Magdeburg. Der von der Landeshauptstadt Magdeburg und der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg gemeinsam gestiftete Eike-von-Repgow-Preis für das Jahr 2022 ist heute feierlich in der Johanniskirche an den deutschen Historiker Prof. Dr. Gerd Althoff aus Münster verliehen worden. Stadt und Universität würdigen damit unter anderem seine Leistungen, die maßgeblich zum Bekanntwerden der Politik und Kultur des mittelalterlichen (alt-)sächsischen Raumes beigetragen Die Ehrung im Rahmen eines Akademischen Festaktes haben Oberbürgermeisterin Simone Borris und der Rektor der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Prof. Dr. Jens Strackeljan, vorgenommen.
Der ebenfalls angekündigte Preisträger aus dem Jahr 2020 Prof. Dr. Roman Czaja, dessen öffentliche Preisverleihung aufgrund von Coronabeschränkungen nicht stattgefunden hatte, konnte krankheitsbedingt nicht anwesend sein.
Das Kuratorium würdigt Gerd Althoff „als einen der profiliertesten und wirkmächtigsten Historiker der Bundesrepublik mit großem internationalem Ansehen.“ In der Begründung des Kuratoriums heißt es weiter: „Inhaltlich hat er sich ergebnis- und folgenreich mit den Ottonen und dem Austragen von Konflikten, vor allem durch symbolische Kommunikation und Verhandeln sowie Gruppenbindung, beschäftigt. Sein innovativer Zugriff auf Inhalt und Bedeutung der Rituale bestimmt seit Jahrzehnten die historische Forschung, die Frühe Neuzeit längst inbegriffen. Mit seinen in der Geschichtswissenschaft sehr intensiv rezipierten Publikationen hat Prof. Althoff maßgeblich zum Bekanntwerden der Politik und Kultur des mittelalterlichen (alt-)sächsischen Raumes, woran die Intention des Eike-von-Repgow-Preises anknüpft, beigetragen.“
Oberbürgermeisterin Simone Borris betonte: „Die Verleihung des Eike-von-Repgow Preises ist bereits seit 1998 eines der wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisse in unserer Stadt. Sie stößt nicht nur in wissenschaftlichen Kreisen auf großes Interesse. Vielmehr ist es ein gesamtgesellschaftliches Ereignis, das zeigt, wie einflussreich Magdeburgs Geschichte war und ist.“
Den Preis nahm Prof. Dr. Gerd Althoff in Anwesenheit von hochrangigen Vertretern aus Politik, Gesellschaft, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft entgegen. Die Laudatio zur Würdigung des Preisträgers sprach Prof. Dr. Stephan Freund, Professor für Mittelalterlicher Geschichte an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Im Anschluss an die Übergabe gab der Preisträger mit einem Festvortrag zum Thema „Offene und verdeckte Kritik an Kaiser Ottos Magdeburger Erzbistumsplänen“ einen Einblick in seine Forschung.
Prof. Dr. Gerd Althoff hatte bis zu seiner Emeritierung mediävistische Lehrstühle an den Universitäten Münster (1986 – 1990), Gießen (1990 – 1995), Bonn (1995 – 1997) und dann von 1997 bis 2011 wieder in Münster inne. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf dem Früh- und Hochmittelalter.
Vita und akademischer Werdegang
Geboren am 9. Juli 1943 in Hamburg
- 1965 – 1970 Studium der Geschichte und Germanistik in Münster und Heidelberg
- 1974 Promotion
- 1974 – 1980 wissenschaftlicher Assistent an der Universität Freiburg im Breisgau
- 1986 – 1990 Professur für mittelalterliche Geschichte an der Universität Münster
- 1990 – 1995 Lehrstuhl für Mittelalterliche und Neuere Geschichte, Universität Gießen
- 1995 – 1997 Professor für Mittelalterliche und Neuere Geschichte, Universität Bonn
- 1996 Geschäftsführender Direktor des Historischen Seminars
- Ab 1997 Professor für Mittelalterliche Geschichte, Universität Münster
Gastprofessuren an der University of California, Berkeley (1995), der École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS) in Paris (1998) und der Lomonossow-Universität in Moskau (2011)
Maßgebliche Beteiligung an den Ausstellungen
- „Goldene Pracht. Mittelalterliche Schatzkunst in Westfalen“ in Münster und „Spektakel der Macht“ in Magdeburg
- November 2015 – 31. Oktober 2016 Seniorprofessor an der Universität Münster
An der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Exzellenzcluster „Religion & Politik“, leitet Gerd Althoff im Forschungsfeld „Religionskritik und Religionsapologie“ das Forschungsprojekt
„Belohnungen, Prüfungen und Strafen Gottes. Religiöse Kategorien der Welt- und Geschichtsdeutung im Mittelalter“, dessen Laufzeit noch bis 2025 andauert.
