Skandalös, enthüllend, politisch und immer hochbrisant: Die ersten Pioniere und Pionierinnen gingen für die Sexualkunde in den Knast, dann las man heimlich „Bravo“ und ging mit den Hippies auf die Barrikaden. Vulva, Penis, Sex – wer redet darüber mit den Kindern und vor allem, wie? Der Zweiteiler beleuchtet 100 Jahre Sexualerziehung.
Die Aufklärungsstunden um 1900 waren noch männlichen Gymnasiasten vorbehalten. Mit dem 1. Weltkrieg nahmen Geschlechtskrankheiten überhand und die Armeen klärten über Kondome auf, die erstmals massenproduziert frei verfügbar waren. Beratung zu Verhütung rückte für Frauen in den Fokus, da illegale Abtreibungen zu vielen Todesfällen führten. In Berlin holte Wissenschaftler Magnus Hirschfeld die Sexualität in allen Spielarten aus der Schmuddelecke.
Familienplanung wurde in den USA zum Synonym der Emanzipation, doch die daher rührende Eugenik ersetzte etwa bei den Nazis Sexualkunde auf den Stundenplänen. Parallel entwickelte sich Schweden zum Pionierland flächendeckender sexueller Bildung. Ganz in der Nähe beriet Beate Uhse in Flensburg nach dem Krieg im ersten Sexshop Deutschlands ganz offiziell Verheiratete zu Fragen der „Ehehygiene“ – in Zeiten des Wirtschaftswunders gleich mit dem Angebot passender Produkte: Sex Sells! Die Pille änderte in den 1960ern auch den Zugang zur Sexualaufklärung – weg von Reproduktion hin zur selbstbestimmten Lust.
Mit Hilde Atalanta (The Vulva Gallery), Bodyworker Alexander Hahne, Instagram-Sexpertin Birte Fulde (Orion Versand) und dem Sound der Zeit aus dem Archiv erzählen wir die Geschichte der Sexualkunde von 1920 bis 1960.
Laufzeit: 50 Minuten
Genre: Dokureihe, D, E, F 2022
Regie: Ina Kessebohm, Nadine Neumann
Folge: 1
Doku verfügbar bis 17/10/2023