Energiekrise: Inflation, Rezession, Wohlstandsverlust

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Die krisenhafte Zuspitzung auf den GasmĂ€rkten belastet die deutsche Wirtschaft schwer. Die stark gestiegenen Gaspreise erhöhen die Energiekosten drastisch und gehen mit einem massiven gesamtwirtschaftlichen Kaufkraftentzug einher. Trotz eines RĂŒckgangs in der zweiten JahreshĂ€lfte dĂŒrfte das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 1,4 Prozent ausgeweitet werden. FĂŒr das kommende Jahr erwarten die Institute fĂŒr das Bruttoinlandsprodukt im Jahresdurchschnitt einen RĂŒckgang um 0,4 Prozent, fĂŒr das Jahr 2024 einen Anstieg um 1,9 Prozent.

Die Institute halbieren damit annĂ€hernd ihre im FrĂŒhjahr aufgestellte Prognose fĂŒr dieses Jahr. FĂŒr das kommende Jahr senken sie ihre Prognose von 3,1 Prozent auf –0,4 Prozent. In dieser Revision zeigt sich das Ausmaß der Energiekrise. So fĂ€llt die Wirtschaftsleistung im laufenden und kommenden Jahr insgesamt um 160 Mrd. Euro niedriger aus, als noch im FrĂŒhjahr zu erwarten war. Die Inflationsrate dĂŒrfte sich in den kommenden Monaten weiter erhöhen. Jahresdurchschnittlich ergibt sich fĂŒr das Jahr 2023 mit 8,8 Prozent eine Teuerungsrate, die nochmals leicht ĂŒber dem Wert des laufenden Jahres von 8,4 Prozent liegt. Erst im Jahr 2024 wird die 2-Prozent-Marke allmĂ€hlich wieder erreicht.

Der Grund fĂŒr die Verschlechterung der konjunkturellen Aussichten sind vor allem die reduzierten Gaslieferungen aus Russland. Mit ihnen ist ein erheblicher Teil des Gasangebots weggefallen und auch das Risiko gestiegen, dass die verbleibenden Liefer- und Speichermengen im Winter nicht ausreichen werden, um die Nachfrage zu decken. Vor diesem Hintergrund sind die Gaspreise in den Sommermonaten in die Höhe geschossen. Die Unternehmen haben bereits damit begonnen, ihren Gasverbrauch spĂŒrbar einzuschrĂ€nken. Auch wenn die Institute fĂŒr den kommenden Winter bei normalen Witterungsbedingungen mit keiner Gasmangellage rechnen, bleibt die Versorgungslage Ă€ußerst angespannt. Mittelfristig dĂŒrfte sich die Lage zwar etwas entspannen, dennoch dĂŒrften die Gaspreise deutlich ĂŒber Vorkrisenniveau liegen. Dies bedeutet fĂŒr Deutschland einen permanenten Wohlstandsverlust.

Vom Arbeitsmarkt geht eine stabilisierende Wirkung aus. Zwar dĂŒrfte die Nachfrage nach neuen ArbeitskrĂ€ften angesichts der konjunkturellen SchwĂ€chephase zurĂŒckgehen. Die Unternehmen werden aufgrund des FachkrĂ€ftemangels in vielen Bereichen aber bestrebt sein, den vorhandenen Personalbestand zu halten, sodass die ErwerbstĂ€tigkeit nur vorĂŒbergehend geringfĂŒgig sinken dĂŒrfte.

„Der russische Angriff auf die Ukraine und die daraus resultierende Krise auf den EnergiemĂ€rkten fĂŒhren zu einem spĂŒrbaren Einbruch der deutschen Wirtschaft“, sagt Torsten Schmidt, Konjunkturchef des RWI – Leibniz-Institut fĂŒr Wirtschaftsforschung und Sprecher der Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose. „Die hohen Energie- und Lebensmittelpreise, die im kommenden Jahr weiter ansteigen dĂŒrften, sorgen fĂŒr deutliche Kaufkraftverluste. Sowohl einkommensschwache Haushalte als auch Unternehmen sind deshalb auf weitere UnterstĂŒtzung der Politik angewiesen. Bei den Unternehmen ist allerdings darauf zu achten, dass es nicht zu dauerhaften Subventionen kommt. Immerhin zeigt sich der Arbeitsmarkt stabil, aufgrund des Personalmangels in vielen Branchen ist trotz der Wirtschaftskrise keine erhöhte Arbeitslosigkeit zu erwarten.“

Text: ifo Institut

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