Eine Stadt in Trauer, eine Gesellschaft im Kampf um SolidaritÀt

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Magdeburg trauert um die Opfer des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt am 20. Dezember 2024. Jetzt gilt es, SolidaritÀt zu zeigen und gegen Hass zusammenzustehen, erklÀren die Vorsitzenden der Partei Die Linke, Ines Schwerdtner und Jan van Aken:

»Der Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt hat uns tief erschĂŒttert. FĂŒnf Menschen haben ihr Leben verloren, ĂŒber 200 wurden verletzt. Diese Tat hinterlĂ€sst Wunden, die weit ĂŒber den Ort des Geschehens hinausreichen. Unser MitgefĂŒhl gilt den Opfern, den Verletzten und ihren Angehörigen, die plötzlich mit unermesslichem Leid konfrontiert sind. Jetzt ist die Zeit, als Stadtgesellschaft zusammenzustehen, einander Trost zu spenden und SolidaritĂ€t zu zeigen.

Magdeburg steht still. Die Trauer ist greifbar, die Angst spĂŒrbar. Inmitten dieser Dunkelheit zeigt sich aber auch die StĂ€rke der Gemeinschaft. Menschen kommen zusammen, entzĂŒnden Kerzen, legen Blumen nieder. Diese Gesten des Zusammenhalts sind ein Zeichen: Ihr seid nicht allein – weder in eurer Trauer noch in eurer Verunsicherung.

Doch schon wenige Stunden nach dem Anschlag haben rechte KrĂ€fte begonnen, die Tragödie fĂŒr ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Statt stiller Anteilnahme wird Hetze verbreitet. Statt Lösungen fĂŒr gesellschaftliche Probleme zu suchen, werden Feindbilder geschaffen. Diese Polarisierung bedroht das Fundament einer offenen und vielfĂ€ltigen Gesellschaft.

Eine offene Gesellschaft ist verletzlich. Der Anschlag in Magdeburg zeigt dies auf brutale Weise. Doch gerade diese Verletzlichkeit ist ein Zeichen von StĂ€rke. Sie ist der Preis fĂŒr Freiheit und Vielfalt. Diese Werte dĂŒrfen wir nicht denjenigen ĂŒberlassen, die mit Hass und Gewalt Spaltung sĂ€en wollen.

Was jetzt zĂ€hlt, ist eine klare Haltung. Die politische und gesellschaftliche Aufarbeitung der Tat muss entschlossen und differenziert gefĂŒhrt werden. Es ist essenziell, die Mechanismen zu verstehen, die Radikalisierung ermöglichen – sei es im Rechtsextremismus, bei Verschwörungstheorien oder in religiös-fanatischen Milieus. Diese Ideologien lernen voneinander und bedienen sich der gleichen Netzwerke und Plattformen. Nur ein umfassendes VerstĂ€ndnis erlaubt es uns, solche Taten in Zukunft zu verhindern.

Gleichzeitig dĂŒrfen wir nicht zulassen, dass Migrant*innen zu Opfern erneuter Hetze werden. Schon jetzt stehen viele Menschen mit Migrationsgeschichte unter massivem Druck. Unsere Gesellschaft muss zeigen, dass sie stark genug ist, sowohl die Trauer zu tragen als auch alle Menschen gleichermaßen zu schĂŒtzen.

Die Tat in Magdeburg verlangt eine sorgfĂ€ltige AufklĂ€rung. Wir brauchen Antworten: Welche Warnsignale gab es? Wie wurde mit ihnen umgegangen? Wie können Sicherheitskonzepte verbessert werden, ohne in blinden Aktionismus zu verfallen? Das Verlangen nach mehr Überwachung und mehr Befugnissen fĂŒr Behörden ist ein Reflex. Zur PrĂ€vention tragen solche Maßnahmen wenig bei. Es braucht stattdessen mehr Expertise und einen koordinierten Informationsaustausch zwischen den zustĂ€ndigen Institutionen.

Schließlich ist SolidaritĂ€t nicht nur ein moralisches Gebot, sondern auch eine praktische Notwendigkeit. Viele der Opfer stehen vor existenziellen Herausforderungen – sei es durch hohe Behandlungskosten oder fehlende Versicherungen. Ein Spendenaufruf wurde gestartet, um den Betroffenen und ihren Familien zumindest finanzielle Lasten zu nehmen. Diese UnterstĂŒtzung ist ein konkretes Zeichen dafĂŒr, dass sie nicht allein gelassen werden.

Magdeburg wird Zeit brauchen, um zu heilen. Es braucht Zeit fĂŒr Stille, fĂŒr Trauer und fĂŒr die Besinnung. Doch wir dĂŒrfen uns nicht lĂ€hmen lassen. Unsere Antwort auf Hass und Gewalt muss eine noch stĂ€rkere SolidaritĂ€t sein. Eine offene Gesellschaft ist verletzlich, ja. Aber sie ist auch die einzige Gesellschaftsform, die wahre Freiheit und WĂŒrde fĂŒr alle ermöglicht.«

Quelle: Partei Die Linke am 24. Dezember 2024

Foto: Ines Schwerdtner und Jan van Aken (c) phoenix