Durchbruch bei der Therapie von Autoimmunerkrankungen

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Magdeburg/Dresden â€“Weltweit zum ersten Mal wurde ein Patient mit primĂ€rer Immunthrombozytopenie (ITP) erfolgreich mit CAR-T-Zellen behandelt – eine Therapie, die bislang vor allem in der Behandlung von Krebserkrankungen zum Einsatz kommt. Die innovative Therapie wurde in enger Zusammenarbeit zwischen dem UniversitĂ€tsklinikum Magdeburg und dem UniversitĂ€tsklinikum Carl Gustav Carus Dresden entwickelt und durchgefĂŒhrt. Die Ergebnisse der Pionierarbeit wurden am 4. Januar 2025 in der renommierten medizinischen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht.

Die ITP ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fehlgeleitete Antikörper bildet, die körpereigene BlutplĂ€ttchen angreifen und zerstören, die fĂŒr die Blutstillung wichtig sind. Diese Antikörper werden von bestimmten Immunzellen, sogenannten B-Lymphozyten produziert. WĂ€hrend die Krankheit bei den meisten Betroffenen medikamentös gut beherrschbar ist, gibt es eine kleine Gruppe von Patientinnen und Patienten, bei denen keine der verfĂŒgbaren Therapien langfristig wirkt. Zu dieser Gruppe gehörte auch der 35-jĂ€hrige Patient, der seit acht Jahren erfolglos mit mehr als zehn verschiedenen, zum Teil hochmodernen Medikamenten behandelt wurde.

Therapie als letzte Option: „Wir standen mit dem RĂŒcken zur Wand“

Dr. med. Karolin Trautmann, OberĂ€rztin an der Medizinischen Klinik I fĂŒr HĂ€matologie, Zelltherapie und Medizinische Onkologie an der TU Dresden, die den Patienten betreute, und Prof. Dr. med. Dimitrios Mougiakakos, Direktor der UniversitĂ€tsklinik fĂŒr HĂ€matologie, Onkologie und Zelltherapie in Magdeburg, suchten gemeinsam nach neuen TherapieansĂ€tzen. „Im Laufe der GesprĂ€che waren wir ĂŒberzeugt, dass die CAR-T-Zelltherapie eine Option fĂŒr Patientinnen und Patienten sein könnte, die nicht auf konventionelle Maßnahmen ansprechen“, berichtet Prof. Mougiakakos. „In diesem Fall standen wir mit dem RĂŒcken zur Wand, weshalb wir uns entschieden, die Therapie im Rahmen eines individuellen Heilversuchs einzusetzen“, ergĂ€nzt Dr. Karolin Trautmann.

Zielgerichtete Therapie mit CAR-T-Zellen

Bei den CAR-T-Zellen, die das kooperierende US-Biotech-Unternehmen Kyverna Therapeutics kostenlos zur VerfĂŒgung stellt, handelt es sich um patienteneigene Immunzellen, die so umprogrammiert wurden, dass sie gezielt die krankheitsverursachenden B-Lymphozyten eliminieren. Nach der Infusion der CAR-T-Zellen stiegen die BlutplĂ€ttchen des Patienten kontinuierlich an und haben sich seitdem dauerhaft normalisiert. Auch fĂŒnf Monate nach der Therapie ist der Patient beschwerdefrei und benötigt keine medikamentöse Behandlung mehr. „Seine LebensqualitĂ€t ist so gut wie seit vielen Jahren nicht mehr“, freut sich Dr. Karolin Trautmann.

Neustart des Immunsystems: Hoffnung auf langfristigen Erfolg

Nach der Therapie regenerierten sich die zuvor zerstörten B-Zellen, allerdings als „naive“, junge Zellen, die keine krankmachenden Antikörper mehr produzieren. „Wir sind optimistisch, dass dieser Zustand nach dem immunologischen Neustart langfristig stabil bleibt“, sagt Prof. Mougiakakos.

Weichen fĂŒr die Zukunft gestellt

Der Erfolg dieser Zusammenarbeit legt den Grundstein fĂŒr weitere wissenschaftliche und klinische Fortschritte. Die UniversitĂ€tskliniken Magdeburg und Dresden planen nun eine klinische Studie, um die CAR-T-Zelltherapie systematisch bei weiteren Patientinnen und Patienten mit schwerer ITP zu untersuchen.

„Dieser Fall zeigt das große Potenzial der CAR-T-Zelltherapie bei schwerwiegenden hĂ€matologischen Autoimmunerkrankungen. In der Behandlung von Krebserkrankungen haben wir dies bereits vielfach zum Wohl der Patientinnen und Patienten angewendet. Mit dem SĂ€chsischen Zell- und Gentherapiecluster Saxocell haben wir ideale Voraussetzungen um dieses Wissen und unsere Expertise auch bei anderen Indikationen zu nutzen“, sagt Prof. Uwe Platzbecker, Medizinischer Vorstand am UniversitĂ€tsklinikum Dresden.“

Prof. Hans-Jochen Heinze, Ärztlicher Direktor des UniversitĂ€tsklinikums Magdeburg betont: „Wir freuen uns sehr ĂŒber das Ergebnis dieses individuellen Heilversuchs, der durch die Kooperation möglich wurde. Die UniversitĂ€tsmedizin Magdeburg verfĂŒgt ĂŒber eine weltweit herausragende Expertise in der Zelltherapie und wird diese zukĂŒnftig durch den Ausbau eines spezialisierten Zelltherapiezentrums weiter stĂ€rken.“

Foto: Das Team und der Patient: (v.l.): Dr. Karolin Trautmann, Dr. Annabell Georgi, PD Malte Dr. von Bonin, Prof. Dr. Martin BornhÀuser, Prof. Dr. Dimitrios Mougiakakos, Markus König, Dr. Moritz Middeke, Dr. Martin Böttcher, Dr. Denise Walther, Dr. Martin Mikusko.

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