Der Exzellenzcluster der Universität Münster untersucht seit 2007 das komplexe Verhältnis von Religion und Politik quer durch die Epochen und Kulturen. Der Forschungsverbund ist mit 140 Wissenschaftler*innen aus 20 geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern und 10 Ländern der bundesweit größte dieser Art und unter den Exzellenzclustern in Deutschland einer der ältesten und der einzige zum Thema Religion.
Gerd Althoff ist Autor und Mitautor zahlreicher wissenschaftlicher Schriften und Publikationen. Er war langjähriger Herausgeber (2001–2011) und ist Mitherausgeber (1998–2001; seit 2012) der Frühmittelalterlichen Studien.
Bibliographie-Auswahl (sehr bekannte Titel):
- Verwandte, Freunde und Getreue. Zum politischen Stellenwert von Gruppenbindungen im früheren Mittelalter (1990);
- Inszenierte Herrschaft. Geschichtsschreibung und politisches Handeln im Mittelalter (2003);
- Spielregeln der Politik im Mittelalter. Kommunikation in Frieden und Fehde (2. Aufl. 2014);
Die Macht der Rituale. Symbolik und Herrschaft im Mittelalter (2. Aufl. 2013); - Heinrich I. und Otto der Große. Neubeginn auf karolingischem Erbe (2. Aufl. 1994), die Biographie Otto III. (1996) (gemeinsam mit Hagen Keller)
- Die Ottonen. Herrschaft ohne Staat (3. Aufl. 2012)
Eike-von-Repgow-Preis
Der Eike-von-Repgow-Preis wird gemeinsam von der Landeshauptstadt Magdeburg und der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg verliehen. Die erste Verleihung fand 1998 statt. Seit dem Jahr 2004 wird der Preis im jährlichen Wechsel mit dem Eike-von-Repgow-Stipendium verliehen.
Im Vertrag über die Verleihung des Eike-von-Repgow-Preises heißt es unter anderem: „Die Vertragspartner wollen mit diesem Preis die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Geschichte und Kultur Mitteldeutschlands und des Gebiets der mittleren Elbe fördern sowie in Eike von Repgow eine bedeutende Persönlichkeit würdigen, die auf dem Boden Sachsen-Anhalts gewirkt hat. Zugleich soll der Preis an die Verbindung dieses Raums mit anderen Teilen Europas erinnern.“
„Der Preisträger soll sich entweder in seinem wissenschaftlichen oder literarischen Werk insbesondere mit der historischen Region Sachsen als Thema der Geschichte, der Rechtsgeschichte, der Germanistik oder der Sozialwissenschaften in herausragender Weise beschäftigt haben oder durch besondere wissenschaftsorientierte Leistungen zur Erforschung der historischen Region Sachsen ausgewiesen sein. Untersuchungsergebnisse über die Wirkung der historischen Region Sachsen auf den west- und osteuropäischen Raum sind erwünscht.“
Der Preis besteht aus einer Bronzestatuette des Magdeburger Bildhauers Heinrich Apel, die Eike von Repgow darstellt, einer Ehrenurkunde und einer Dotation in Höhe von 2.500 Euro.
Bisherige Eike-von-Repgow-Preisträger sind:
- 1998 Prof. Dr. Dr. h. c. Ernst Eichler
- 1999 Prof. Dr. phil. habil. Günter Mühlpfordt
- 2000 Prof. Dr. Dr. h. c. Ruth Schmidt-Wiegand
- 2001 Prof. Jürgen Goydke
- 2002 Prof. Dr. Heiner Lück
- 2003 Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Ebel
- 2004 Prof. Dr. Danuta Janicka
- 2006 Prof. Dr. Dr. h. c. Karl Kroeschell
- 2008 Prof. Dr. Rudolf Schieffer
- 2010 Prof. László Blazovich
- 2012 Dr. phil. Jolanta Karpavičiené
- 2014 Prof. Dr. Dirk Heirbraut
- 2016 Prof. Dr. Bernd Schneidmüller
- 2018 Prof. Dr. Clausdieter Schott
- 2020 Prof. Dr. hab. Roman Czaja
Darüber hinaus wurde Herrn Prof. Dr. Dr. hc. Rolf Lieberwirth 1988 die Repgow-Statuette verliehen, wodurch er den Status eines Preisträgers innehat.
—
Text: Landeshauptstadt Magdeburg
Symbolfoto: Eike Von Repgow Statue/pixabay