DLRG Zwischenbilanz 2024: mindestens 253 Menschen ertrunken

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  • Zwei Drittel der TodesfĂ€lle in Seen und FlĂŒssen
  • Eigene Sicherheit erfĂ€hrt oft zu wenig Beachtung
  • PrĂ€sidentin: Klimawandel bringt neue Herausforderungen

Bad Nenndorf/DĂŒsseldorf. Seit Beginn der Badesaison Anfang Mai sind in den GewĂ€ssern in Deutschland rund 150 Menschen ertrunken. In den ersten sieben Monaten des Jahres kamen mindestens 253 Personen im Wasser zu Tode, wie aus einer Statistik der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) hervorgeht. Das sind 35 Personen mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. „Bei einem bestĂ€ndigeren Sommer wĂ€ren sicher noch mehr Menschenleben zu beklagen gewesen“, sagte DLRG PrĂ€sidentin Ute Vogt bei der Vorstellung der Zahlen heute (8.8.) in DĂŒsseldorf.

WĂ€hrend in den Seen mit 77 Personen etwas weniger Menschen umkamen (2023: 82), verzeichnete die DLRG mit 92 FĂ€llen (2023: 77) zum dritten Mal in Folge mehr tödliche UnglĂŒcke in den FlĂŒssen. „Die strömenden GewĂ€sser bergen die meisten Gefahren. Dessen sollten sich die Leute beim Aufenthalt an FlĂŒssen bewusst sein. Vom Schwimmen in FlĂŒssen kann ich den allermeisten nur abraten“, so die PrĂ€sidentin der Wasserretter. Insgesamt machten die TodesfĂ€lle in Seen und FlĂŒssen zwei Drittel der Gesamtzahl aus.

Bewachtes Baden am sichersten

In den Meeren erfasste die DLRG ebenfalls einen Anstieg: 13 Ertrunkene gegenĂŒber neun im Vorjahreszeitraum. Zehn Menschen verloren in der Ostsee ihr Leben, drei in der Nordsee. Mehrheitlich handelte es sich um Boots- und WassersportunfĂ€lle sowie BadeunfĂ€lle in den frĂŒhen Morgenstunden oder spĂ€tabends. Am Beispiel der KĂŒsten zeigt sich wie auch in den SchwimmbĂ€dern (acht TodesfĂ€lle), dass Baden und Schwimmen dort besonders sicher sind, wo Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer beaufsichtigen. Allein rund 6.000 Ehrenamtliche der DLRG wachen wĂ€hrend der Sommersaison an rund 100 Badestellen an Nord- und Ostsee.

Knapp jedes dritte Unfallopfer (64), dessen Alter bekannt ist, war Ă€lter als 70 Jahre. 60 Personen waren zwischen 50 und 70 Jahre alt. GegenĂŒber dem Vorjahr ertranken insgesamt 41 Menschen mehr unter den ĂŒber 50-JĂ€hrigen. Bei Ă€lteren Schwimmern sind immer wieder gesundheitliche Vorerkrankungen ursĂ€chlich fĂŒr BadeunfĂ€lle. Unter Kindern bis zehn Jahren waren sieben Opfer zu beklagen (2023: 8).

Wassersport bitte nur mit Weste

Bislang erfasste die DLRG 20 tödliche UnfĂ€lle bei FreizeitaktivitĂ€ten wie Stand-Up-Paddling, Boot fahren und Kitesurfen. Das sind schon jetzt so viele wie im gesamten Vorjahr. Die DLRG rĂ€t Wassersporttreibenden zum Tragen einer Schwimmweste. Diese unterstĂŒtzt mit ihrem Auftrieb beim Schwimmen und sorgt dafĂŒr, dass der Sportler an der WasseroberflĂ€che bleibt. Auch gute Schwimmer sind nicht davor gefeit, nach einem Sturz ins Wasser Kreislaufprobleme zu bekommen und sollten sich deshalb schĂŒtzen.

Erschwerend kommt hinzu, dass Personen oft allein unterwegs sind, was bedeutet, dass im Notfall niemand den Notruf absetzen und helfen kann. Das gilt immer wieder fĂŒr Wassersportler und Badende sowie vereinzelt auch fĂŒr Taucher. „Leider denken viele Menschen zu wenig ĂŒber ihre eigene Sicherheit nach, treffen keine Vorkehrungen und ĂŒberschĂ€tzen ihr Können“, kommentierte DLRG PrĂ€sidentin Vogt.

Herausforderung Klimawandel

Deutlich mehr tödliche UnfĂ€lle als im Vorjahresmonat ereigneten sich im April. ZusĂ€tzlich zu StĂŒrzen und anderen UnglĂŒcken gab es bereits mehrere Wassersport- und BadeunfĂ€lle. Zu Jahresbeginn – wie dann auch spĂ€ter in SĂŒddeutschland – verunfallten zudem Menschen in den Hochwassergebieten. Dazu Ute Vogt: „Beides deutet daraufhin, dass die klimatischen VerĂ€nderungen uns vor neue Herausforderungen stellen.“ So hielten sich die Menschen ĂŒber lĂ€ngere Zeit im Jahr verstĂ€rkt am Wasser auf, was die Wahrscheinlichkeit von UnfĂ€llen erhöhe. Zudem bedrohten hĂ€ufiger auftretende Hochwasserlagen durch Starkregenereignisse die Leben von Menschen.

Angesichts dessen ist es aus Sicht der DLRG notwendig, die SelbstschutzfĂ€higkeiten der Bevölkerung zu verbessern. „Allem voran mĂŒssen wir den Trend zu immer mehr Nichtschwimmern und schlechten Schwimmern stoppen“, nannte die PrĂ€sidentin der Lebensretter ein Beispiel. Weiterhin sollte die AufklĂ€rungsarbeit ĂŒber Gefahren in GewĂ€ssern und bei Hochwasserlagen intensiviert werden sowie deutlich mehr Menschen Fertigkeiten in der Ersten Hilfe erlernen. Auch die Retterinnen und Retter sind in den Blick zu nehmen: So arbeitet die DLRG beispielsweise gerade an Möglichkeiten, diese insbesondere fĂŒr schwierige EinsĂ€tze im Wasser noch besser zu wappnen.

Über die DLRG

Die DLRG als private Wasserrettungsorganisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren. HierfĂŒr klĂ€ren ihre ehrenamtlich Aktiven ĂŒber Wassergefahren auf, bringen Menschen das Schwimmen bei und bilden sie im Rettungsschwimmen aus. Zudem wachen mehr als 42.000 Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer jĂ€hrlich ĂŒber 2,5 Millionen Stunden ĂŒber die Sicherheit von BadegĂ€sten und Wassersportlern. Sie engagieren sich darĂŒber hinaus in der örtlichen Gefahrenabwehr und bilden Einheiten der ĂŒber 100 DLRG WasserrettungszĂŒge fĂŒr den Bevölkerungs- und Katastrophenschutz. Die DLRG zĂ€hlt derzeit rund 580.000 Mitglieder. Mehr als 1,3 Millionen Förderinnen und Förderer unterstĂŒtzen die lebensrettende Arbeit mit Spenden. Schirmherr ist BundesprĂ€sident Frank-Walter Steinmeier.

Text/Foto (c) DLRG e.V.