Bildungsgewerkschaft zu Warnstreiks im Rahmen der Tarifrunde im öffentlichen Dienst der LÀnder
Berlin â Fast 20.000 LandesbeschĂ€ftigte, die an Bildungseinrichtungen arbeiten, sind dem bundesweiten Warnstreikaufruf der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) zum âStreiktag Bildungâ gefolgt. Mit Streiks und Aktionen haben in Hamburg 4.000, in Berlin 6.000, in Leipzig 7.000 und in Karlsruhe 1.000 Streikende ihren Unmut ĂŒber die Blockadehaltung der Arbeitgeber (Tarifgemeinschaft deutscher LĂ€nder, TdL) in der laufenden Tarifrunde gezeigt. LehrkrĂ€fte, Erzieherinnen, Sozialarbeiter und -pĂ€dagogen, Hochschullehrende sowie studentische BeschĂ€ftigte haben sich an den Aktionen beteiligt und damit den Forderungen der Gewerkschaften in der LĂ€nderrunde Nachdruck verliehen.
Maike Finnern (Foto), GEW-Vorsitzende, sagte in Berlin: âIn unseren Schulen und Hochschulen arbeiten die Kolleginnen und Kollegen am Limit. Sie stehen fĂŒr die Zukunft unseres Landes. Sie bilden und erziehen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Ihre Arbeit ist unverzichtbar. Zugleich leiden sie unter dem enormen FachkrĂ€ftemangel. Auch die Inflation ist nicht spurlos an ihnen vorbeigegangen. Die GehĂ€lter mĂŒssen jetzt spĂŒrbar steigen. Die Profis in der Bildung brauchen 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro mehr. Ich erwarte, dass die Arbeitgeber jetzt ein ordentliches Angebot vorlegen.â
Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied fĂŒr Schule, sagte in Hamburg: âStatt eines Angebots jammern die LĂ€nder-Arbeitgeber auch in dieser Tarifrunde ĂŒber die steigenden Personalkosten, ĂŒber hohe SchuldenstĂ€nde und fehlendes Geld. Was sie verschweigen: Das Geld ist da! Laut Statistischem Bundesamt haben die LĂ€nder in den ersten beiden Quartalen 2023 sogar Schulden abgebaut. Fast alle BundeslĂ€nder haben mehr Steuern eingenommen als sie Geld ausgegeben haben. Ich fordere den VerhandlungsfĂŒhrer der TdL, Andreas Dressel, Finanzsenator hier in Hamburg, auf: Investieren Sie in die pĂ€dagogischen FachkrĂ€fte, die die Bildungseinrichtungen am Laufen halten! Die Kolleginnen und Kollegen sind Profis â und Profis brauchen mehr!â
Doreen Siebernik, GEW-Vorstandsmitglied fĂŒr Jugendhilfe und Sozialarbeit, sagte in Leipzig: âWenn die Arbeitgeber jetzt nicht wach werden und die Kolleginnen und Kollegen im öffentlichen Dienst anstĂ€ndig und fair bezahlen, dann verschĂ€rft sich der FachkrĂ€ftemangel weiter. Wir durchleben die gröĂte Bildungskrise der Geschichte Deutschlands. Wenn die Arbeitgeber jetzt Ausgaben kĂŒrzen, machen sie sich auch an den Kindern in unserem Land schuldig und nehmen Ihnen ihr Recht auf eine gute Kindheit, auf beste Bildung und Teilhabe. Es braucht jetzt gute Arbeitsbedingungen und eine gute Bezahlung gehört einfach dazu.â
Daniel Merbitz, GEW-Vorstandsmitglied fĂŒr Tarif- und Beamtenpolitik, sagte in Karlsruhe: âBei diesen Arbeitgebern mĂŒssen wir jeden Cent erstreiken. Sie rĂŒcken ohne Streiks nichts heraus. So sieht ihre WertschĂ€tzung aus. Im Bildungsbereich brennt die HĂŒtte: Inflation, FachkrĂ€ftemangel, Ăberlastung. Und was machen die Arbeitgeber? Sie stellen das Löschwasser ab. Selbst den Tarifschutz fĂŒr studentische HilfskrĂ€ften blockieren sie. Wir lassen ihnen nicht durchgehen, dass sie sich wegducken!â
Info: Die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes wollen 10,5 Prozent Gehaltserhöhung, mindestens aber 500 Euro monatlich mehr, einen Tarifvertrag fĂŒr alle studentischen BeschĂ€ftigten (TV Stud) sowie ein Nachziehen der Verbesserungen im Sozial- und Erziehungsdienst bei den Kommunen auf Landesebene durchsetzen. Der Tarifvertrag soll ein Jahr laufen. Die Arbeitgeber hatten auch in der zweiten Verhandlungsrunde Anfang November kein Angebot vorgelegt.
FĂŒr die Tarifrunde im öffentlichen Dienst der LĂ€nder sind insgesamt drei Verhandlungsrunden geplant. Die dritte und voraussichtlich letzte Runde ist vom 7. bis 9. Dezember 2023 in Potsdam geplant.
Text/Foto: Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (c) GEW