€tigt die Statistik der DKG und registriert ebenfalls deutlich mehr Insolvenzen ab Mitte 2023. UngezĂ€hlt sind aber jenseits der öffentlich bekannten Insolvenzen die SchlieĂungen einzelner Abteilungen und Versorgungsbereiche.
Ursache fĂŒr die schlechte wirtschaftliche Lage sind die gesunkenen Fallzahlen und der weiterhin ausbleibende Ausgleich fĂŒr die inflationsbedingt stark gestiegenen Preise in den Jahren 2022 und 2023. Diese um 13 Prozent gestiegene Kostenbasis der KrankenhĂ€user ist nur knapp zur HĂ€lfte durch Preisanpassungen ausgeglichen worden. Seit 2022 geben die KrankenhĂ€user kontinuierlich mehr Geld aus als sie einnehmen. Immer mehr KrankenhĂ€user brauchen ihre RĂŒcklagen auf, verlieren ihre KreditwĂŒrdigkeit und halten das Defizit zwischen Einnahmen und Ausnahmen nicht mehr durch. Und auch die Steigerungen der Landesbasisfallwerte in diesem Jahr und die bessere Refinanzierung von Tarifsteigerungen gleichen die Kostensteigerungen nicht aus. Auch hier konstatiert der Rating-Report, dass vor allem KrankenhĂ€user der Grundversorgung und von freigemeinnĂŒtzigen TrĂ€gern betroffen sind â also die typischen Kliniken, die lĂ€ndlichen Regionen versorgen, in denen es auch sonst immer schwerer wird, einen Arzttermin oder andere medizinische Hilfe zu bekommen.
FĂŒr das kommende Jahr stehen die Zeichen noch schlechter, erwartet der Report doch sogar 80 Prozent negative Jahresergebnisse. Selbst bei einer schnellen Umsetzung der ReformplĂ€ne des Bundesgesundheitsministers und unter der Annahme von sehr optimistischen Berechnungen sieht der Rating-Report im kommenden Jahr noch 62 Prozent der KrankenhĂ€user mit einem negativen Ergebnis. Und die ĂŒber die Jahre aufgehĂ€uften Schulden lasten zusĂ€tzlich weiterhin auf den Kliniken. Dies zeigt, dass es selbst bei sehr optimistischen Annahmen hinsichtlich der möglichen Verbesserungen durch eine Reform keine Entwarnung fĂŒr die wirtschaftliche Not und die Existenzsorgen der Kliniken gibt. Auf die Menschen in Deutschland werden also noch einige Jahre der VersorgungseinschrĂ€nkungen zukommen, sofern die Gesundheitspolitik dem kalten Strukturwandel der unkontrollierten wirtschaftlich bedingten KrankenhausschlieĂungen weiter zuschaut.
In seiner EinschĂ€tzung, 14 Milliarden Euro LiquiditĂ€tshilfen verteilt auf die Jahre 2024 bis 2029 wĂŒrden den Anreiz zur Strukturoptimierung der KrankenhĂ€user beseitigen, irrt der Report. Dazu gibt es keinen Ansatz. Vielmehr wĂŒrde das Geld dabei helfen, die LĂŒcke zwischen Einnahmen und Ausgaben zu schlieĂen und so eine weitere Welle der Insolvenzen und SchlieĂungen verhindern. Damit lieĂen sich die gröĂten VersorgungseinschrĂ€nkungen vor allem in lĂ€ndlichen und strukturschwachen Regionen vermeiden. Die Reform-Bereitschaft der Kliniken ist sehr groĂ, wie das Beispiel Nordrhein-Westfalen zeigt, das bereits wichtige Schritte gegangen ist. Im Mittelpunkt jeder Krankenhausreform und -planung muss aber immer der Bedarf der Menschen stehen.
Die EinschĂ€tzungen des Krankenhausrating-Reports mĂŒssten ein weiterer Weckruf fĂŒr den Bundesgesundheitsminister sein, die Patientenversorgung in den KrankenhĂ€usern jetzt kurzfristig zu sichern und so die flĂ€chendeckende Versorgung der Menschen weiter zu garantieren. Die Untersuchungen zeigen auch, dass eine Krankenhausreform, die schon jetzt massiv verzögert ist, nicht das akute Problem der inflationsbedingten Mehrkosten lösen wird.“
Text/Foto: DKG am 27. Juni 2024