Auf der gleichen Route, die er als 18-JĂ€hriger genommen hatte, um Europa zu erreichen, reist der Regisseur Ike Nnaebue ĂŒber 20 Jahre spĂ€ter erneut von Nigeria ĂŒber Benin, Burkina Faso, Togo, Mali und Mauretanien bis nach Marokko. Auf seinem Weg begegnet er MĂ€nnern und Frauen, die von einem anderen Leben in Afrika oder Europa trĂ€umen â allen Gefahren und Hindernissen zum Trotz.
Ike Nnaebue ist ein bekannter âNollywoodâ-Regisseur, ein prominenter Vertreter des nigerianischen Films. Als junger Erwachsener wollte er nach Europa auswandern â in seinem Dokumentarfilm macht er sich erneut auf die gleiche Reise, die ihn vor ĂŒber 20 Jahren von Nigeria ĂŒber Benin, Burkina Faso, Togo, Mali und Mauretanien bis nach Tanger in Marokko fĂŒhrte.
Nnaebue stammt aus einer polygamen Igbo-Familie und verlor seinen Vater sehr frĂŒh. Mit 13 musste er die Schule verlassen und als Lehrling bei einem ErsatzteilhĂ€ndler arbeiten. Nach Igbo-Tradition sollte ihm dieser bei VolljĂ€hrigkeit finanziell dabei helfen, sein eigenes GeschĂ€ft aufzubauen; allerdings hielt er nicht Wort. Nnaebue war 18 und bereit, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, als sich seine Zukunftsaussichten auf einmal in Luft auflösten.
Ăber Freunde hörte er von der Möglichkeit, auf dem Landweg nach Europa zu gelangen. Er hörte auch Geschichten von jungen Nigerianern, die in einer Stadt namens Las Palmas auf einer spanischen Insel als Erntehelfer arbeiteten und Geld und Autos nach Hause schicken konnten. Das war 1998. Gemeinsam mit drei Freunden machte sich Ike auf den Weg. Ihr Plan war einfach: erst nach Cotonou in Benin, dann ĂŒber Togo, Burkina Faso, Mali, Mauretanien bis nach Tanger in Marokko, dem Tor zu Europa. Doch in Bamako traf er auf einen Fremden, der ihn vor den Gefahren eines solchen Vorhabens warnte. Ike beendete die Reise â Europa hat er nie erreicht.
Ohne Geld nach Nigeria zurĂŒckzukehren, war allerdings ausgeschlossen. Nnaebue verbrachte zwei Jahre in Gambia, wo er an einigen Theater- und Filmproduktionen mitarbeiten konnte. Mit 21 wusste Nnaebue, was er werden wollte, und kehrte zu seiner Familie zurĂŒck.
Im Vergleich zu damals liefern die sozialen Netzwerke und das Fernsehen zahlreiche Bilder von Versklavung, MissbrĂ€uchen und anderen an Migrantinnen und Migranten verĂŒbten GrĂ€ueltaten â niemand kann heute die Gefahren einer solchen Reise ignorieren. Ike Nnaebue macht sich deshalb auf den gleichen Weg wie damals, um zu verstehen, was so viele junge Afrikanerinnen und Afrikaner heutzutage trotz allem zur Migration bewegt.
Original-Titel: No U-Turn
Laufzeit: 95 Minuten
Genre: Dokumentation, F, WAN 2021
Regie: Ike Nnaebue
Film:
Dauer: 93 Min.
VerfĂŒgbar: Vom 07/06/2022 bis 09/02/2023