Bad Nenndorf. Die Präsidentin der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Ute Vogt, fordert die Bundesregierung auf, sich von der geplanten Kürzung der Bundesmittel für die Freiwilligendienste zu verabschieden. Dem aktuellen Haushaltsentwurf zufolge stünden im kommenden Jahr nur noch 251 Millionen Euro für das Freiwillige Soziale Jahr, den Bundesfreiwilligendienst und weitere Dienste zur Verfügung. In diesem Jahr sind es 329 Millionen Euro. „Die Regierung hatte sich vorgenommen, die Freiwilligendienste durch bessere Rahmenbedingungen zu stärken und nachfrageorientiert auszubauen. Jetzt tut sie das Gegenteil davon“, so Vogt.
Die vorgesehenen Einsparungen würden nach Einschätzung der DLRG Präsidentin nur Verlierer produzieren: „Weniger junge Menschen erhielten die Möglichkeit zu dieser wertvollen Zeit des Lernens, der Orientierung und des Engagements. Und wer freiwillig einen Dienst verrichtet, dem wird die versprochene größere Anerkennung verwehrt.“ Auf der anderen Seite sinke etwa die Qualität des Angebots in sozialen Einrichtungen und auch die Arbeit ehrenamtlicher Organisationen wie der DLRG leide. Vogt: „Das trifft letztlich die Gesellschaft im Ganzen, sind mit dem sozialen Miteinander und dem freiwilligen Engagement doch zwei ihrer wesentlichen Säulen dann negativ betroffen.“
Weniger Sicherheit an den Stränden
Zwar ist die DLRG mit derzeit 150 Plätzen für Freiwillige nur eine kleine Trägerin im Bundesfreiwilligendienst, doch auch hier wären die finanziellen Kürzungen deutlich spürbar: 45 Freiwillige weniger könnten jährlich eingesetzt werden. Dadurch lernten rund 200 Kinder weniger das Schwimmen und mehr als 600 sogenannte Wachtage an den Stränden von Nord- und Ostsee entfielen. „Dort helfen unsere Freiwilligen vor allem in der Zeit bis zu den Sommerferien. Denn da ist es schwierig, ausreichend Ehrenamtliche für das bewachte Baden zu finden“, erklärte Vogt. Rund 30 DLRG Gliederungen, die Einsatzstellen für den Bundesfreiwilligendienst sind, müssten ihr Angebot deutlich einschränken. Nicht zuletzt ginge die Mittelkürzung wohl einher mit Qualitätsverlusten in den Ausbildungsangeboten für die Freiwilligen.
Bundesweiter Aktionstag am 6. November
Seit der Vorlage des Haushaltsentwurfs im Juli durch die Bundesregierung machen Verbände, Träger und Freiwillige auf die drastischen Folgen der Kürzungen aufmerksam. Bereits vor dem Bekanntwerden hatte sich die Kampagne „Freiwilligendienst stärken“, ein Zusammenschluss von Freiwilligen aus ganz Deutschland, gegründet, um mit einer Petition an den Deutschen Bundestag bessere Rahmenbedingungen für Freiwillige einzufordern. Innerhalb von vier Wochen konnten über 100.000 Unterschriften gesammelt werden. Die Kampagne lehnt die Kürzungen entschieden ab und fordert ein Umlenken in der Bundespolitik. Dazu ruft der Zusammenschluss auch zu einem bundesweiten Aktionstag am kommenden Montag (6. November) auf. Die Freiwilligen in Deutschland sollen den großen gesellschaftlichen Mehrwert der Freiwilligendienste sichtbar machen und auf die Konsequenzen der Kürzungen hinweisen.
Über die DLRG
Die DLRG als private Wasserrettungsorganisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren. Hierfür klären ihre ehrenamtlich Aktiven über Wassergefahren auf, bringen Menschen das Schwimmen bei und bilden sie im Rettungsschwimmen aus. Zudem wachen mehr als 42.000 Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer jährlich über 2,5 Millionen Stunden über die Sicherheit von Badegästen und Wassersportlern. Sie engagieren sich darüber hinaus in der örtlichen Gefahrenabwehr und bilden Einheiten der über 100 DLRG Wasserrettungszüge für den Bevölkerungs- und Katastrophenschutz. Die DLRG zählt derzeit rund 580.000 Mitglieder. Mehr als 1,3 Millionen Förderinnen und Förderer unterstützen die lebensrettende Arbeit mit Spenden. Schirmherr ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Symbolfoto (c) Daniel-André Reinelt (DLRG)